Seevetal. Spielwaren-Läden mit Eisenbahnen sind im Hamburger Süden rar gesät. Wo Fans noch fündig werden und wo man jetzt zuschlagen sollte.
Viele werden dieses Ritual aus ihren Kinder- und Jugendtagen kennen. In der Adventszeit wird die Eisenbahnanlage vom Dachboden oder aus dem Keller geholt und für einige Wochen über Weihnachten zum Spielen im Wohnzimmer aufgebaut. Doch wie verhält es sich heutzutage? Ist der Brauch noch „Up to date“ und gibt es überhaupt noch Geschäfte, in denen man Modellbahnen und das passende Zubehör kaufen kann?
Die zweite Frage lässt sich nach unserer Recherche leicht beantworten: Man muss sie mit der Lupe suchen. „Leider werden es immer weniger stationäre Geschäfte und die Liste derer, die dieses Jahr im Norden zugemacht haben, ist größer als die, die ich im Süden Hamburgs kenne“, sagt einer, der sich auskennen muss.
Modellbahn Hamburg: Das Hobby verbindet Großeltern, Eltern und Enkel
Matthias Lübker veranstaltet regelmäßig Modellbahn- und Spielzeugbörsen, die nächste am vierten Advent in Hittfeld. Hauptgründe für das Ladenstreben seien das Alter des Inhabers und ein fehlender Nachfolger, ob nun aus der Familie oder von außen.
So beschränkt sich der Kreis der Spielzeug- und Modellbahn-Läden im Süden Hamburgs auf „Spielwaren Toll“ in Meckelfeld und „Spiel-Sport“ in Buxtehude, Inhaber Rainer Bliefernicht. Wer zum Sprung über die Elbe bereit ist, wird bei „Meiners Hobby & Spiel“ in Glückstadt gut beraten. Der Modellbaushop „Harburger Lokschuppen“ ist im Frühjahr 2023 nach Wandsbek umgezogen und kämpft derzeit mit einer Crowdfunding-Aktion um das Fortbestehen. In Niedersachsen sind die nächsten Adressen in Soltau, Uelzen, Rotenburg und Lüchow zu finden. Als Orientierung kann die Händler- und Umkreissuche der Märklin Händler Initiative dienen.
Erfahrung zeigt: Kunden nehmen bis zu 60 Kilometer Anfahrt in Kauf
Seine Kundinnen und Kunden nehmen Anfahrten von bis zu 60 Kilometern in Kauf, berichtet Bruno Toll vom gleichnamigen Spielwaren-Vollsortimenter in Meckelfeld (Gemeinde Seevetal). Gemeinsam mit Gattin Birgit betreibt er seit Jahrzehnten ein Paradies, das jedem Kind – auch manch großem Kind – das Herz aufgehen lässt. Zehn Angestellte, alle haben eigene Kinder, kümmern sich auf 200 Quadratmetern Verkaufsfläche täglich von 9 bis 18 Uhr um die Wünsche der Kunden. Am Sonnabend, 21. Dezember, ist bis 16 Uhr und an Heiligabend bis 13 Uhr geöffnet.
„Von der Babyrassel bis zur hochwertigen Lok mit Preisen zwischen einem und 3500 Euro haben wir alles“, erzählt der Inhaber. Weil Spielwaren Toll auf die drei Schwerpunkte Modellbahnen, Spiele und Puzzle sowie Schule und Ranzen setzt, gebe es über das ganze Jahr betrachtet fast keine Talsohle. Von Oktober bis März, also jetzt im Winter, ist die beste Zeit für Modellbahnen.
„Bei der Eisenbahn finden Jung und Alt zusammen, beim Handy eher nicht“
Und die sind in dem Geschäft an der Straße „Am Felde 4“ an vielen Stellen zu finden. In einem Glaskasten drehen schmucke Lokomotiven wie auf einem Förderband ihre Runden, im Schaufenster und über den Köpfen fahren kurze Züge und in einem großen Bereich stehen all die Verlockungen von Trix, LGB, PIKO, Märklin oder Minitrix, um einige zu nennen.
