Bundeskanzlerin Merkel wurde in den eigenen Reihen für ihren Führungsstil kritisiert. CDU-Vize Koch hat sie im Abendblatt-Interview verteidigt.
Hamburg. Hessens Ministerpräsident Roland Koch hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen Kritik aus den eigenen Reihen in Schutz genommen. „In einer großen Volkspartei ist der Führungsstil, den Angela Merkel pflegt, alternativlos“, sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende im Interview des „Hamburger Abendblatts“ (Dienstag-Ausgabe). „Die CDU in Deutschland steht hinter Angela Merkel, und keiner in der Parteiführung wird zulassen, dass eine Debatte über unsere Parteivorsitzende losgetreten wird.“ Zwar müsse die CDU darüber reden, wie sie bei der nächsten Bundestagswahl „wieder nahe an die 40 Prozent kommen“ könne. Doch sei es „sehr bedauerlich, wenn daraus eine Personaldiskussion wird, die eine inhaltliche Auseinandersetzung verhindert“.
Koch ging auf Distanz zum hessischen CDU-Fraktionsvorsitzenden Christean Wagner, der zusammen mit anderen Landespolitikern einen Zeitungsbeitrag verfasst hatte, der sich kritisch mit dem Führungsstil Merkels auseinandersetzt. Die Kritik sei nicht mit ihm abgestimmt gewesen, betonte Koch. Es handele sich um Wagners eigene Meinung.
Koch bezeichnete es als „außerordentliche Leistung“, dass es der CDU gelungen sei, sich bei der Bundestagswahl „aus der Umklammerung der Sozialdemokratie wieder zu befreien“ und eine Koalition mit der FDP zu bilden. Bedenken der Kritiker, die CDU wolle sich als neue SPD positionieren, wies Koch zurück. „Wir achten selbstverständlich auch auf unsere konservativen Wähler“, so Koch. „Ganz klar: Wir wollen die Heimat der Konservativen bleiben.“
Merkels Führungsstil beschrieb Koch als erfolgreich: „Sie lässt Diskussionen zu, fasst sie am Ende zusammen und muss dann auch darauf bestehen, dass Ergebnisse gemeinsam getragen werden und es keine dissonanten Wortmeldungen mehr gibt. Wenn sie zu früh zusammenfasst, ist das nicht gut für ihre Autorität und auch nicht für die Gesprächs- und Handlungsfähigkeit der CDU. Deshalb ist sie gut beraten, sorgfältig damit umzugehen. Nach allem, was ich sehe, tut sie das auch.“
Auch Innenminister Thomas de Maizière (CDU) stellte sich hinter Merkel. „Ohne die Bundeskanzlerin Angela Merkel hätten wir nicht im Traum dieses Ergebnis gehabt“, sagte er dem MDR. „Natürlich ist jeder Diskussionsbeitrag über die Linie einer Partei in Ordnung, aber wenn man es auf diese Weise öffentlich macht, führt es eher dazu, dass die Diskussion erstickt als dass sie belebt wird.“
Rückendeckung bekam Merkel auch von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). „Ich empfinde es als angenehm, dass Angela Merkel Konflikte intern klärt und durch Argumente überzeugt, nicht durch Basta-Mentalität und Gockel-Gehabe. Das ist moderne Führung“, sagte Aigner der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Der Vorsitzende der Jungen Gruppe im Bundestag, Marco Wanderwitz (CDU), wies Forderungen nach einem strafferen Führungsstil Merkels zurück. „Wenn Angela Merkel Diskussionen durch ein Machtwort abwürgen würde, würden wir als Kanzlerwahlverein bezeichnet“, sagte er der „Berliner Zeitung“. Der „Basta-Stil“ sei Regierungsparteien in der Vergangenheit nicht wirklich bekommen. Die SPD habe zu Gerhard Schröders Zeiten genauso darunter gelitten wie die CDU unter manchen Vorfestlegungen von Helmut Kohl.