Buxtehude. Exotische Züchtungen aus der Nachbarschaft liefern neue Geschmackserlebnisse. Warum ein Obstbauer jetzt Blumenkohl und Brokkoli anbaut.
Pinkfarbener Blumenkohl, weiße Artgenossen namens Fioretto, filigran wachsender wilder Brokkoli mit violetten Knospen: Auf einem Feld in Buxtehude nahe der Ortsgrenze zu Daensen wachsen Exoten heran, die es so in Norddeutschland noch nicht gegeben hat: Pflanzen des japanischen Saatgutunternehmens Tokita Seed, das seine Züchtungen weltweit vertreibt. Lars Koopmann, der mit seiner Hamburger Agentur qub media Videos unter anderem für Kochbuchverlage, TV-Köche und Lebensmittelhersteller produziert, hat das besondere Asia-Gemüse auf einer Food-Messe entdeckt und will es in Deutschland heimisch machen.
Japanisches Gemüse wächst bei Hamburg: „Man kann es auch roh essen“
„Wie der Brokkoli sind auch die beiden Blumenkohlsorten Wildformen. Die Röschen wachsen an längeren Stängeln“, sagt Koopmann. „Man muss das Gemüse nur kurz anbraten. Und man kann es gut auch roh essen.“ Beim Probebiss zeigt sich sein feiner Geschmack. Und nach dem Garen bleibt es bissfest. Wie beim Kochen im Wok. Unter der Marke Yasei Nippon vermarktet Koopmann das Buxtehuder Gemüse mit Migrationshintergrund über den Großhandel, spricht Chefköche an. Erste kleine Chargen gingen an Edeka (Niemerszein) und REWE.
Aufwendiger Anbau: Kilopreis liegt bei 17 bis 26 Euro
Auch auf einigen Hamburger Wochenmärkten wie dem Isemarkt in Eppendorf ist das Gemüse bereits erhältlich. Auf dem Neugrabener Wochenmarkt und auf Märkten im Raum Buxtehude gibt es Yasei Nippon direkt vom Erzeuger. Dort stellt der Obsthof Brunckhorst seine Marktstände auf. Christoph Brunckhorst ist Anbaupartner von Green Gurillas, wie Koopmann diesen Geschäftszweig seiner Agentur nennt. Green/grün erklärt sich von selbst. Der Gorilla, der größte Menschenaffe, verkörpere Stärke, Frieden, Vegetarismus und Ausdauer.
Landwirt Brunckhorst betreibt im Süden Buxtehudes einen 60 Hektar großen Obsthof mit acht Festangestellten. Anbauschwerpunkte: Äpfel und Erdbeeren. Vermarkter Koopmann, der im Alten Land aufgewachsen ist, kennt ihn schon lange und sagt über ihn: „Dinge, die er macht, macht er gut.“ Vorerst wachsen der Blumenkohl und Brokkoli auf einem Hektar Fläche, im ersten Anbaujahr. Sie sind mit Netzen abgedeckt, damit die Insektenwelt nicht anfängt zu naschen. „Wir sind in der Lernphase“, sagt der Obstbauer, „die Kulturen verursachen viel Handarbeit.“ Folgerichtig hat das besondere Gemüse einen besonderen Preis: Es kostet zwischen 17 und 26 Euro das Kilo.
„Das Produkt ist höherpreisig, nur so ist der Arbeitseinsatz zu rechtfertigen“, so Koopmann. Jede Pflanzenreihe müsse drei-, viermal geerntet werden, weil das Gemüse immer wieder durchschieße. Trotz des hohen Preises sei die Quote der Wiederkäufer sehr hoch. Neben der ansprechenden Optik (Tokita Seed wird demnächst noch einen orangefarbenen Blumenkohl auf den Markt bringen) habe sein Japangemüse weitere Vorteile: Es ist geeignet für die schnelle Küche, werde regional und nachhaltig erzeugt, ist gesund. Gerade die violetten Sorten enthalten besonders viele Antioxidantien, die vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Alzheimer schützen.
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Pro Woche wachsen rund 1000 Kilo Brokkoli und Blumenkohl heran
Offenbar punktet das Gemüse auch mit seinem Geschmack: „Wenn ich durch unser Kühlhaus gehe, greife ich jetzt öfters zum Blumenkohl statt zu Erdbeeren“, verrät Brunckhorst. „Ich habe den Eindruck, dass es auch bei Kindern gut ankommt.“ Das bestätigt Koopmann mit Blick auf seine drei Kinder im Teenager-Alter (13, 15 und 19 Jahre). „Auch Zehnjährige essen es gern. Sie mögen den delikaten, etwas süßlichen Geschmack.“
Derzeit erntet Brunckhorst – je nach Witterung – jede Woche um die 1000 Kilo der drei Gemüsesorten und kann nur ein kleines Vermarktungsgebiet bedienen. Jetzt startet gerade die sechste Erntewoche. Koopmann hat im Raum Stuttgart einen zweiten Anbaupartner, der eine etwas größere Menge erzeugt. Um auch in der kalten Jahreszeit lieferfähig zu werden, hat er weitere Partner in Italien und Spanien.
Lars Koopmann hofft, ausgehend vom Raum Stuttgart und Raum Hamburg, allmählich deutschlandweit Genießer auf den Geschmack des Gemüse-Trios zu bringen. Ein Vermarktungserlebnis hat ihn besonders gefreut: „Ich habe Hamburger Luxushotels angesprochen und Gemüse abgegeben. Am nächsten Tag bedankte sich der Küchenchef vom Atlantic für die Probe und sagte mir, dass er Yasei Nippon-Gemüse schon seit drei Wochen einsetzt. Er hat es über den Großhandel bezogen.“