Scheeßel/Zeven. Auf kaum befahrbaren Feld- und Waldwegen wurden Schilder aufgestellt, die Tempolimits und Überholverbote anzeigen. Was steckt dahinter?
Eine ungewöhnliche Verkehrsbeschilderung sorgt derzeit im Landkreis Rotenburg (Wümme) für Verwunderung und Heiterkeit unter Spaziergängern und in den sozialen Netzwerken. Auf mehreren Feld- und Waldwegen in den Gemeinden Scheeßel und Zeven wurden provisorische Verkehrsschilder aufgestellt, die ein Tempolimit von 70 km/h, Warnungen vor einer Baustelle sowie ein Überholverbot ausweisen - und das auf Wegen, die für Autos kaum befahrbar sind.
Die kuriose Beschilderung folgt dabei stets dem gleichen Muster: Zunächst warnt ein Schild vor einer Baustelle in 400 Metern Entfernung, gefolgt von der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h und einem Überholverbot. Anschließend wird vor Baustellenverkehr gewarnt, bevor das von Autobahnen bekannte Schild „Ende sämtlicher streckenbezogener Geschwindigkeitsbeschränkungen und Überholverbote“ die Schilderreihe abschließt.
Schlaglöcher statt Rennstrecke: Der Waldweg eignet sich kaum für Höchstgeschwindigkeit
Besonders skurril wirkt die Beschilderung auf einem einspurigen Waldweg am Hatzter Moor, der von tiefen Schlaglöchern übersät ist. Ähnliche Schilderaufstellungen finden sich auf einer Schotterpiste bei Rüspel und einem Feldweg bei Sothel. „Man fragt sich wirklich, wieso die hier aufgestellt sind“, sagt ein Landwirt, der die Schilder auf seinem Weg zu den Feldern passiert.
Die ungewöhnliche Verkehrsregelung steht offenbar im Zusammenhang mit den Bauarbeiten für die unterirdische Stromtrasse „SuedLink“. Dieses Großprojekt soll Strom aus erneuerbaren Energien von Norddeutschland in den Süden transportieren und führt durch den gesamten Landkreis Rotenburg (Wümme). In der Umgebung der beschilderten Wege sind bereits Vorbereitungen für die Bauarbeiten zu sehen: Lange Rohre liegen auf den Feldern bereit und Baggerarbeiten haben begonnen.
Rätselraten in Rotenburg: Keiner will die Anordnung für die Beschilderung getroffen haben
Der Bauherr TenneT beruft sich auf eine Anordnung des Landkreises Rotenburg (Wümme) für diese Art der Beschilderung. Doch der Landkreis widerspricht. Auf Anfrage teilte die Behörde mit, dass die Anordnung ausschließlich für Kreisstraßen und nicht für Wirtschaftswege gegolten habe. Tatsächlich ist die Beschilderung auf den Kreisstraßen vorbildlich umgesetzt worden.
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Die Herkunft der Information, dass diese Verkehrsschilder auf Wald- und Feldwegen benötigt würden, bleibt weiterhin unklar. Ein möglicher Erklärungsansatz findet sich in der offiziellen Liegenschaftskarte des Landes Niedersachsen: Der Waldweg am Hatzter Moor ist dort nicht als solcher gekennzeichnet, sondern trägt die offizielle Bezeichnung „Moordamm“.
Zudem gibt es kein Schild, das die Durchfahrt für Autos verbietet. „Wenn man es bis zum Ende schaffen sollte, landet man aber nur auf Feldern oder im Moor“, erklärt der Landwirt.
Schilderposse von Scheeßel schafft es in die Sozialen Medien
Die kuriose Beschilderung hat mittlerweile auch in den sozialen Medien für Aufsehen gesorgt. Ein Facebook-Post der Schäferei Wümmeniederung mit Fotos der Schilder bei Hatzte wurde vielfach geteilt und kommentiert. Die „Rotenburger Kreiszeitung“ griff das Thema in der vergangenen Woche auf.
Interessanterweise war bei früheren Bauarbeiten für die Stromtrasse eine solch umfangreiche Beschilderung niemandem aufgefallen. Während die Verantwortlichen nun nach Klärung suchen, sorgen die Schilder weiterhin für Schmunzeln und Kopfschütteln bei Passanten. Die Schilder werden vorraussichtlich bleiben, bis die Baustelle weitergezogen ist.