Die Bundeswehr beteiligt sich derzeit mit mehreren hundert Soldaten und erstmals mit Panzern an einer der bisher größten Militäroffensiven gegen die Taliban.
Kabul. Rund 300 Bundeswehrsoldaten sind derzeit unter Führung der afghanischen Armee im Norden Afghanistans an einem Gefechtseinsatz mit schweren Waffen beteiligt. Es sei die wohl größte Operation unter deutscher Beteiligung, sagte Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erklärte, dass sich die Sicherheitslage in Afghanistan noch weiter verschärft habe. Der internationale Afghanistan-Einsatz könne zwar viele Erfolge vorweisen, sagte er. Doch, dass sich die Sicherheitslage in bestimmten Gebieten verschlechtert habe, gehöre ebenso zur Wahrheit. Konkret sprach Jung den Raum Kundus an. Hier habe sich die Situation durch Hinterhalte von Aufständischen und Gefechte verschärft. „Wir stehen auch in konkreten Kampfsituationen unseren Mann“, sagte der CDU-Politiker.
In Afghanistan sind derzeit rund 4000 Bundeswehrsoldaten stationiert, zumeist im Norden des Landes. Bisher sind bei dem Afghanistan-Einsatz 35 deutsche Soldaten gestorben. In der letzten Zeit haben die Kämpfe zwischen Bundeswehr und radikal-islamischen Taliban noch zugenommen. In Deutschland streitet deshalb die Koalition, ob sich die Soldaten am Hindukusch in einem Krieg befinden. Laut Jung sei es immer noch eine der wichtigste Aufgabe der Bundeswehr am Hindukusch, afghanische Soldaten und Polizisten auszubilden. Die Regierung in Kabul müsse in Zukunft selbst in der Lage sein, für Sicherheit zu sorgen und den „Rückfall in terroristische Strukturen“ verhindern. Aus diesem Grund will Jung den Bundeswehr-Einsatz am Hindukusch auch weiterhin nicht als Krieg bezeichnen. „Wir machen einen Stabilisierungseinsatz und keinen Krieg“, betonte er.
Das Verteidigungsministerium bestätigte jedoch einen Bericht der "Rheinischen Post", wonach auch Mörser und „Marder“-Panzer bei der Großoffensive eingesetzt werden. Bereits am Montag hatte das Ministerium mitgeteilt, dass es im Raum Kundus bei einer Operation der afghanischen Sicherheitskräfte mit deutscher Unterstützung „mehrfach zu Feuergefechten mit gegnerischen Gruppen“ gekommen sei. Dabei habe es auch sogenannte Luftnahunterstützung gegeben. Dieser in der Militärsprache genannte „close air support“ bedeutet, dass die Luftwaffe den Bodentruppen zur Hilfe kommt. Diesmal soll erstmals aus der Luft scharf geschossen worden sein. Die Offensive werde voraussichtlich rund eine Woche dauern, kündigte Bundeswehr-Generalinspekteur Schneiderhan an.