Tausende wollten vom Berliner Hauptbahnhof durch die Innenstadt ziehen, um anschließend das Regierungsviertel zu umzingeln.
Berlin. Unter lautstarkem Protest gegen die Atompolitik der Bundesregierung hat am Sonnabend die große Anti-Atom-Demonstration in Berlin begonnen. Tausende Menschen wollten am Samstag vom Berliner Hauptbahnhof durch die Innenstadt ziehen, um anschließend das Regierungsviertel zu umzingeln. Die Polizei sprach von mehreren zehntausend Teilnehmern, die Veranstalter rechneten im Vorfeld mit mehr als 50.000 Demonstranten. Zu der Großveranstaltung hatte das Organisationsbündnis “Atomkraft: Schluss jetzt!“ aufgerufen. Die Abschlusskundgebung sollte um 16.00 Uhr am Berliner Hauptbahnhof stattfinden.
Vor Beginn der Veranstaltung zeigten sich die Veranstalter zufrieden mit der Resonanz. “Wir können schon sagen, dass die Beteiligung unsere Erwartungen jetzt schon übertrifft“, sagte Jochen Stay von der Organisation Ausgestrahlt der Nachrichtenagentur dapd. “Uns wurden aus dem gesamten Bundesgebiet über 200 Reisebusse und drei Sonderzüge gemeldet“, sagte Uwe Hiksch von den Naturfreunden Deutschland. Die vollen und zum Teil überfüllten Zuge aus Hamburg, dem Ruhrgebiet und Baden-Württemberg trafen zwischen 11.30 Uhr und 12.00 Uhr am Berliner Hauptbahnhof ein.
Am Rande der Demonstration bekräftigten die Vorsitzenden von SPD und Grünen, Sigmar Gabriel und Claudia Roth, ihre Absicht, gegen die Laufzeitverlängerungen vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. “Wir werden natürlich klagen. Die Umgehung des Bundestages und des Bundesrates ist mit Sicherheit verfassungswidrig“, sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel. Roth sagte: “Ich sehe ganz große Chancen, die Laufzeitverlängerungen zu stoppen, weil das, was diese Bundesregierung versucht, ist überhaupt nicht zu vereinbaren mit der Verantwortung jeder Bundesregierung, für die Sicherheit der Menschen in diesem Land zu sorgen.“
Beide Politiker rügten, dass weder das Parlament, noch die Öffentlichkeit an der Entscheidung der Bundesregierung beteiligt wurden, die Laufzeiten zu verlängern. Gabriel sagte, die Geheimabsprachen begünstigten die Energiekonzerne einseitig und seien ein “Konjunkturprogramm für Politikverdrossenheit.“ Roth übte auch deutliche Kritik an der Wiederaufnahme der Erkundung des Salzstocks Gorleben, die für Anfang Oktober geplant ist. “Die Festlegung auf Gorleben ist eine zynische Provokation“, sagte sie.