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„Früher war es häufig so, dass Großväter sich etwas Neues für ihre eigene Anlage gekauft haben“, erzählt Bruno Toll. Heutzutage sei die Modellbahn ein generationsübergreifendes und -verbindendes Thema. „Bei der Eisenbahn finden Jung und Alt, Opa und Enkel zusammen und können sich austauschen. Beim Handy gibt es kaum Gemeinsamkeiten“, erzählt der 65-Jährige.
Modellbahnen: Empfohlenes Einstiegsalter liegt zwischen sieben und elf Jahren
Während unseres Besuches schlendert eine junge Frau mit ihrem Sohn durch die Modellbahn-Ecke. „Viele junge Familien, die neu beginnen wollen, kommen vorbei“, sagt Toll. „Oder auch Großeltern, die Enkel an die Modellbahn heranführen möchten, um ihre Anlage irgendwann zu vererben.“ Das empfohlene Einstiegsalter liege zwischen sieben und elf Jahren. „Das Kind sollte schon schreiben können, damit es die Feinmotorik auch für Modellbahnen hat.“
Zum Einstieg eignet sich zum Beispiel die Weihnachtsaktion von Märklin. Das Starterset – bestehend aus Mehrzugzentrale, Schienensatz, Lokomotive und drei Waggons – ist derzeit für 219 Euro (statt 299 Euro) zu haben. „Mehr benötigt man erstmal nicht“, sagt der Inhaber. Seine Erfahrung zeigt, dass viele Kinder die dazu passenden Landschaften aus Lego-Steinen selbst bauen. Weil die Schienen nicht verschraubt werden müssen, lässt sich die erste Modellbahn-Szenerie schnell wieder abbauen.
Modellbahn- und Spielzeug-Börse am 4. Advent in der Burg Seevetal
Die Modellbahn- und Spielzeug-Börse an diesem Sonntag, 22. Dezember, von 11 bis 16 Uhr (letzter Einlass 15 Uhr) in der Burg Seevetal in Hittfeld betrachtet Bruno Toll nicht als Konkurrenz. „Das belebt das Geschäft und interessiert für das Thema.“ Der Schwerpunkt in der Burg liege auf gebrauchten Teilen und älteren Modellen, die er im Geschäft so nicht anbiete. Sein Tipp: Gebrauchte Lokomotiven vor dem Kauf unbedingt Probe fahren lassen. „Aber diese Möglichkeit bieten seriöse Händler ohnehin an.“
Am vierten Advent können sich in der Burg Seevetal insbesondere Modellbahnfreunde und alle, die es werden möchten, austauschen, fachsimpeln sowie jede Menge Eisenbahn-Modelle und Zubehör tauschen, kaufen oder verkaufen. Etwa 50 Anbieter aus ganz Norddeutschland werden nach Hittfeld kommen und auf 200 Metern laufender Tischfläche Spielwaren aller Art und für jedes Alter anbieten.
Aussteller zeigen mehrere tausend Loks und zehntausend Modellautos
Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Modelleisenbahnen, inklusive einer reichhaltigen Auswahl an Zubehör. Die Aussteller werden mehrere tausend Loks und zehntausend Modellautos zeigen. Auch die unverbindliche Wertschätzung von Modellen ist möglich. Es gibt eine bunte Mischung aller Spurweiten. Angefangen mit der kleinsten elektrischen Serieneisenbahn, der Märklin mini-club, über die meist verbreitstete Spur HO bis zur großen LGB-Spur ist alles dabei. Wer fündig wird, kann seine geplante Neuanschaffung auf einer Teststrecke auf Funktionstüchtigkeit überprüfen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Börse gilt Auto-Modellfahrzeugen aus Blech oder Kunststoff. Ein Besuch lohnt sich für die ganze Familie, verspricht Organisator Matthias Lübker. Der Eintritt für Kinder bis zehn Jahre ist frei, alle Älteren zahlen fünf Euro Eintritt. „Erfahrene Modelleisenbahner beraten gern auch Neueinsteiger, die eine Modellbahn auf dem Wunschzettel für Weihnachten haben“, sagt Lübker. Weitere Informationen im Internet unter www.spielzeugboersen.com.