Seevetal. Ob Traumabehandlung oder Alltagskonflikt: Expertin aus Seevetal erarbeitet für jedes Paar aus Hund und Halter eine passende Lösung.

  • Stress oder Angst beim Hund? Hundepsychologin Madeleine Peters weiß Rat
  • Die Expertin aus Seevetal gibt Tipps für Beziehungsarbeit und Kommunikation
  • Sie hat sich auch auf traumatisierte Hunde spezialisiert

Der eigene Hund stürzt beim Spaziergang aufgeregt auf andere Hunde zu, bellt zu Hause Besucher an, ignoriert den Rückruf oder reagiert ängstlich auf bestimmte Situationen. Kleinere Konflikte gehören zum Alltag mit Hund, zum Problem wird dies, wenn Mensch oder Tier darunter leiden.

Dann kann Madeleine Peters helfen. Die Hundepsychologin hat sich darauf spezialisiert, Hundehalter bei Alltagsthemen mit ihrem Haustier zu unterstützen. Sie hilft nicht nur, wenn der Hund unter Stress oder Angst leidet, sondern auch, wenn er ein Trauma erlitten hat und sich auffällig verhält. Dann reicht es in der Regel nicht aus, eine Hundeschule zu besuchen oder den Hund ins Hundeinternat zu schicken.

Stress beim Hund: Hundepsychologin richtet Blick auf die Beziehung

Die Menschen, die zu ihr kommen, hätten es oft schon mit mehreren Hundetrainern versucht, sagt die 33-Jährige aus Hörsten in der Gemeinde Seevetal. „Die meisten kennen nur Konditionstraining mit Sitz und Platz. Ich vermittele ihnen, wie sie ihren Hund lesen können.“

Hundepsychologin Madeleine Peters aus Seevetal hilft Herrchen und Frauchen in Norddeutschland.
Hundepsychologin Madeleine Peters aus Seevetal hilft Herrchen und Frauchen in Norddeutschland. © Madeleine Peters | Madeleine Peters

Man müsse sich das wie bei einem Eisberg vorstellen. „Die Verhaltensebene ist nur die Spitze, die vielleicht 20 Prozent des Eisbergs ausmacht“, sagt Madeleine Peters. „Das Verhalten entsteht aber durch die darunter liegende körperliche Ebene mit Gehirn, Nervensystem und Hormonhaushalt. Ich gehe in meiner Arbeit deshalb ein bisschen tiefer.“

Bindung braucht Vertrauen und Sicherheit zwischen Mensch und Hund

So komme sie schneller an die Ursachen des Konflikts heran und es sei weniger Training notwendig. Wie mühsam es sein kann, dem eigenen Haustier etwas abzugewöhnen, weiß die Hundepsychologin aus eigener Erfahrung mit ihrer heute zehnjährigen Münsterländer-Hündin Nala. Anstatt auf intensives Training mit Signalworten und Leckerlis setzt sie darauf, die Beziehung zwischen Mensch und Tier zu stabilisieren.

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„Eine tiefe Bindung hat viel mit Sicherheit und Vertrauen zu tun. Das muss man sich erarbeiten“, sagt Madeleine Peters, die ihre Ausbildung an der ATN Akademie für Tierpsychologie in der Schweiz absolviert hat. Gemeinsam kuscheln, spielen oder trainieren sei für die Beziehung ebenso wichtig wie mittels Kommunikation klare Grenzen zu setzen.

Per Körpersprache können Menschen mit ihren Hunden kommunizieren

Entscheidend ist dabei die Körpersprache. Mit ihren Klienten, die sie stets zu Hause besucht, übt die Expertin verbindliches Verhalten, Haltung, Blick und das richtige Timing im Umgang mit dem Hund. Das beschränkt sich nicht auf die eigentliche Konfliktsituation.

Wichtig ist zum Beispiel auch ein klares Ranggefüge. „Wir Menschen müssen Verantwortung übernehmen, sonst übernimmt der Hund die Führung“, sagt Madeleine Peters. „Liegt der Hund im Weg und ich gehe um ihn herum, wird er auch in anderen Situationen davon ausgehen, dass ich mich anpasse.“ Man solle beim Hund nichts durchgehen lassen, was man auch bei Menschen nicht akzeptieren würde. Sonst können Konflikte entstehen, die Hund und Halter belasten.

