Lüneburger Heide. Sie passen in den Kofferraum und gehen Gassi wie Hunde: Falabella-Ponys werden immer beliebter. Auf der Spur eines kuriosen Hobbys.

Sie sind klein wie ein Labrador, flink wie ein Fuchs und doch haben sie nichts mit diesen Tieren zu tun. Denn Renzo und Siem sind Pferde – winzige Exemplare zwar, aber trotzdem auf den ersten Blick zu erkennen. Und sie liegen gerade schwer im Trend: Mit ihrem silberhellen Wiehern, der wuscheligen Blondmähne und ihrem eleganten Äußeren erobern Falabella-Ponys gerade die Herzen der Pferdefreunde.

Und das, obwohl sie eigentlich zu nichts zu gebrauchen sind: fürs Reiten sind sie zu zart, als Kutschpferd sind sie zu schwach. Was also ist so toll an diesen Mikroponys, der kleinsten Pferderasse der Welt?

Kurioser Trend: Mini-Pferde im Landkreis Harburg so beliebt wie nie

Wir haben Falabella-Halterin Nadja gefragt. Die erfahrene Reiterin, die in Wirklichkeit anders heißt, hält ihre kleinen Schätze auf einem Hof am Rande der Lüneburger Heide und gibt den genauen Standort des Stalls nicht preis. Denn sie hat Angst, dass man ihre Pferde klauen könnte.

Falabella-Ponys sind die kleinste Pferderasse der Welt. Halterin Nadja liebt es, mit ihnen an der Leine spazieren zu gehen.
Falabella-Ponys sind die kleinste Pferderasse der Welt. Halterin Nadja liebt es, mit ihnen an der Leine spazieren zu gehen. © HA | nanette franke

Verständlich, denn rein technisch wäre es gar kein Problem, die begehrten Winzlinge, die maximal 65 Kilogramm wiegen, in den Kofferraum eines Kombi zu laden und mit ihnen zu verschwinden.

Zwei Jahre alt ist der Hengst Renzo , den Nadja von einem Züchter erwerben konnte. Damals war das Tier in einem nicht allzu guten Zustand. Fallabella sind anmutig, aber empfindlich. Ihr edler Kopf, ihre im Verhältnis zum Rumpf kräftigen, aber kurzen Beinchen sind das Ergebnis von Zuchtbemühungen, bei denen es in erster Linie auf die Optik und vor allem auf geringe Größe ankommt, nicht auf Belastbarkeit.

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Falabella-Pferde: Argentinische Pampa gilt als Heimat der winzigen Ponys

Als Heimat der Falabella gilt die Pampa um die argentinische Hauptstadt Buenos Aires. Durch gezielte Einkreuzungen europäischer Pferderassen entstand die heutige Form der Falabella. Tiere, die Nadja mehr und mehr faszinieren.

Falabella-Pferde sind zwar winzig, doch von ihren größeren Artgenossen werden sie trotzdem erkannt. Hier treffen sich das Shire Horse „Brookfield Albion“ und Falabella „Chico“ beim legendlären Pferderennen in Ascot.
Falabella-Pferde sind zwar winzig, doch von ihren größeren Artgenossen werden sie trotzdem erkannt. Hier treffen sich das Shire Horse „Brookfield Albion“ und Falabella „Chico“ beim legendlären Pferderennen in Ascot. © picture-alliance/ dpa | PA Neil Munns

Umso glücklicher war die Pferdefreundin, als sie einen weiteren Falabella-Hengst geschenkt bekam: den inzwischen einjährigen Siem. Er und sein Kumpel Renzo gedeihen dank der guten Pflege prächtig. Auch wenn sie eher wie Spielzeugtiere daherkommen, haben Falabella Ansprüche wie jedes andere Pferd auch, betont Nadja. Das Problem: Renzo und Siem fressen gern.

Zum Knuddeln: Wenn Halter mit ihren Ponys wie mit Hunden spazierengehen

Und neigen deshalb zu Übergewicht, das die kleinen Beinchen mit den winzigen Hufen überfordern würde. Auch Koliken können für diese Winzlinge den Tod bedeuten. Deshalb achtet Nadja genauestens auf die Ernährung ihrer Schützlinge. Wenn sie Zeit hat, geht sie mit den Pferdekindern am liebsten im Wald spazieren, nimmt sie auch mal mit auf eine Runde durchs Dorf, wo jeder die Lütten herzen, knuddeln und streicheln möchte.

Edler Kopf, langer Hals, kräftige Beinchen und dicke Strubbelmähne: Renzo hat den typischen Körperbau eines Falabella.
Edler Kopf, langer Hals, kräftige Beinchen und dicke Strubbelmähne: Renzo hat den typischen Körperbau eines Falabella. © HA | nanette franke

Vielfach werden Falabella in der Seniorenbetreuung eingesetzt, denn mit ihrer Zartheit und Menschen zugewandten Art bauen sie Brücken selbst zu denen, die eigentlich Angst vor Pferden haben. Auch als Showtiere sind die gelehrigen Ponys oft im Einsatz.

Mini-Pferde von ihren großen Artgenossen erkannt – und oft sogar geschützt

Doch solche Bedingungen möchte Nadja ihren Tieren nicht zumuten. Sie sollen leben, wie es ihre Art ist. Morgens raus auf die Weide, wo die Großpferde die Minis freundlich und oft beschützend akzeptieren und wo viel Platz zum Galoppieren ist. Abend ab in den Stall, wo im Futtertrog eine Handvoll Futter wartet.

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Schon jetzt haben Renzo und Siem das, was Reiter Hengstmanieren nennen: Sie sind zappelig, neugierig und manchmal ein bisschen frech. Doch Minis wie ihnen verzeiht man fast alles. „Das sind meine Lieblingspferde“, bekräftigt Nadja, die ihr Traumpaar niemals gegen ein Großpferd tauschen würde.