Buchholz. Smartphone-App leitet Besucher bei Großveranstaltungen über das Gelände und führt sie zielgenau zum Lieblingsspieler. Wer dahintersteckt.
Warum noch niemand zuvor auf diese Idee gekommen ist? Wie oft steht diese Frage im Raum, wenn ein Erfinder oder Unternehmen mit einem genialen Produkt an den Markt geht. Ein solcher Coup ist nun auch dem Buchholzer Startup Eventhub gelungen: Die Entwicklung eines Hosentaschen-Navigators für Großevents hat das kleine Unternehmen aus dem Kreis Harburg auf die ganz große Bühne des US-amerikanischen Sportsbusiness katapultiert.
Angefangen hat alles mit einfachen Fragen: Wie finden sich Besucher von Golf-Großevents wie dem Ryder Cup besser auf dem riesigen Turniergelände zurecht? Wie kommen sie direkt zu dem einen Wettbewerb, der sie gerade interessiert, ohne sich durch meist unübersichtliche Turnierpläne zu klicken? Mit der Antwort, die Hendrik Finger und Christian Szczensny darauf fanden, könnten die beiden Gründer bald die gesamte Eventbranche aufmischen.
Von Solheim bis Ryder Cup: Mega-Events im Golfsport setzen bereits auf Erfindung aus Buchholz
Jeder, der schon einmal ein großes Event besucht hat, kennt das Problem: Das Gelände ist oft weitläufig, die Orientierung schwer. Die verfügbaren Navigationsdienste sind nicht aktuell oder genau genug. Noch schwieriger wird das Ganze bei Sport-Events wie Profi-Golf- oder Tennis-Turnieren, bei denen es darum geht, das Spielgeschehen jederzeit zu überblicken und seine Lieblings-Spieler zu finden, um keine Entscheidung zu verpassen.
Mit Eventhub haben Christian Szczensny (47) und Hendrik Finger (42) eine innovative Lösung entwickelt. Der sogannte „Player Locator“ – eine interaktive, KI-gestützte Plattform, zeigt Fans in Echtzeit die Position von Spielern an und wird ergänzt um eine Vielzahl an zusätzlichen Informationen.
Das Smartphone wird mit der App aus der Nordheide zum „Player Locator“
Um den Player Locator zu nutzen, benötigen Zuschauer nur ihr Smartphone. Sie haben damit quasi einen kompletten digitalen Begleiter für das jeweilige Event in der Hand, der ihnen neben Spielerpositionen in Echtzeit auch den Weg zu Essens- und Getränkeständen, Toiletten, Erste-Hilfe-Stationen und Tribünen auf dem Gelände weist. Zudem integriert die Plattform aktuelle Videos und Social-Media-Inhalte vom Live-Event.
Die Plattform-Technologie lässt sich in bestehende Apps oder Websites integrieren – ein großer Vorteil für Veranstalter und Sponsoren.
Bewährungsprobe bei den Top-Events des Golfsports? Bestanden
Im Mai 2022 hatte Eventhub den Player Locator erstmals in Spanien vorgestellt und bei der Ladies European Tour erfolgreich auf dem Golfplatz getestet. Was dann folgte, ist in etwa vergleichbar mit mehreren Hole-in-one auf dem Platz: Der Player Locator kam auch beim Solheim Cup und beim Ryder Cup zum Einsatz und Michael Cole, Chief Technology Officer beim Ryder Cup, lobte öffentlich Eventhubs „algorithmische und präzise“ Plattform-Technologie als „industry-changing“.
Inzwischen testet das Start-up Eventhub jede Woche mehrere Events gleichzeitig, ist weiterhin bei den großen Turnieren im Einsatz, tüftelt an neuen Funktionalitäten und erfährt auf dem schwierigen US-Markt Wertschätzung.
