Leben in Deutschland: Zum ersten Mal wurden die Eingliederungs-Erfolge von Migranten unterschiedlicher Herkunft miteinander verglichen.
Berlin. Menschen mit türkischen Wurzeln sind in Deutschland deutlich schlechter integriert als Zuwanderer aus anderen Ländern. Sie sind im Schnitt schlechter gebildet und häufiger arbeitslos. Selbst in der zweiten Generation verbessert sich diese Situation nur unwesentlich. Am besten kommen Einwanderer aus EU-Ländern, deutschstämmige Aussiedler und Zuwanderer aus dem Fernen Osten mit dem Leben in Deutschland zurecht.
Das ist das Ergebnis einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung über den Stand der Integration in Deutschland, die heute vorgestellt wird. Erstmals wurden darin die Integrationserfolge einzelner Migrantengruppen einschließlich der Zuwanderer mit deutschem Pass verglichen, berichteten der "Spiegel" und die "Welt am Sonntag", denen die Studie vorab vorlag.
Danach sind 30 Prozent der Türken und Türkischstämmigen in Deutschland ohne Schulabschluss. Nur 14 Prozent haben Abitur - nicht einmal halb so viele wie in der deutschen Bevölkerung, weniger auch als bei den anderen Zuwanderergruppen.
Viele Türken sind arbeitslos, die Hausfrauen-Quote ist besonders hoch, und viele sind abhängig von Sozialleistungen. Besonders deutlich sind die Missstände im Saarland: 45 Prozent der Türken und Türkischstämmigen dort haben keinerlei Bildungsabschluss. Die größten Integrationserfolge kann Hessen verzeichnen. Auch Hamburg, wo etwa ein Viertel der Bevölkerung ursprünglich nicht aus Deutschland stammt, erhält in der Studie gute Noten.
Die Türken bilden in Deutschland mit drei Millionen Menschen nach den Aussiedlern die zweitgrößte Gruppe von Migranten. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte dem "Spiegel", er rechne künftig mit einem besseren Gelingen der Integration: "Das geht jetzt schnell." Es werde viel für Migranten getan. "Wir gehen den richtigen Weg. Wir müssen den sozial Schwächeren, die sich über Generationen abgeschottet haben, sagen: Ihr seid wichtig. Wir schätzen euch, ihr seid so viel wert wie die anderen auch."
Die grüne Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz sieht vor allem einen Grund für die mangelnde Integration der Türken. Sie hätten sich zu lange darauf eingestellt, nicht dauerhaft in Deutschland zu bleiben, sagte sie dem Abendblatt. "Aussiedler hingegen sind von Anfang an Deutsche." Es müsse dringend eine deutsch-türkische Identität ausgebildet werden, so Ekin Deligöz. "Das muss schon im Kindergarten anfangen, mit Sprachförderung, auch für die Mütter."