Der Frachter mit Hilfsgütern ist auf dem Weg zum Gazastreifen von der israelischen Armee gestoppt worden. Die Aktion endete unblutig.
Tel Aviv. Die israelische Marine hat am Sonnabend nach mehreren Warnungen ein Hilfsschiff für den Gazastreifen im Mittelmeer gestoppt. Soldaten übernahmen mit Genehmigung der 20 pro-palästinensischen Aktivisten an Bord den unter irischer Flagge fahrenden Frachter „Rachel Corrie“. Wie eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, kam es dabei zu keiner Gewaltanwendung. Niemand sei verletzt worden. Es seien keine Schüsse abgefeuert worden.
Am Montag waren bei der gewaltsamen Erstürmung des türkischen Passagierschiffes „Mavi Marmara“ durch israelische Soldaten neun Personen getötet und weitere 45 verletzt worden. Diesmal setzten die Israelis keine Hubschrauber ein, sondern enterten das Hilfsschiff von See aus. Die Organisation Free Gaza protestierte gegen die Übernahme ihres Frachters in internationalen Gewässern. An Bord war auch die nordirische Nobelpreisträgerin Mairead Maguire (66).
Die israelische Marine hatte das siebte Schiff der „Gaza- Solidaritätsflotte“ mehr als acht Stunden lang verfolgt. Die Besatzung widersetzte sich insgesamt vier Aufforderungen, den Kurs zu wechseln und nicht in die Küstengewässer vor dem Gazastreifen zu fahren. Die pro-palästinensischen Aktivisten wollten mit ihrer Aktion gegen die seit drei Jahren anhaltende Blockade des Gazastreifens protestieren.
Das Schiff wurde nach Angaben der Sprecherin in den israelischen Hafen von Aschdod gezogen. Dort sollten die 1200 Tonnen Hilfsgüter gelöscht und inspiziert werden. Danach würden sie in den Gazastreifen weitergeleitet.
„Sie nähern sich feindlichem Gebiet, das unter einer Seeblockade steht. Das Gebiet von Gaza, die Küstenregion und der Hafen von Gaza sind geschlossen für allen Seeverkehr“, warnten die Soldaten nach Angaben der Armee. „Wir laden Sie nach Aschdod ein“, bot die israelische Armee dann den Hafen nördlich des Gaza-Streifens als Alternative an. Die USA hatten noch am Morgen den Aktivisten auf der „Rachel Corrie“ dringend davon abgeraten, es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen und weiter Kurs auf den Gazastreifen zu halten. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Mike Hammer, machte aber auch deutlich, dass auch Washington mit der Blockade des von der radikalen Hamas beherrschten Gazastreifens durch Israel nicht glücklich ist. „Die derzeitige Regelung ist nicht haltbar und muss geändert werden“, sagte er am Freitagabend (Ortszeit) in Washington. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Jigal Palmor, hatte bereits am Freitag angekündigt, dass Israel auch dem siebten Schiff der Solidaritätsflotte nicht gestatten werde, die Seeblockade zu brechen. „Gaza ist wegen der (radikal-islamischen Organisation) Hamas noch ein Kriegsgebiet und es gibt eine Blockade. Unsere Politik hat sich nicht geändert“, sagte Palmor. Der irische Frachter hatte unter anderem auch 560 Tonnen Zement an Bord. Israel lässt bislang keinen Zement in den Gazastreifen. Als Grund gibt die Regierung in Jerusalem an, dass die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas damit ihre militärischen Strukturen neu aufbauen könnte. Zementmangel ist nach Angaben von Hilfsorganisationen eines der größten Hindernisse beim Wiederaufbau des im Gaza-Krieg 2008/2009 zerstörten Gazastreifens.
Ägypten hatte am Donnerstag seine Landgrenze zum Gaza-Streifen aus humanitären Gründen geöffnet. Bis Samstag passierten nach ägyptischen Angaben etwa 3500 Palästinenser den Grenzübergang Rafah, darunter Patienten, die ärztliche Hilfe in Ägypten suchten. 250 Lastwagen brachten Hilfsgüter in den Gazastreifen.
Nach der gewaltsamen Erstürmung des türkischen Hilfsschiffes kam es auch am Samstag wieder zu internationalen Protesten gegen Israel. In der australischen Hafenstadt Sydney demonstrierten Tausende gegen die Blockade des Gazastreifens und die Erstürmung der Hilfsflotille. Demonstranten verbrannten eine israelische Fahne.