Die OECD stellt Deutschland schlechte Noten für die Integration aus: Kinder von Ausländern haben es am Arbeitsmarkt schwerer.
Berlin. Selbst bei gleichem Bildungsniveau haben Kinder von Migranten in Deutschland schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das geht aus einer am Donnerstag von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Berlin vorgestellten Studie hervor.
Die OECD zeigte sich vor allem über die schlechteren Chancen von Migrantenkindern mit Hochschulabschluss oder höherer beruflicher Bildung irritiert. Der Befund überrasche, da die Migrantenkinder ihre Bildungsabschlüsse in der Regel im Inland erworben hätten, erklärte OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig. Eine Erklärung könnte seiner Ansicht nach sein, dass auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung vorherrsche, dass Migranten und deren Nachkommen eher gering qualifiziert seien. Deren Bildungserfolge würden noch nicht ausreichend honoriert, kritisierte Liebig.
Für die Studie wurde die Situation von in Deutschland aufgewachsenen Kindern von Migranten mit derjenigen von jungen Menschen verglichen, die zumindest ein im Inland geborenes Elternteil haben. Dieser Vergleich ist laut OECD ein wichtiger Indikator für den Integrationserfolg, da sowohl die Nachkommen von Migranten als auch die Gruppe ohne Migrationshintergrund ihre gesamte Sozialisation und Ausbildung im gleichen Land erfahren haben. Den Ergebnissen zufolgen haben 90 Prozent der 20- bis 29-jährigen hochqualifizierten Männer ohne Migrationshintergrund einen Arbeitsplatz, während es in der Gruppe der jungen Männer mit Migrationshintergrund nur 81 Prozent sind. Mit Blick auf die Ausbildung von Migranten zeigte die Studie ein ähnliches Bild wie die PISA-Schulstudien: Unter den 20- bis 29-Jährigen mit Migrationshintergrund ist der Anteil der Geringqualifizierten ohne Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung doppelt so hoch wie in der gleichen Altersgruppe ohne Migrationshintergrund.
Auch in Luxemburg, Dänemark, den Niederlanden und Belgien zeigt sich ein ähnliches Bild. Ganz anders in der Schweiz. Dort gelingt die Arbeitsmarktintegration der sogenannten „zweiten Generation“ vergleichsweise gut. Zu diesem Ergebnis kommt eine international vergleichende Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die in Paris vorgestellt wurde.
DIe Studie der OECD könnte die Integrationsdebatte in Deutschland zusätzlich anfachen. Zuletzt hatte Bundesbankvorstand, Thilo Sarrazin, eine bundesweite Diskussion ausgelöst, nachdem er Türken und Arabern in Berlin unterstellte, nicht integrationswillig zu sein.