Eine Agentur hat jetzt auch Spanien herabgestuft. Die Börsen reagierten panisch. Möglicherweise muss Deutschland mehr Hilfen bereitstellen.
Sao Paolo. Die Haushaltskrise in Griechenland bringt immer mehr die Stabilität des gesamten Euro-Raums ins Wanken. Die Ratingagentur Standard & Poor's bewertete am Mittwoch nach Griechenland und Portugal nun auch Spanien in seiner Kreditwürdigkeit schlechter. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) schließt nicht aus, dass Deutschland eine höhere Nothilfe für Athen als bislang angenommen bereitstellen muss.
Standard & Poor's stufte die Kreditwürdigkeit von Spanien um eine Note von „AA+“ auf „AA“ herunter. Die Finanzexperten begründeten ihre Entscheidung mit der Aussicht auf eine anhaltend schwache Konjunktur in dem südeuropäischen Land. Die internationalen Börsen rutschten daraufhin ab: Der Handelsplatz in Madrid schloss im Minus, auch in Frankfurt am Main rutschte der Dax um 1,22 Prozent ab. Der Euro sank auf 1,3128 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit einem Jahr.
Am Dienstag hatte die Ratingagentur bereits die Kreditwürdigkeit von Griechenland und Portugal herabgestuft und damit besonders die finanzpolitischen Handlungsmöglichkeiten des hoch verschuldeten Griechenland weiter eingeschränkt. Portugals Finanzminister, Teixeira dos Santos, wies am Mittwoch jeden Vergleich zu Griechenland zurück. Auch Spaniens Regierung rief die Märkte zur Ruhe auf. Nach Griechenland gelten Spanien und Portugal als weitere finanzpolitische Wackelkandidaten der Euro-Zone.
Die Folgen der Bewertungen durch Standard & Poor's lösten heftige Kritik an den Ratingagenturen aus. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte eine unabhängige europäische Ratingagentur. Die EU müsse den Agenturen „eigene Bemühungen“ entgegensetzen, sagte er den Zeitungen der „WAZ“-Mediengruppe (Donnerstagausgaben).
Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, relativierte hingegen die Bedeutung der Unternehmen: Es sei unangemessen, die von den Ratingagenturen vorgenommenen Einstufungen „allzusehr zu glauben“, sagte er am Mittwochabend in Berlin.
Wirtschaftsminister Brüderle schloss indes nicht aus, dass Deutschland für die Notkredite für Griechenland möglicherweise mehr als die bislang genannten 8,4 Milliarden Euro bereitstellen muss. Insgesamt nannte Brüderle während einer Brasilien-Reise einem Sprecher zufolge als mögliche Gesamthöhe der Griechenland-Hilfen in drei Jahren ein Volumen von 135 Milliarden Euro. Auf Deutschland kommen nach Angaben Brüderles 25 bis 30 Milliarden in diesem Zeitraum zu. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) rechnete im Bielefelder „Westfalen-Blatt“ (Donnerstag) allerdings mit weniger. Schäuble sagte: „Die Experten gehen davon aus, dass die Summen für 2011 und 2012 niedriger ausfallen.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte die Angaben am Mittwochabend in Berlin nicht kommentieren. Zunächst müsse der Hilfsplan für Athen stehen, dann könne über Zahlen gesprochen werden, sagt sie. Griechenland bittet Euro-Länder und IWF um bis zu 45 Milliarden Euro an Hilfen in diesem Jahr.