Hamburg. Klaus Püschel spricht im Crime-Podcast mit unserer Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher über den berüchtigten Mörder Fritz Honka.
Auf den ersten Blick sahen die Päckchen unverdächtig aus. Verschnürtes in unterschiedlichen Größen, eingewickelt in Zeitungspapier. Doch der Inhalt lässt schaudern: Als die Polizisten alle Pakete, die auf einer illegalen Mülldeponie gefunden wurden, ausgewickelt haben, haben sie ein grausiges Puzzle aus Leichenteilen einer Frau vor sich. Doch wo sind der Rumpf und das rechte Bein?
Die fehlenden Körperpartien werden erst gut dreieinhalb Jahre nach diesem 2. November 1971 entdeckt – in der Wohnung eines Mannes, dessen Name seitdem für Töten und Verstümmeln steht, für ein Leben im Abseits und Serienmorde: Fritz Honka. Vier Frauen hat der Hamburger getötet und zerstückelt und die Leichname in seiner Ein-Zimmer-Mansardenwohnung in der Zeißstraße in Ottensen verborgen. Mit etlichen Duftsteinen mit Fichtennadelaroma hatte Honka gegen den Verwesungsgeruch der Toten anzukommen versucht. Kommissar Zufall hat schließlich zum Entdecken dieser Verbrechensserie geführt. Die Feuerwehr fand die Toten in Abseiten und anderen Verstecken, als sie einen Brand in einer Nachbarwohnung löschte.
Fritz Honkas Taten, eine beispiellose Mordserie
Bis heute gilt die Mordserie, die im Sommer 1975 entdeckt wurde und Hamburg erschütterte, als beispiellos. Wegen der vielen Opfer und weil ein Mann über Jahre auf engstem Raum mit Toten zusammenlebte. Aber auch, weil das Verschwinden der Frauen, die Honka zum Opfer fielen, über Jahre niemandem auffiel, wie Rechtsmediziner Klaus Püschel und Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher in ihrem Crime-Podcast „Dem Tod auf der Spur“ schildern. „Ein erschreckender Aspekt dieses Falls ist, dass jemand vier Frauen töten kann, und keine wird vermisst, über Jahre nicht“, sagt Mittelacher. Die Opfer waren Gestrandete ohne Familie, Frauen, die sich als Prostituierte angeboten und die Honka in der mittlerweile legendären Kiez-Kneipe Zum Goldenen Handschuh aufgelesen hatte.
Für etwas Geld und weil Honka ihnen reichlich Hochprozentiges versprochen hatte, waren sie in seine Wohnung mitgegangen. Dort tötete der Mann sie und zerteilte ihre Körper. „Dafür hat der Täter einen Fuchsschwanz und ein Messer verwendet“, erzählt Püschel. Die Toten waren in Mäntel oder Plastiktüten eingewickelt, bis sie in ihren Verstecken gefunden wurden. „Identifiziert wurden die Frauen in den meisten Fällen über ihre Fingerabdrücke.“
Honka lebte in der Zeißstraße in einer kleinen Wohnung
Aufgewachsen war Honka, der 1935 in Leipzig geboren wurde, in schwierigen Verhältnissen, als eines von neun Kindern, sein Vater starb früh. Seine Mutter war als Alleinerziehende überfordert und gab die Kinder in ein Waisenhaus. Für Sohn Fritz begann eine Odyssee durch mehrere Heime. Später ging Honka nach Hamburg, bekam einen Job im Hafen und später einen bei einer Sicherheitsfirma. 1956 erlitt der klein gewachsene Mann einen schweren Fahrradunfall, bei dem sein Gesicht entstellt wurde: nun mit platter Nase und schielenden Augen.
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Er lebte relativ zurückgezogen in seiner kleinen Wohnung. Dort hat er, über einem spießigen Sofa, auf dem er jede Menge Kinderpüppchen arrangiert hatte, rund 300 Pornobilder an die Wand gehängt. Zu der kleinen Wohnung gehörte auch ein Dachboden. Dort wurde später eine der Frauenleichen entdeckt.
Schließlich gestand Honka: "Ich habe sie gemacht"
Bei Vernehmungen hatte Honka zunächst geschwiegen. Aber nach vielen Stunden schließlich hatte er zu den Ermittlern gesagt: „Ich habe sie gemacht.“ Gemacht, so nannte er das Töten der Frauen, die ihm im Jahr 1970, im August 1974, im Dezember 1974 und dann nur einen Monat später zum Opfer fielen. „Es gibt nicht wenige, die meinen, es wäre mit dem Töten weitergegangen, wenn der Mörder nicht gefasst worden wäre“, sagt Rechtsmediziner Püschel dazu. „Die immer geringeren Abstände können ein Zeichen dafür sein, das der Täter auf den Geschmack gekommen sein könnte. Und dass er sich immer sicherer fühlte, weil seine Taten über lange Zeit unentdeckt blieben.“
Honka sagte bei der Polizei, das Töten sei jeweils im Streit, nach dem Genuss von jeder Menge Alkohol und unbeabsichtigt geschehen. „Wenn ich dann aufwachte, lagen sie neben mir und gaben keinen Muckser von sich.“ Allerdings wollte er auf Anordnung gehandelt haben – von Jack the Ripper. Wenig später widerrief der 40-Jährige sein Geständnis und behauptete, drei der Frauen hätten Suizid begangen, eine sei innerlich verblutet.
Fritz Honka lebte in einem Altenheim an der Ostsee
Vor Gericht wurde Honka schließlich vierfacher Mord vorgeworfen. Es wurde ein spektakulärer Prozess mit großer Öffentlichkeit. Viele wollten einen Blick auf diesen Serienverbrecher werfen, den manche „Monster“ titulierten und von dem es hieß, er habe „riesige Schaufelhände“. Dort im Prozess sagte Honka, die Frauen hätten ihn provoziert und beschimpft, ein Streit sei eskaliert. Was dann passierte, bleibt im Vagen. „Ich muss die Leichen zerstückelt haben. Aber wie, warum, weshalb? Weiß nicht.“
Das Schwurgericht verurteilte den Angeklagten am 20. Dezember 1976 schließlich in einem Fall wegen Mordes, in den drei anderen wegen Totschlags. Serientäter Honka soll in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht werden, entschied die Kammer. Dort blieb er 16 Jahre lang, bis er, unbemerkt von der Öffentlichkeit, entlassen wurde und die letzten Jahre seines Lebens unter anderem Namen in einem Altenheim an der Ostsee verbrachte. Er starb im Jahr 1998, im Alter von 63 Jahren. Der jahrzehntelange Alkoholmissbrauch hat letztlich seinen Tribut gefordert.