Buchholz. Zukunftstechnologie im TIP Innovationspark: Daten werden in Echtzeit übertragen. Unternehmer und Konzerne sehen völlig neue Möglichkeiten.
Als im Jahr 2018 die Projektskizze für den TIP Innovationspark in Buchholz entstand, waren „ziemlich kühne Worte“ darüber zu lesen, was dort auf „ziemlich grüner Wiese“ entstehen sollte. Mit Humor erinnerte Jens Wrede am Mittwoch an die ungewissen Anfänge des Projekts, das jetzt zum größten seiner Art in Deutschland avancierte: Die WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH hat das sogenannte 5G-Reallabor eröffnet.
„Neues zu kreieren stärkt die Wettbewerbsfähigkeit“, sagte WLH-Geschäftsführer Jens Wrede zu den zahlreichen Gästen aus Verwaltung, Kreistag, Landtag und Bundestag sowie von kooperierenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen. „Für uns steht der Erfolg von Unternehmen im Vordergrund.“
Mit 1,1 Millionen Euro bezuschusste Niedersachsen das Buchholzer 5G-Campusnetz
Auch Kritik aus der Umgebung bezüglich der Versiegelung der ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche nahm Wrede auf. „Wir haben fünf Bäume gefällt und 130 neu gepflanzt.“ Im Vordergrund stand aber die Freude über den Erfolg und die Macht des glücklichen Umstandes, dass das Land Niedersachsen zeitgleich mit der Idee der WLH, ein Gewerbegebiet speziell für Technologietransfer zu erschaffen, ein Förderprogramm für 5G-Campusnetze auflegte. Mit 1,1 Millionen Euro bezuschusste das Land Niedersachsen schließlich das 5G-Campusnetz, weitere 900.000 Euro investierte die WLH selbst.
Anders als bei Mobilfunknetzen vergibt die Bundesnetzagentur im Bereich 5G nämlich auch private Lizenzen. „Das ist ein Wettbewerbsvorteil“, betonte Landrat Rainer Rempe. „Einer der wenigen im Bereich Digitales, den wir haben.“ Dadurch sei in Buchholz ein „einzigartiges Versuchsfeld für Zukunftstechnologie“ entstanden, um neue, marktgängige Produkte zu entwickeln und zu testen – daher auch der Name „Reallabor“ als ein Ort für wissenschaftliche Tests innerhalb eines echten Gewerbegebiets.
Landkreis testet Übertragung von Drohnenbildern von Verkehrsunfällen in Echtzeit
Der Landkreis bringt sich in einem Projekt auch selbst ein, die Schwerpunkte liegen dabei auf intelligentem Katastrophenschutz wie etwa der Übertragung von Drohnenbildern von Verkehrsunfällen in Echtzeit sowie auf smarter Produktion und smarten Gebäuden. „Für den Landkreis ist dieses Projekt zukunftsweisend. Wir wollen den Anteil wissensbasierter Arbeitsplätze stärken, um die klugen und gut ausgebildeten Köpfe in der Region zu halten.“
Das im TIP Innovationspark verlegte 5G-Netz ist dabei nicht mit den 5G-Netzen aus dem Mobilfunk zu vergleichen, in dem es hauptsächlich um Download-Geschwindigkeiten geht, erklärte WLH-Innovationsmanager Dr. Timo Maurer. „Mit 40 Kilometer Glasfaserkabel und 129 Antennen ist das Netz überdimensioniert und daher maximal flexibel. Die Abdeckung unseres 25 Hektar großen Gebiets ist immer zu gewährleistet.“
Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von fast elf Millionen Euro eingebucht
Fünf Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von fast elf Millionen Euro haben sich bereits im Innovationspark eingebucht, auch die ersten Gewerbeansiedlungen sind da. Mit weiteren Unternehmen sei die WLH im Gespräch, „große internationale Technologiekonzerne haben ihr Interesse bekundet“, so Maurer.
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Wie das Campusnetz funktioniert, zeigte während der Hannover-Messe der Flug einer Drohne: Gesteuert von Hannover aus, lieferte die fliegende Kamera Bilder von einem gestellten Verkehrsunfall in Buchholz – und zwar in Echtzeit. Denn das ist das Besondere an 5G: Die Übertragung von Daten ist mit nahezu Null Latenz möglich, also ohne merkbare Verzögerung.
Accelery GmbH baut für 3,6 Millionen Euro einen neuen Firmensitz im Innovationspark
Einer, der die Technologie nutzen wird, ist Christoph Söhnlein mit seinem Team. Gemeinsam mit Christoph A. Reimers gründete der Buchholzer 2018 die Accelery GmbH und baut gerade für 3,6 Millionen Euro einen neuen Firmensitz mit der Adresse Im Innovationspark. „Die Infrastruktur hier ist für uns sehr spannend“, sagte Söhnlein. „Wir arbeiten mit kollaborativen Robotern und wollen, dass unsere Maschinen uns unter die Arme greifen. Nur so ist für uns Skalierung möglich. Unser Ziel ist es, monotone Aufgaben zu automatisieren, damit unsere Mitarbeitenden in ihrer Arbeitszeit Mehrwerte schaffen können.“
Accelery verkauft personalisierte Geschenkartikel, also per Laser mit Namen bedruckte respektive gravierte Gegenstände. Was alles möglich ist in diesem Bereich, zeigte Söhnlein an sich selbst: An der Außenseite seiner Sneakers steht seine Telefonnummer.