Vom Landkreis Harburg aus ins internationale Business
Eventhub ist damit ein Beispiel, wie Innovationen „Made im Landkreis Harburg“ den internationalen Markteintritt meistern. Hendrik Finger und Christian Szczensny leiten das Unternehmen als gleichberechtigte Geschäftsführer mit einem kleinen, mobilen Team.
Für die ersten Gründerjahre haben sie ein Büro im ISI-Zentrum für Gründung, Business und Innovation in Buchholz bei Hamburg gemietet. Von hier aus stemmen sie die Internationalisierung und Weiterentwicklung der Plattform – ohne Fremdinvestoren und Venture Capital. Eventhubs Erfolg trägt bereits wenige Jahre nach dem Start das Wachstum des Start-ups.
„Unsere Kompetenzen bilden einzigartige Kombination“
„Über einen gemeinsamen Freund haben wir zueinander gefunden. Nach etlichen Jahren in der Festanstellung haben wir beide unabhängig voneinander beschlossen, den sicheren Hafen zu verlassen und neue Wege zu gehen. Hendrik brachte nach seiner Zeit als Organisator internationaler Sportevents zahlreiche Ideen mit, wie man das Erlebnis sowohl vor Ort als auch zuhause moderner und interaktiver gestalten kann“, erzählt Christian Szczensny.
Er selbst verfügt mit 20 Jahren Erfahrung über das technische Know-how, um etablierte Prozesse zu digitalisieren und innovative Lösungen zu entwickeln. „Es ist das perfekte Zusammenspiel – unsere individuellen Kompetenzen ergänzen sich hervorragend und bilden in unserer Branche derzeit eine einzigartige Kombination“, so Szczensny.
Gründer wollen die Branche grundlegend transformieren
Natürlich gab es auf dem Weg erhebliche Herausforderungen. Der Gründer: „Wir lernen täglich, dass großartige Technologie allein nicht ausreicht. Zwar ist die Entwicklung das Herzstück unseres Handelns, doch der weitaus zeitintensivere Aspekt liegt darin, Entscheidungsträger zu überzeugen, neue Wege zu gehen, das Onboarding zu begleiten und einen Mentalitätswandel bei den Beteiligten herbeizuführen. Diese Schritte erfordern jede Menge Geduld, aber sind entscheidend, wenn man eine Branche wirklich transformieren will.“
Die Digitalisierung einer Karte erscheine naheliegend, doch umfassende Lösungen seien auf dem Markt nicht zu finden, so der 47-Jährige. „Unser ganzheitlicher Ansatz hebt sich deutlich ab: Wir bieten eine interaktive Karte für Zuschauer, die unterschiedliche Schnittstellen einbindet, Live-Informationen bereitstellt und gleichzeitig durch die Integration von Branding und gesponserten Inhalten refinanziert wird.“ Hinzu komme die Verknüpfung von Video- und Social-Media-Inhalten, die direkt in die Karte eingebettet sind.
Navigationsapp für Großevents: Das plant Eventhub für die Zukunft
Was sind die nächsten Schritte, die das Unternehmen plant? „Im Jahr 2025 stehen uns drei bedeutende Neuerungen bevor. Wir werden neue Sportarten integrieren und große Events aus verschiedenen anderen Bereichen. Und wir werden unseren Kunden Self-Service-Funktionen anbieten, so dass sie zahlreiche Aufgaben eigenständig und intern bewältigen können.“
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Der wohl wichtigste Schritt sei jedoch der Start einer „Eventhub Data Suite“. Diese neue Ebene der Plattform erlaube es Kunden und Marken, Live-Aktivierungen basierend auf der Position, dem Verhalten und den Präferenzen der Nutzer zu schalten. Szczensny: „Dadurch eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für ein maßgeschneidertes Erlebnis für jeden Besucher. Sponsoring wird nicht länger auf eine reine Logo-Präsenz beschränkt, sondern verwandelt sich in Marketing mit messbarem Mehrwert für die Nutzer und Marken.“