Landkreis Harburg. Region im Hamburger Süden gibt Gas in Sachen E-Auto und Mobilitätswende. Wann die ersten neuen Ladestellen ans Netz gehen sollen.
Mehr als 300 öffentlich zugängliche Ladepunkte für E-Autos, verteilt über den gesamten ländlichen Raum im Hamburger Süden: Das ist das Ziel eines ehrgeizigen Projektes im Landkreis Harburg. Das ist längst nicht alles: Zum Konzept gehören weitere 182 Ladesäulen im halböffentlichen Raum, zum Beispiel auf Supermarkt-Parkplätzen, sowie 34 Säulen für Mitarbeitende der Kommunen. In Summe ergäben sich mehr als 500 neue Ladesäulen im Kreis Harburg – die Städte Buchholz und Winsen nicht mal eingerechnet.
Auch an der A7: Landkreis Harburg plant bis 2030 mehr als 500 neue Ladesäulen
Klingt nach Verkehrswende, klingt nach schöner neuer E-Mobilität. Bis dahin sind allerdings einige Hürden zu nehmen. Über den Stand der Dinge in Sachen „Ladeinfrastrukturkonzept für den Landkreis Harburg“ informierte die Abteilung für Klimaschutz jetzt die Öffentlichkeit. Demnach werden im Januar 2025 die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorliegen, erstellt vom externen Beratungsunternehmen M3E.
Anschließend wird es darum gehen, einerseits Betreiber für die Ladepunkte zu finden und andererseits Dienstleister, die sich um die Beschaffung von Energie und Abrechnung der „Tankvorgänge“ kümmern.
„Wir sind optimistisch, Unternehmen begeistern zu können“
Inwieweit und zu welchen Konditionen der Landkreis Harburg wird Partner finden können, sei schwierig abzuschätzen. „Wir sind optimistisch, Unternehmen begeistern zu können, mit uns zusammenzuarbeiten“, sagte Oliver Waltenrath, Stabsstellenleiter Klimaschutz. „Mit dem Ergebnis der Marktuntersuchung erhalten wir auch eine Rückmeldung über interessierte Unternehmen.“
Auf dieser Basis sollen im zweiten Quartal die Ausschreibung und Vergabe erfolgen. Läuft alles planmäßig, könnten bereits im Kalenderjahr 2025 die ersten 261 Ladesäulen ans Netz gehen. Der Zeitplan sieht weitere 144 Säulen (bis 2028) sowie die restlichen 119 Säulen (bis 2030) vor. Die Zahlen spiegeln das Potenzial und den öffentlichen Ladebedarf im Winsener Kreisgebiet wider, wie sie im Konzept von 2023 fixiert sind.
Bereits im Jahr 2025 könnten die ersten 261 Ladesäulen ans Netz gehen
Einzigartig: Der Landkreis Harburg nimmt deutschlandweit eine Vorreiterrolle ein, die Rede ist vom „Harburger Modell“. Keine andere Gebietskörperschaft hat sich bislang getraut, eine flächendeckende öffentliche Ladeinfrastruktur im ländlichen Raum – hier zwischen Elbe und Heide – zu schaffen und betreiben zu lassen.
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In ihrem Bestreben weiß die Kreisverwaltung die Unterstützung fast aller Kommunen hinter sich – aktuell sind es neun von zwölf. Ausnahmen: Die Städte Buchholz (Nordheide) und Winsen (Luhe) entwickeln gemeinsam mit ihren örtlichen Stadtwerken eigene Konzepte. Und die Samtgemeinde Tostedt hat sich etwas Bedenkzeit erbeten.
Neun von zehn ländlichen Kommunen sind an Bord, eine überlegt noch
„Mit dem Harburger Modell betreten wie Neuland, weil es keine Praxisbeispiele gibt, an denen wir uns orientieren könnten“, sagte Erster Kreisrat Josef Nießen. „Wir sind auf dem Weg und müssen etwas Geduld haben, aber wir sind verhalten optimistisch. Eventuell müssen wir ein Stück weit ins Risiko gehen, um den gewünschten Schub auf dem Weg zur Klimaneutralität zu geben.“
Mit dieser enormen Vielzahl an Ladepunkten möchte der Landkreis Harburg zudem die Sichtbarkeit der Infrastruktur für E-Mobilität erhöhen. Die möglichen Ladepunkte im öffentlichen Raum sind jeweils in Zusammenarbeit mit den Kommunen identifiziert worden. Deren Zahl orientiert sich an der Menge der im jeweiligen Bereich zugelassenen Kraftfahrzeuge.
Neue Ladesäulen im Landkreis Harburg: Zielgruppe sind vor allem Mieter
Bei der Vergabe an Betreiber schwebt der Kreisverwaltung eine Mischkalkulation aus attraktiven und weniger attraktiven Standorten vor, um die sogenannte „Rosinen-Pickerei“ zu vermeiden. Als Hauptzielgruppe gelten Mieterinnen und Mieter, die keine Immobilie mit eigener Wallbox besitzen, sondern beispielsweise an der nächsten Tankstelle Elektrizität tanken können.