Madeleine Peters behandelt auch traumatisierte Hunde

Häufig suchen Menschen bei Madeleine Peters Unterstützung, weil ihr Hund unruhig oder gestresst ist, Angst hat – sei es vor Menschen, Gewitter oder Fliegen –, territoriales Verhalten zeigt oder sogar beißt oder es Probleme bei Begegnungen mit anderen Hunden gibt.

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Manchmal aber steckt hinter der Angst auch ein Trauma, das etwas anders behandelt werden muss. Um dies herauszufinden, lässt die Hundepsychologin jeden ihrer Klienten zunächst einen Anamnesebogen ausfüllen. „In den meisten Fällen kann man es gut einordnen, ob ein Trauma vorliegt“, sagt sie. „Dann ist es wichtig, erst einmal die Anspannung im Körper zu verringern.“

Selbst eine Geburtstagskerze kann bei einem Hund Angst auslösen

Für die Behandlung nutzt sie unter anderem Nährstoffpräparate, die ins Futter kommen, bei Bedarf auch Medikamente. Ziel sei es, den Hormonhaushalt zu regulieren, erklärt Madeleine Peters. „Das Stresshormon Cortisol muss raus, positive Hormone müssen hinzukommen.“ Bei einem Trauma sei es zudem wichtig, eine Retraumatisierung durch ähnliche Auslöser zu vermeiden.

Ein Trauma kann durch Erfahrungen als Straßenhund ausgelöst werden, aber ebenso durch die Beobachtung, wie ein Hund einen anderen angreift, oder auch durch einen Brand, sagt die Seevetalerin. „Ein Hund, der vor einem Feuer gerettet wurde, kann retraumatisiert werden, wenn er den Rauch einer ausgepusteten Kerze riecht.“

Expertin warnt: Hunde brauchen Ruhe, nicht immer mehr Auslastung

Solche extremen Erlebnisse lassen sich nicht verhindern, viele andere Stolpersteine im Alltag mit Hund dagegen schon. Madeleine Peters hat drei grundlegende Tipps für alle Hundehalter: „Erstens: Ruhe geht vor Auslastung.“ Alle Hunde müssten viel schlafen, einigen brauchten auch Hilfe, um zur Ruhe zu kommen. Gerade sehr aktive Hunde, wie zum Beispiel Australian Shepards, sollten nicht immer mehr bewegt werden, sondern lieber über Kopfarbeit ausgelastet werden.

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Ihr zweiter Ratschlag lautet: Beziehung geht vor Erziehung. Die Bindung lege den Grundstein für jedes weitere Training. Ihr dritter Tipp gilt vor allem für ganz junge Hunde: Ruhiger Kontakt mit anderen Hunden. Ist der Hund in dieser Situation immer sehr aufgeregt, lernt er auch für die Zukunft, beim Treffen mit fremden Vierbeinern durchzudrehen.

Die Hundepsychologin hat beobachtet, dass heute viele Menschen ihre Hunde richtig verstehen wollen. Vor zehn Jahren hätten die Halter gewollt, dass ihr Hund nicht mehr so viel bellt. „Jetzt fragen sie: Warum bellt er soviel?“

Joggen mit dem Hund
Hunde brauchen Bewegung – aber vor allem auch ausreichend Schlaf. © dpa-tmn | Christin Klose

Hundepsychologin: So viel kostet eine Beratung in Norddeutschland

Um solche und ähnliche Fragen zu klären, unterstützt sie Hundehalter im Umkreis von 100 Kilometern um ihren Wohnort Hörsten. Eine 90-minütige Erstberatung kostet 135 Euro, jede folgende Stunde 80 Euro. In vielen Fällen sei das Thema nach drei Treffen geklärt, sagt Madeleine Peters, deren Konzept sich von normalen Hundeschulen in und um Hamburg unterscheidet.

Das bedeutet nicht, dass sie ihre Klienten nie wiedersieht. Einige ziehen die Hundepsychologin immer wieder zurate, wenn zum Beispiel durch Umzug, Trennung oder Familienzuwachs die Beziehung zum Hund auf die Probe gestellt wird. „Das Leben verläuft in Wellenbewegungen“, sagt die Expertin. „Mit einem Hund kommen immer wieder neue Themen auf.“