Asendorf. 20 Jahre lebte ein Dorf im Landkreis Harburg ohne Postschalter. Für die Anwohner ein ärgerlicher Zustand. Wie ihnen nun geholfen wird.
In vielen ländlichen Regionen Deutschlands ist dieser Zustand längst Realität: Suchen die Menschen nach Postdienstleistungen in ihrer Nähe, suchen sie entweder vergeblich oder müssen sich mit kleinen Schaltern in Einzelhandelsunternehmen begnügen. Nun will die Deutsche Post mit sogenannten Poststationen die Versorgung in ländlichen Gebieten verbessern. Die Automaten sollen mehr sein als die verbreiteten Packstationen und einen Großteil der Leistungen einer normalen Postfiliale bieten.
Eine der neuen Poststationen wird nun in Asendorf in der Samtgemeinde Hanstedt eröffnet, das laut Gesetz mit einer Filiale ausgestattet sein muss. Seit dort vor rund 20 Jahren die letzte Postfiliale schloss, mussten die 2000 Einwohner der Gemeinde jedoch die Poststellen in Hanstedt oder Jesteburg nutzen. Die neue Station wird der vierte Standort im Landkreis Harburg nach Stelle, Winsen-Roydorf, Handorf und Bendestorf.
Postfilialen auf dem Land sollen fast alles bieten, was in einer Filiale möglich ist
An der Poststation können Kunden über die großen Schließfächer Pakete verschicken und abholen, Briefe in einen Briefkasten einwerfen und am Touchscreen Brief- und Paketmarken kaufen, auch Besonderheiten wie Warensendungen und Extras wie Einschreiben sind möglich.
Wer sich unsicher ist, welche Marke die richtige ist, kann die Video-Beratung nutzen. Auf dem Display erscheint dann ein Mitarbeiter des Kundendienstes und beantwortet Fragen. Bezahlt wird per EC-Karte, Kreditkarte oder übers Smartphone, Bargeld kann nicht genutzt werden. Um Pakete zu empfangen, ist eine Registrierung notwendig.
Rund um die Uhr sind neue Automaten geöffnet, aber ohne Bargeld-Service
Einen klaren Vorteil hat der Automat gegenüber einer Filiale, wie sie heute zumeist aussieht: Während die Kioske, Lottoläden und kleinen Geschäfte mit dem Service – und teilweise auch die vollständigen Poststandorte – häufig eingeschränkte Öffnungszeiten haben, ist die Poststation rund um die Uhr zugänglich. Das Paket zum Verschicken muss allerdings bereits gepackt sein, verkauft werden die gelben Faltboxen am Automaten nicht.
Der große gelbe Kasten könnte in vielen kleinen Orten das Post-Problem lösen. So zumindest sehen es die Pläne der Deutschen Post vor. Sie ist gesetzlich verpflichtet, in Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern eine Filiale vorzuhalten. Nach dem neuen Postgesetz, das von 2025 an gilt, kann dies in bestimmten Fällen auch eine automatische Poststation sein.
Deutsche Post DHL spricht von Modernisierung und Flexibilisierung
Die Deutsche Post begrüße diese Modernisierung und Flexibilisierung, da es in manchen Orten immer schwerer werde, geeignete Ladenlokale oder Einzelhändler zum Betrieb von Filialen zu finden, sagt eine Postsprecherin dieser Zeitung. „Nicht nur in solchen kleinen Gemeinden ist es sinnvoll, statt einer Kleinstfiliale mit rudimentären Öffnungszeiten eine Poststation einzurichten.“
Vor rund einem Jahr hatte die Deutsche Post DHL verkündet, das Netz der Poststationen auszuweiten. Ende 2023 gab es 50 solcher Automaten in Niedersachsen, zudem 1130 Packstationen sowie 1311 Filialen und 932 Paketshops. Zusammen waren dies nach Angaben der Post mehr als doppelt so viel Servicepunkte wie noch im Jahr 2010.
Trend ist eindeutig: Menschen versenden weniger Briefe, dafür mehr Pakete
„Unsere Kunden und Kundinnen wünschen sich digitale, moderne und smarte Lösungen. Vor allem die Möglichkeit, postalische Leistungen und Produkte 24/7 in Anspruch nehmen zu können, wird immer stärker nachgefragt“, sagte Holger Bartels, Leiter Multikanalvertrieb von Deutsche Post DHL. Dies hat auch den Hintergrund, dass immer mehr Pakete versendet werden, die anders als Briefe nicht jederzeit in einen Briefkasten geworfen werden können.
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Die Poststationen stehen ebenso wie die Packstationen oft auf Parkplätzen von Supermärkten oder Discountern oder, wie in Asendorf, an Tankstellen. Sie sollen auch für Kunden, die ihre Pakete mit dem Auto bringen, gut erreichbar sein – sowohl auf dem Land als auch in Städten.
Postfilialen auf dem Land: In Asendorf an der Tankstelle angesiedelt
Der Bürgermeister der Gemeinde Asendorf ist vorsichtig optimistisch, dass das Angebot die Postversorgung vor Ort verbessern werde. „Die Poststation soll über viele Funktionen verfügen, sodass man nicht mehr ins Nachbardorf fahren muss, wenn die Briefmarken fehlen oder ein Brief oder Paket aufzugeben ist“, sagt Rainer Mencke.
Die neue Poststation auf dem Gelände der Classic-Tankstelle an der Hanstedter Straße in Asendorf ist seit Donnerstag in Betrieb. Künftige Kunden aus Asendorf, Dierkshausen und der Heidesiedlung konnten sich anlässlich der Eröffnung die Bedienung des Automaten erklären lassen.