Winsen. Am Zustellstützpunkt in Winsen setzt die Deutsche Post auf Nachhaltigkeit und Wachstum. Was am alten Innenstadt-Standort entstehen soll.

Dass nicht nur die Bürgerinnen und Bürger von Winsen, sondern auch das Rathaus nicht ganz zufrieden sind mit der Verfügbarkeit von Postdienstleistungen, ist kein Geheimnis. Seit Juli 2023 ist der Standort an der Brahmsallee, seit Mitte der 1970er-Jahre der zentrale Anlaufpunkt, geschlossen. Der Mietvertrag war ausgelaufen. Seitdem setzt die Deutsche Post in der Kreisstadt auf dezentrale Lösungen, setzt auf Partner-Postfilialen, Paketstationen und Paketshops.

Deutsche Post setzt in Winsen auf dezentrale Post-Dienstleistungen

Eine neue Partner-Postfiliale ist in der Rathausstraße entstanden. Die Räumlichkeiten sind vergleichsweise klein, Parkmöglichkeiten vor der Tür nicht vorhanden, Kunden der Postbank (mittlerweile im Eigentum der Deutschen Bank) gucken fast komplett in die Röhre. „Es läuft suboptimal“, sagte Bürgermeister André Wiese folgerichtig bei der Eröffnung des neuen Zustellstützpunktes (ZSP) der Deutschen Post AG an der Boschstraße.

Schlüsselübergabe für den neuen Zustellstützpunkt (ZSP) mit Vertretern der Deutschen Post AG, Bürgermeister André Wiese, Landrat Rainer Rempe und André Bock (MdL).
Schlüsselübergabe für den neuen Zustellstützpunkt (ZSP) mit Vertretern der Deutschen Post AG, Bürgermeister André Wiese, Landrat Rainer Rempe und André Bock (MdL). © HA | Markus Steinbrück

Andererseits äußerte er ein Stück weit Verständnis für wirtschaftlich geprägte Entscheidungen: „Das Unternehmen muss den Spagat hinbekommen, sich einerseits am Markt zu beweisen und andererseits die Post als Dienstleister zu repräsentieren“, so Wiese weiter. Die letzten Abteilungen sind jüngst von der Brahmsallee an den neuen Standort umgezogen.

Alter Post-Standort an der Brahmsallee: Investor plant Wohnungsbau

Mit den Postfächern und dem Verteilzentrum verschwanden auch die Paketstation und die gelben Briefkästen an der Straße. In den letzten Mai-Tagen soll am alten Standort der Abriss der charakteristischen Waschbeton-Gebäude beginnen. Der Investor plant dort in innenstadtnaher Lage Wohnungsbau.

An der Boschstraße 3 in Winsen hat die Deutsche Post AG im Frühjahr 2024 einen neuen Zustellstützpunkt (ZSP) eröffnet.
An der Boschstraße 3 in Winsen hat die Deutsche Post AG im Frühjahr 2024 einen neuen Zustellstützpunkt (ZSP) eröffnet. © HA | Markus Steinbrück

Erstaunlich unspektakulär geht es unterdessen an der Boschstraße 3 – in Sichtweite des ehemaligen Furnierwerks in den Osterwiesen – zu. Keine ratternden Förderbänder, keine fliegenden Pakete oder Briefe. Etwa 129.000 Briefsendungen sowie 21.000 Pakete, die Woche für Woche von hier aus an 27.000 Haushalte im Großraum Winsen verteilt werden, werden nämlich vorsortiert angeliefert: einerseits von drei Lkw täglich aus dem Paketzentrum in Allermöhe, andererseits von zwei Lkw täglich aus dem Briefzentrum in Hausbruch.

70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten 38,5 Stunden pro Woche

In zwei Bereichen müssen die mehr als 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Ein-Schicht-Betrieb durchschnittlich 38,5 Stunden pro Woche arbeiten, noch Hand anlegen: Zusteller auf sogenannten Verbundfahrzeugen, die gleichzeitig Briefe und Pakete ausliefern, sortieren ihre Pakete nach ihren Vorstellungen ins Fahrzeug ein. Außerdem müssen Briefsendungen, bei denen die Maschinenlesbarkeit versagt hat, händisch den Zustellbezirken zugeordnet werden.

Der stellvertretende Standortleiter Damian Lulka belädt ein Verbundzustellfahrzeug mit Paketen und Päckchen. 
Der stellvertretende Standortleiter Damian Lulka belädt ein Verbundzustellfahrzeug mit Paketen und Päckchen.  © HA | Markus Steinbrück

Das 10.035 Quadratmeter große Grundstück hat die Deutsche Post AG, die zur DHL Group gehört, von der Stadt Winsen (Luhe) erworben und ein Gebäude mit 1701 Quadratmetern Grundfläche errichtet. Der „gelbe Riese“ rechnete das potenzielle Mengenwachstum der kommenden zehn Jahre mit ein. Daher wirken die einzelnen Bereiche heutzutage (noch) relativ luftig.

Zustellstützpunkt bedient 43 Bezirke bis nach Handorf und Toppenstedt

Die charakteristischen gelben Zustellfahrzeuge stehen in langer Reihe vor dem neuen Gebäude.
Die charakteristischen gelben Zustellfahrzeuge stehen in langer Reihe vor dem neuen Gebäude. © HA | Markus Steinbrück

Am späten Vormittag schwärmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 43 Zustellbezirke aus: mit 35 Verbundzustellfahrzeugen, überwiegend mit Elektroantrieb, fünf Pedelecs bzw. E-Bikes sowie drei größeren Paketzustell-Fahrzeugen. Das Zustellgebiet umfasst das komplette Postleitzahlengebiet 21423, also die Stadt Winsen und die Gemeinde Drage. Dazu kommen Handorf, Radbruch sowie Garstedt, Wulfsen und Teile von Toppenstedt. Die durchschnittliche Tourenlänge beträgt 60 Kilometer.

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Beim Bau legte die Deutsche Post viel Wert auf Nachhaltigkeit. Zur Ausstattung gehören Luft-Wasser-Wärmepumpe, Fußbodenheizung, Photovoltaikanlage sowie insgesamt 52 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge und Street-Scooter. Die herkömmlichen Verbrenner werden nach und nach durch E-Fahrzeuge ersetzt.

Blick in die neue und kleinere Postfachanlage, die von der Brahmsallee an die Boschstraße umgezogen ist.
Blick in die neue und kleinere Postfachanlage, die von der Brahmsallee an die Boschstraße umgezogen ist. © HA | Markus Steinbrück

Im neuen Zustellstützpunkt an der Boschstraße hat auch die Postfachanlage von der Brahmsallee eine neue Heimat gefunden. Weil immer weniger Postkunden diese Möglichkeit nutzen, ist sie deutlich kleiner als zuvor.