Jugendlichkeit allein überzeuge die Bürger kaum. Grüne verlieren in Forsa-Umfrage leicht, Grün-Rot mit stabiler Mehrheit, die Kanzlerin schwächelt.
Hamburg. Das Dauer-Hoch der Grünen in den Umfragen ist vorbei. Nach dem Forsa-Wahltrend von „Stern“ und RTL kommt die Partei in dieser Woche bundesweit auf 26 Prozent. Das ist ein Minus von 2 Punkten im Vergleich zur Vorwoche. An diesem Donnerstag soll der erste grüne Ministerpräsident eines Bundeslandes gewählt werden: Winfried Kretschmann steht künftig einer grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg vor – so der Plan, wenn Kretschmann alle Stimmen seiner Koalition erhält. Leichte Zugewinne in den Umfragen gibt es für SPD und Linke: je einen Prozentpunkt auf 22 (SPD) und 9 Prozent (Linke).
Keine Bewegung in der Wählergunst gibt es bei den Regierungsparteien. CDU und FDP verharren auf ihrem niedrigen Niveau von 31 (CDU/CSU) und 4 Prozent für die FDP. Das hieße nur 35 Prozent für die schwarz-gelbe Koalition, die nach dem Wechsel zu FDP-Chef Philipp Rösler eine andere sein wird als zu Beginn 2009. Rot-Grün oder Grün-Rot hätte derzeit Mehrheit von 48 Prozent.
Forsa-Chef Manfred Güllner sagte dem „Stern“: „Die Kehrtwende der Union in der Energiepolitik werten die Wähler als blanken Opportunismus. Bei der FDP ist Guido Westerwelle der größte Schwachpunkt, weil er Außenminister bleiben will.“ Dass bei den Freidemokraten trotz der Neusortierung unter dem designierten Parteichef Rösler keine Aufbruchstimmung herrscht, überrascht Güllner nicht: „Wer Parteichef wird, interessiert die Bürger wenig. Einen Aufbruch in eine originär liberale Richtung können die Wähler aber nicht sehen.“ Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel stagniert seit fünf Wochen bei den Wählern in ihrer Beliebtheit als Kanzlerin. Güllner sieht darin ein Zeichen persönlicher Schwäche: „Früher signalisierte sie den Wählern: Ich kümmere mich um eure Sorgen. Jetzt redet sie über die Kernkraft, obwohl die Menschen drängendere Sorgen haben.“ Dass sich mit Philipp Rösler und Daniel Bahr die FDP-Führung verjünge, sei unwichtig, so Güllner in der Hannoverschen „Neuen Presse“. Jugendlichkeit helfe nicht, wenn man keine anderen Fähigkeiten habe. (abendblatt.de/ryb)