Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle ist in Brasilien zu Besuch und will Milliardendeals für die deutsche Wirtschaft einfädeln.
Brasilia. Der Stahlkonzern und Schiffbauer ThyssenKrupp kann nach Einschätzung der Bundesregierung auf einen großen Rüstungsauftrag aus Brasilien hoffen. Dabei geht es um drei Fregatten für 1,5 Milliarden Euro. Brüderle sagte am Dienstag zum Auftakt seines Brasilien-Besuchs in der Hauptstadt Brasilia, dass auch beim Ausbau des Eisenbahnnetzes für die großen Sportereignisse WM 2014 und Olympia 2016 die deutschen Angebote Transrapid oder ICE gut im Rennen lägen. Entscheidungen stehen aber noch nicht an.
Das Fregatten-Geschäft würde nach Ansicht des FDP-Politikers den schwer angeschlagenen deutschen Werften helfen. „Das wäre momentan sehr wichtig für die Auslastung der Werften Blohm + Voss und HDW.“ Dahinter steht die Werftensparte ThyssenKrupp Marine Systems des DAX-Konzerns. In einem Befreiungsschlag verkauften die Düsseldorfer kürzlich die Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss an den arabischen Schiffbauer Abu Dhabi Mar.
In ThyssenKrupp-Unternehmenskreisen wird die positive politische Einschätzung des Brasilien-Deals bestätigt. „Wir sind insgesamt optimistisch.“ Zunächst sei es wichtig, auf eine Kandidatenliste für den Zuschlag von bis zu sechs Schutzbooten für Ölbohrinseln vor der brasilianischen Küste zu kommen. „Wir hoffen, dass wir dabei sind.“ Dieses kleinere Geschäft habe eine Größenordnung im dreistelligen Millionenbereich. Die Brasilianer hätten erklärt, wer hier auf der Liste sei, könne sich auch bei den Fregatten gute Chancen ausrechnen.
Brasilien muss für die beiden Mega-Sportevents Studien zufolge über 40 Milliarden Euro in den Ausbau von Flughäfen, Bahn, Stadien, Telekom und Sicherheit stecken. Von Rio de Janeiro über Sao Paulo nach Campinas soll eine 512 Kilometer lange Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke gebaut werden. „Die Brasilianer brauchen Tempo und eine Verkehrsentlastung für die Sportereignisse 2014/16“, sagte Brüderle.
Er deutete an, dass die brasilianische Regierung wohl eher nicht auf den Transrapid, sondern auf herkömmliche Schnellzüge setzen werde, um in einem Bieterkampf zwischen Deutschland (ICE), Frankreich (TGV) und Japan (Shinkansen) einen guten Preis zu erzielen. „Die Brasilianer sind gute Kaufleute.“
Brüderle wies den Eindruck zurück, Deutschland sei in Brasilien spät dran. „Wir sind traditionell der bevorzugte Partner.“ Bis Jahresende soll endlich ein neues Steuerabkommen unter Dach und Fach sein, um die Arbeit der über 1000 deutschen Firmen vor Ort zu erleichtern. 2010 wird ein Wachstum von fünf Prozent erwartet. Brasilien habe die Finanzkrise bemerkenswert gut überstanden, sagte Brüderle.
Die Bundesregierung hofiert seit einigen Monaten verstärkt die finanzstarken Brasilianer. Anfang Mai wird Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zu einer großen Wirtschaftskonferenz in München erwartet, an der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) teilnehmen wollen.