Itzenbüttel. Einen Gasthof mit Biergarten gibt es bereits, nun sollen noch ein Luxus-Hotel mit Reithalle folgen. Wer hinter dem Megaprojekt steckt.
Itzenbüttel: ein 250-Seelen-Ort in der Lüneburger Heide bei Jesteburg. Eigentlich nicht viel los, möchte man meinen, und doch: Hier hat aktuell eines der meist diskutierten Bauprojekte in der Nordheide begonnen: Ein Dorfidyll mit Landhotel, Ferienwohnungen, Hofladen, Ställen und einer Reithalle, das Heidetouristen, aber auch Geschäftsreisende anziehen soll.
Hinter dem Projekt steht ein Süddeutscher: Axel Brauer. Der Zimmermann und Architekt hat einen beeindruckenden Masterplan für den historischen Fachwerkhof Harms Buur bei Hamburg entwickelt. Sieben Jahre nach der ersten Beantragung und viel Gegenwind von Seiten der Dorfbevölkerung ist jetzt der erste Abschnitt in Vorbereitung: die Umsiedlung der Reitanlage auf die gegenüberliegende Straßenseite.
Dorfidyll für Reiter bei Hamburg: Landhotel mit Wellnessbereich grenzt direkt an Naturpark Lüneburger Heide
Dort sollen zwei Reitplätze und eine Reithalle samt neuer Ställe entstehen. In einem zweiten Bauabschnitt sollen Stall und Remise auf dem Hofgelände abgerissen und an ihrer Stelle ein Apartmenthaus errichtet werden, das sich harmonisch in das bestehende Gebäudeensemble einfügt.
Insgesamt zehn Wohnungen mit 20 Doppelzimmern sind geplant, sie sollen multifunktional genutzt werden. Dafür hat Brauer ein innovatives Raumkonzept ertüftelt: Vermietet werden sollen sowohl die einzelnen Zimmer, als auch die ganze Ferienwohnung mit eigener Küche.
Passiert ist hier in den vergangenen Jahren bereits eine ganze Menge. Axel Brauer ist ein Macher, ein Mann mit Mission: Das reetgedeckte Haupthaus von Harms Buur, in dem einst die Bauersfamilie wohnte und ihr Vieh hielt, hat er 2010 zur Gaststätte umgewandelt, alles im Einklang mit dem Denkmalschutz. Im Obergeschoss sind fünf Hotelzimmer eingerichtet – hier ist die Nachfrage bereits hoch.
Bio-Fleisch von Aubrac-Rindern wird im Gasthof serviert
In der rustikalen Gaststätte, der „Stub’n“, und im angrenzenden kleinen Saal finden 120 Gäste Platz. Zusätzlich lockt ein Biergarten auf dem Hofgelände. Die Gastronomie liegt in den Händen der aus dem Kosovo stammenden Familie Spaqi, in der Küche zaubert Chefkoch Frank Schiffner mit seinem Team Klassisch-Deftiges, aber auch mediterran-asiatische Fusion-Leckerbissen.
Zu den 78 Hektar Fläche, die Hof & Gut ökologisch bewirtschaftet, gehören Weiden, auf denen 40 Rinder der französischen Rasse Aubrac grasen, darunter auch Ochsen. Sie liefern der Hofgastronomie zartes Fleisch in Bioqualität.
Die 80 Hofgänse, die direkt neben den Rindern auf einer Weide Frühling und Sommer verbracht haben, werden jetzt in der Stub’n als Braten serviert. Eigene Produkte verkauft der Hof auch in seinem seit kurzem eingerichteten Hofladen, direkt neben dem Reitstall, wo in der Reitschule Carmen Knott 45 Pferde auf 300 Reitschüler warten.
Im dritten Bauabschnitt ist ein Hofladen geplant, der in der Kurve der Straße Itzenbütteler Sod anstelle eines Einfamilienhauses entstehen soll – ein Vollsortimenter, der unter anderem die von Hof & Gut erzeugten Produkte vertreibt.
Auf 1400 Quadratmetern will der Bauherr 65 Doppelzimmer realisieren
Vierter und letzter Bauabschnitt ist das vieldiskutierte Hotel. „Ein kleines Landhotel mit Wellnessbereich, Bar und einem Saal, in dem auch Familienfeiern stattfinden können“, erläutert Brauer. Auf 1400 Quadratmetern Grundfläche will er 65 Doppelzimmer realisieren. „Das ist absolut verhältnismäßig“, findet der 50-Jährige. Dies auch vor dem Hintergrund, dass in Jesteburg, einem Ort in unmittelbarer Nachbarschaft des bei Touristen beliebten Naturparks Lüneburger Heide, mit dem Jesteburger Hof nur einziges Hotel bereitsteht.
In der Energieversorgung der Gebäude will Brauer neue Wege gehen und eine kombinierte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage errichten, die Hof&Gut autark macht, umweltfreundlich und so leistungsstark ist, dass sie potentiell „den ganzen Ort versorgen könnte“, so Brauer. Die Anlage könnte mit Ethanol betrieben werden. Biomasse für die Erzeugung des Kraftstoffs steht mit dem Rinderdung ausreichend bereit. Mit der Abwärme aus der Produktion könnten Gewächshäuser beheizt werden – ein Pilotprojekt für den Landkreis Harburg.
Harms Buur in Jesteburg ist jetzt wieder ein Schmuckstück
Axel Brauer stammt aus Schorndorf bei Stuttgart. Nach der Lehre als Zimmermann ging er auf die Walz und landete in der Nordheide. In Buxtehude studierte der Vater zweier Kinder Architektur. Sein Credo: „Historische Substanz zu erhalten funktioniert nicht ohne betriebliche Entwicklung.“
Der Hof Harms Buur ist dank zahlreicher Renovierungsmaßnahmen jetzt wieder ein Schmuckstück. Zu den zahlreichen Festen bei Hof&Gut kommen viele Besucher aus der Region. Doch die bestehende Infrastruktur – Parkplätze, Ver- und Entsorgungsleitungen – ist ausgereizt.
Landhotel
Von der Kritik an seinen Neubauplänen lässt Brauer sich trotzdem nicht entmutigen. Er sieht sein Projekt als Mosaikstein in der Geschichte des Hofes, dessen Wurzeln bis in das 17. Jahrhundert zurückreichen und der auch in Zukunft erfolgreich wirtschaften soll. Entsprechend behutsam will Brauer bei der Verwirklichung seines Masterplans vorgehen, für die er rund zehn Jahre veranschlagt.