Das Schicksal eines Deutschen ist noch ungeklärt, fünf Deutsche konnten ausreisen. Die weltweite Kritik an Israels Vorgehen wächst.
Tel Aviv. Fünf der an dem Hilfskonvoi für die Palästinenser beteiligten elf Deutschen werden in einem israelischen Gefängnis festgehalten . „Derzeit befinden sich fünf deutsche Staatsangehörige im Gefängnis in Beerscheba“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Sie würden von der deutschen Botschaft in Tel Aviv „konsularisch betreut“. Botschaftsmitarbeiter hätten inzwischen mit ihnen sprechen können. Das Schicksal eines weiteren Deutschen sei unklar. Die Botschaft bemühe sich jedoch „weiterhin intensiv“ bei den israelischen Behörden, seinen Verbleib zu klären.
Fünf deutsche Aktivisten, die an Bord der sechs Schiffe des Hilfskonvois waren, konnten inzwischen aus Israel ausreisen; unter ihnen auch zwei Bundestagsabgeordnete der Linkspartei und der frühere Abgeordnete Norman Paech aus Hamburg .
Auch der schwedische Bestseller-Krimiautor Henning Mankell war am Dienstag auf dem Heimweg. Er sei in Sorge um die noch in israelischer Haft sitzenden Aktivisten, sagte der Schöpfer des Kommissars Wallander der Zeitung „Expressen“ während des Rückflugs aus Israel. Nach Angaben des Außenministeriums in Stockholm waren insgesamt elf Schweden an Bord der Schiffe der Gaza-Flottille.
Nach der blutigen Kommandoaktion Israels gegen die Gaza-„Solidaritätsflotte“ hagelt es weiter weltweit heftige Kritik an der Regierung in Jerusalem. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte das Vorgehen der israelischen Marine, die USA zeigten sich im UN-Menschenrechtsrat in Genf „tief besorgt“ und der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sprach angesichts von mindestens neun Toten gar von einem Massaker und fügte hinzu: „Sie (die Israelis) haben der Welt einmal mehr gezeigt, wie gut sie morden können“.
Deutsche Gaza-Aktivisten erhoben ebenfalls schwere Vorwürfe gegen Israel. Die Bundestagsabgeordnete Inge Höger von der Linkspartei beschrieb die gewaltsame Aktion des israelischen Militärs gegen einen internationalen Schiffskonvoi mit den Worten: „Wir haben uns wie im Krieg gefühlt.“
Bei dem Einsatz israelischer Elitesoldaten waren am frühen Montag im Mittelmeer mindestens neun Menschen getötet worden. Nach Medienberichten und ersten Augenzeugenschilderungen soll die Zahl jedoch weit höher sein. 45 ausländische Aktivisten wurden am Dienstag noch in israelischen Krankenhäusern behandelt. Die meisten von ihnen seien Türken, Passagiere des angegriffenen türkischen Schiffes „Mavi Marmara“, hieß es. Nach Darstellung der deutschen Aktivisten begann der Überfall des israelischen Elitekommandos am Montag gegen 4.30 Uhr, Schlauchboote näherten sich der „Mavi Marmara“. Die Soldaten seien maskiert und schwer bewaffnet gewesen. Die Deutschen wehrten sich gegen Vorwürfe, dass auch die Aktivisten Gewalt angewandt hätten.
Unter dem Eindruck der Militäraktion öffnete Ägypten inzwischen die Grenze zum Gazastreifen für Kranke und Hilfsgüter. Die Regierung teilte mit, humanitäre Hilfe und medizinische Güter dürften ab sofort über den Grenzübergang Rafah zu den Palästinensern gebracht werden. Wie lange die Grenze offen bleiben sollte, war unklar.
Unterdessen hat Israel nach Angaben von Außenamtssprecher Jigal Palmor erhebliche Schwierigkeiten, die neun bei der Erstürmung Getöteten zu identifizieren. Augenzeugen und Aktivisten seien nicht bereit gewesen zu helfen, sagte Palmor in Jerusalem. Auch bei der geplanten Abschiebung von einigen Aktivisten gibt es Palmor zufolge Probleme. Das liege an den fehlenden diplomatischen Beziehungen zu einer Reihe von Ländern. Einen Grund für eine Entschuldigung sieht Israel nicht. „Wir müssen uns nicht dafür entschuldigen, dass wir uns selbst verteidigt haben“, sagte Vizeaußenminister Danny Ajalon. Israels Premier Benjamin Netanjahu sprach von Notwehr der Soldaten.