Moisburg. Saskia Blümel führt den Bundesverband und war selbst schon Weihnachtsbaum-Königin. Auf ihrem Hof in Moisburg hat die Saison begonnen.
- Die Zeit der Weihnachtsbäume hat begonnen: Die ersten Käufer haben sich bereits für ihre Festtagstanne entschieden
- Allerdings erschweren die Wetterverhältnisse den Erzeugern derzeit die Arbeit
- Sie bitte deshalb um Nachsicht, sollte es an manchen Verkaufsständen zu Engpässen kommen
Wald und Wiesen schneebedeckt – schöner hätte die Adventszeit nicht beginnen können. Doch die Wetterlage macht ausgerechnet den Erzeugern von Weihnachtsbäumen Sorgen: Die Ernte ist in diesem Jahr deutlich beschwerlicher, wie der Verband Natürlicher Weihnachtsbaum e.V. mitteilt. Das gelte bundesweit und vor allem im Süden von Deutschland mit den großen Schneemassen.
Doch auch in der Region machen die wetterbedingten Umstände den Weihnachtsbaum-Produzenten zu schaffen, wie Saskia Blümel, stellvertretende Verbandsvorsitzende und Leiterin der Verbands-Geschäftsstelle, dem Abendblatt bestätigte.
Weihnachtsbäume aus dem Landkreis Harburg: In Moisburg gibt es sie auch als Gin
„Erst die extreme Nässe und nun der Schnee – das macht uns die Arbeit nicht gerade einfacher“, sagt Saskia Blümel, Geschäftsführerin auf dem Hof Blümel in Moisburg. Ihre Familie ist seit über 30 Jahren im Anbau und Verkauf von Weihnachtsbäumen tätig. Der Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Großhandel mit Weihnachtsbäumen und Schnittgrün. Seit 2020 betreibt die Familie Blümel auch ein kleines gemütliches Hofcafé und einen Hofladen.
„Die momentanen Wetterkapriolen machen es der Landwirtschaft insgesamt schwer. Und auch wir Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger haben damit zu kämpfen“, so die Geschäftsführerin des Verbands Natürlicher Weihnachtsbaum e.V., der mittelständische und führende Weihnachtsbaumerzeuger in dem Ziel vereinigt, den natürlich gewachsenen Weihnachtsbaum zu fördern.
Kunden genießen den Weihnachtsbaum-Kauf bei Winterwetter
Dabei hat gerade die Hochsaison begonnen – was auf Blümels Hof nicht zu übersehen ist: Bereits am 1. Advent ist der Parkplatz voll, Menschen schleppen eingenetzte Weihnachtsbäume zum Auto, manche wärmen sich am offenen Feuer, Kinder haben Spaß bei den Tieren auf dem Hof oder beim Rutschen auf den eingefrorenen Wegen.
„Für unsere Kunden könnte die Saison kaum besser starten“, sagt Saskia Blümel. „Doch für die Erntehelfer ist die Arbeit in der Schonung im Moment sehr hart.“ Wie viele Bereiche der Land- und Forstwirtschaft seien auch Weihnachtsbaumerzeuger stark von der Witterung abhängig.
„Unsere Leute arbeiten den ganzen Tag bei der Kälte mit ihren Händen in Bodennähe
„Erst war es ungewöhnlich nass, so dass Maschinen auf den durchgeweichten Böden oft keinen richtigen Halt fanden und die Arbeit erschwerten. Und nun sorgt der Schnee für ein schlechteres Durchkommen in den Kulturen und belastet Erzeuger und deren Mitarbeiter körperlich sehr“, sagt Blümel.
Eingeschneite Bäume seien zwar schön anzusehen – jedoch umso schwerer zu ernten. „Die geernteten Bäume frieren ein und sie haben insgesamt mehr Gewicht. Außerdem arbeiten unsere Leute den ganzen Tag bei der Kälte mit ihren Händen in Bodennähe.“
Der landwirtschaftlichen Unternehmerin graut es aber eher noch vor der Nässe als vor dem Schnee: „Mitte der Woche soll es wieder tauen. Wenn es dann wieder so nass und matschig wird, ist das auch keine Verbesserung für uns.“
Preise für Weihnachtsbäume sind moderat angestiegen
Die Familienbetriebe im Verband natürlicher Weihnachtsbaum e.V. würden derzeit alles geben, um die Ernte und den Verkauf der Weihnachtsbäume zu gewährleisten, sagt dessen Vorstandsvorsitzender Benedikt Schneebecke: „Trotzdem bittet der Verband um Verständnis, wenn manche Verkaufsstelle wetterbedingt etwas verspätet öffnet.“
Auch könne es vorkommen, dass das gewohnt breite Sortiment an Bäumen erst ein paar Tage später verfügbar sei. „Eines ist aber sicher“, so Schneebecke: „Jeder der einen Weihnachtsbaum zum Fest aufstellen will, wird einen bekommen. Das hat für uns absolute Priorität“.
Die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr moderat gestiegen: Für dieses Jahr geben die Erzeuger-Verbänden einen Laufmeterpreis für Nordmanntannen von 21 bis 29 Euro an. Im vergangenen Jahr waren 20 bis 27 Euro pro laufenden Meter für die Nordmanntanne zu bezahlen – mit Abstand der meistverkaufte Weihnachtsbaum in Deutschland.
Mit dem „Tannenexpress“ zum Selbstschlagen in die Schonung
Saskia Blümel hofft, dass auf ihrem Hof nicht doch noch aufgrund des Wetters auf beliebte Traditionen verzichtet werden muss und die Kunden weiterhin an den Adventswochenenden mit dem „Tannenexpress“ oder mit dem Bollerwagen zum Tannenbaum-Schlagen in die Schonung fahren können.
Für Leute, die es bequemer haben möchten, ist auch das Angebot an bereits geschlagenen Christbäumen und Schnittgrün noch groß.
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Doch der Hofverkauf stellt nur einen Zweig des Familienbetriebs dar. Zusammen mit ihrem Mann Christian Mai, der ebenfalls aus der Branche kommt und mit dem sie zwei weitere Höfe in Brandenburg und Thüringen betreibt, hat Saskia Blümel die Gesellschaft Lieblingstanne GbR gegründet, die einen Umsatz von rund fünf Millionen Euro jährlich macht. Der Betrieb beschäftigt während der Saison etwa 250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ist mit über 150.000 verkauften Tannenbäumen deutschland- und europaweit ein Riese unter den Anbietern.
Weihnachtsbäume aus Moisburg werden sogar nach Spanien und Griechenland verschickt
Die Vermarktung erfolgt nicht nur direkt, sondern ebenfalls über den Großhandel, indem regionale Partner beliefert werden. Außerdem werden die Bäume der Lieblingstanne GbR über bundesweit 150 Verkaufsstände und auch im Online-Handel nach Spanien, Griechenland, Österreich, in die Schweiz und die Niederlande vertrieben.
Lieblingstanne stellt zudem viele weitere Produkten rund um die Tanne her, wie Gin aus den frischen Trieben der Nordmanntanne, einen Likör aus Fichtenspitzen, Tannengelee, Tannenpesto, Sirup und Tee aus Tannen und Fichtennadeln, Fichten-Rauchsalz, Seifen und Badesalz mit Essenzen aus dem Tannengrün.