Eine rundweg positive Bilanz zieht der oberste Schulverwalter Niedersachsens nach seinen ersten vier Monaten im Amt.

Lüneburg. Seit dem 23. September 2008 leitet Ulrich Dempwolf (53) als Präsident die Landesschulbehörde mit Sitz in Lüneburg. Vom Niedersächsischen Kultusministerium im Jahre 2005 eingerichtet, ist die Behörde für sämtliche Schulen Niedersachsens zuständig. Ihre Aufgabenfelder umfassen: Schulaufsicht, Schulorganisation, Schulrecht und Haushalt, Unterrichtsversorgung, Lehrerpersonalien, schulformübergreifende Beratung und Unterstützung, schulpsychologische Beratung sowie die Verwaltung der Landesschulbehörde in der Lüneburger Zentrale.


Lüneburger Rundschau:

Welche Bilanz ziehen Sie nach vier Monaten Amtszeit?

Ulrich Dempwolf:

Wir sind gut aufgestellt. Da kann auch das Ministerium in Hannover zufrieden sein.



Rundschau:

Wie stellt sich die Unterrichtsversorgung in Lüneburg dar?

Dempwolf:

Sie stellt sich gut dar. Im Landesdurchschnitt liegt sie bei 100 Prozent, im Landkreis Lüneburg bei 99,9, in der Stadt von 99,8 Prozent. Wenn bei Krankheit eines Lehrers die Schulen feststellen, dass sie den Stundenausfall allein nicht überbrücken können, stellen sie einen Antrag auf Zuweisung einer Vertretungslehrkraft. Die kommt sofort an die entsprechende Schule.



Rundschau:

Der Schulerfolg eines Kindes hängt immer noch ab vom sozialen Status der Eltern. "Herkunft bestimmt Zukunft!" Wie ist dieser Konflikt zu lösen?

Dempwolf:

Niedersachsen wird in der PISA-Studie dargestellt als das Land, was es wohl am ehesten geschafft hat, die Probleme von Migration und sozialem Hintergrund zu lösen. Aber das ist eine Daueraufgabe. Zur Förderung der Integration gibt es bei uns verschiedene Programme und Modellprojekte von der Grundschule bis in die weiterführenden Schulen, beispielsweise das Brückenjahr um den Übergang von Kindertagesstätte zu den Grundschulen besser zu gestalten, frühkindliche Sprachförderung, die individuellen Lernentwicklungen, Ganztagsbetreuung und Kooperationen zwischen Schulen und Verein, um auch im Nachmittagsbereich vieles anzubieten. Ich glaube wir sind auf einem guten Wege und dies wird uns auch bestätigt



Rundschau:

Wie kann der Anspruch auf individuelle Förderung bei 33 Schülern pro Klasse realisiert werden?

Dempwolf:

Der Klassenbildungserlass sieht vor, dass eine Teilung bei 32 oder 33 Schülern pro Klasse vorgenommen werden kann. Ein Schulleiter steht vor der Frage, ob eine Teilung bezahlbar ist, denn wir müssen es finanzieren. Jeder Lehrer kostet ungefähr 50 000 Euro im Jahr. Uns muss klar sein, dass wir mit den Ressourcen sparsam umgehen müssen. Über alle Schulformen hinweg haben wir in Niedersachsen 21,5 Kinder pro Klasse. In allen anderen Bundesländern liegt der Schnitt bei 22,2. Bei der individuellen Förderung ist der einzelne Lehrer gefördert. Die individuelle Förderung ist vorgesehen in Schulseminaren und der Lehrerfortbildung - aber natürlich nicht ganz einfach zu machen.



Rundschau:

Zu Beginn der vergangenen Landtagsperiode wurde ein Programm zur Stärkung der Hauptschulen angekündigt. Wie verhält es sich mit der Umsetzung und wie attraktiv ist die Hauptschule heute noch?

Dempwolf:

Die Stärkung der Hauptschulen ist für diese und die letzte Landesregierung etwas ganz Wesentliches. Es ist ein Erfolgsprogramm und beinhaltet verschiedene Projekte. Das Modellprojekt ,Abschlussquote erhöhen - Berufsfähigkeit steigern' führt lernschwache Jugendliche zum erfolgreichen Schulabschluss. Ebenso erfolgreich läuft das Folgeprojekt ,Vertiefte Berufsorientierung und Praxisbegleitung'. Absolventen dieser Hauptschulen bekommen zu einem hohen Prozentsatz einen Ausbildungsplatz. Die Übergangsquoten von Klasse vier nach Klasse fünf könnten für die Hauptschulen besser aussehen, doch ist sie in den ländlichen Räumen Niedersachsens weiterhin die attraktive Schulform. Anders sieht es in den Städten aus.