Braunschweig. Fabelrekord ist das Highlight bei Deutschen Meisterschaften in Braunschweig. HSV gewinnt weiteren Titel. Hochspringer Alex Bai ratlos.

Welch ein Moment! Owen Ansah vom Hamburger SV hat für das Highlight schlechthin am ersten Tag der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig gesorgt. Der 23 Jahre alte Sprinter knackte als erster Deutscher die Zehn-Sekunden-Grenze über 100 Meter. Als die Uhren bei 9,99 Sekunden stehen blieben, tobte ein Jubelorkan durch das mit 13.500 Zuschauern gut gefüllte Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße.

Owen Ansah: 13.500 Zuschauer bejubeln seinen Fabellauf zu 9,99 Sekunden

Dem folgte ein zweiter, als der neue deutsche Rekord offiziell bestätigt wurde. „Bei mir ist das noch nicht angekommen. Um das zu realisieren, werde ich einige Zeit brauchen“, sagte Ansah, der die acht Jahre alte Bestmarke von Julian Reus (TV Wattenscheid) um zwei Hundertstelsekunden verbesserte.

Bei den Europameisterschaften vor drei Wochen in Rom hatte der HSV-Sprinter als erster Deutscher seit zehn Jahren das EM-Finale erreicht. Als Fünfter hatte er angedeutet, dass mehr in ihm steckt als eine persönliche Bestzeit von 10,08 Sekunden.

„Irgendwann musste es passieren. Ich bin megahappy, dass ich der Erste bin“

„Als ich nach Braunschweig angereist bin, habe ich mich mega gefühlt und wusste, dass es schnell wird. Heute konnte ich es zeigen“, sagte Owen Ansah vor einer Ehrenrunde. Zuletzt hatte man vor allem Joshua Hartmann – der Kölner wurde mit 10,06 sek. Vizemeister – zugetraut, den deutschen Rekord unter zehn Sekunden zu drücken.

Leichtathletik - Deutsche Meisterschaft
Owen Ansah (Hamburger SV) posiert nach dem 100-Meter-Finale neben der Anzeigetafel, die seinen deutschen Rekord ausweist. © DPA Images | Swen Pförtner

„Irgendwann musste es passieren. Ich bin mega happy, dass ich nun der Erste bin“, sagte Owen Ansah, der bei Sebastian Bayer in Mannheim trainiert. Vereins- und Trainingskamerad Luca Ansah-Peprah wurde im 100-Meter-Finale guter Fünfter (10,27 sek.).

Manuel Mordi: Hürdensprinter vom HSV siegt nach Zielfoto-Auswertung

Den perfekten Sonnabend für die HSV-Leichtathleten leitete Manuel Mordi nur 20 Minuten vor dem Geniestreich seines Vereinskameraden ein. Im Endlauf über 110 Meter Hürden stürmte der Titelverteidiger Brust an Brust mit Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) über die Ziellinie – beide wurden in 13,54 Sekunden gestoppt. Das Zielfoto musste über den Deutschen Meister entscheiden – und da hatte Manuel Mordi um wenige Tausendstel die Nase vorn.

Leichtathletik - Deutsche Meisterschaft
Zeitgleich über 110 Meter Hürden: Meister Manuel Mordi (rechts) und Tim Eikermann (Bayer Leverkusen) freuen sich im Ziel. © DPA Images | Sven Hoppe

„Ich habe gemerkt, dass Tim ziemlich gleichauf mit mir ist. Dass wir aber zeitgleich sind, hätte ich nicht erwartet“, sagt der alte und neue Deutsche Meister aus Hamburg. „Hinten raus habe ich versucht, locker zu bleiben. Gerade bei den Hürden ist es wichtig, nicht zu verkrampfen“, sagte der 20-Jährige, der bei der diesjährigen EM im Halbfinale stand.

Titelverteidiger gibt sich mit Siegerzeit unter der Bestmarke zufrieden

„In den letzten drei, vier Wochen hatte ich Probleme, wieder reinzukommen. Daher bin ich mit meiner Zeit von 13,54 Sekunden happy. Ich muss mich damit zufriedengeben.“ Seinen Hausrekord drückte Manuel Mordi in dieser Saison auf 13,36 sek.

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Alexander Bai (MTV Hanstedt) belegt im Hochsprung der Männer mit 2,00 Meter Rang fünf. © HA | Markus Steinbrück

Das beste Ergebnis seiner Karriere bei Deutschen Männer-Meisterschaften erreichte Alexander Bai im Hochsprung der Männer. Der 22-Jährige vom MTV Hanstedt im Landkreis Harburg belegte mit übersprungenen 2,00 Meter den fünften Platz. Bei seiner Premiere 2022 in Berlin war er an der Anfangshöhe gescheitert, im Vorjahr in Kassel Sechster geworden.

Alexander Bai vom MTV Hanstedt: Fünfter im Hochsprung der Männer

Dennoch wirkte Bai etwas ratlos. Die ganze Saison über macht ihm eine Fußverletzung zu schaffen. Er konnte lediglich vier Wettkämpfe absolvieren, im Training nicht gezielt für den Hochsprung arbeiten.

Leichtathletik, Deutsche Meisterschaften, Braunschweig
Der angeschlagene Sprungfuß hielt: Der 22-jährige Alexander Bai (MTV Hanstedt) erreichte mit Rang fünf sein bestes Karriereergebnis bei einer Männer-DM. © Iris Hensel | Iris Hensel

Immerhin hielt der Fuß bei den Wettkämpfen in Braunschweig. Nach der Anfangshöhe von 1,90 Meter ließ der Schützling von Trainer Wolfgang Striezel die nächste aus. Danach überwand er 2,00 Meter im zweiten Anlauf. 2,05 m waren an diesem Nachmittag zu hoch. Deutscher Meister wurde Tobias Potye (LG Stadtwerke München/2,18 m), der ebenfalls von einer Verletzung zurückkommt.

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„Beim Einspringen lief es noch super, da ist Alex locker über zwei Meter. Je länger der Wettkampf dauerte, desto verkrampfter ist er gesprungen“, sagte Trainer Striezel. „Die Platzierung ist okay, auch wenn wir uns eine andere Höhe gewünscht hätten. Aber dafür fehlen einfach jede Menge Trainingssprünge.“

Seit Jahren Fußprobleme: Zehnkampf soll Ablenkung bringen

Der Athlet wirkte ob der Fußprobleme, die ihn schon einige Jahre begleiten, etwas ratlos. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Macht ja keinen Spaß, immer unter Schmerzen zu springen“, sagte Alexander Bai. Diverse Arztbesuche hatten zwar eine Diagnose, aber keine erfolgversprechende Therapie ergeben. In der kommenden Woche in Bad Bevensen will sich Alexander Bai mit einem Zehnkampf ablenken – an der Seite von Vereinskamerad Tommy Dang.

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Hochspringer Alexander Bai bedankt sich nach seinem letzten Versuch beim Publikum für die Unterstützung. © HA | Markus Steinbrück

Weitere Sonnabend-Ergebnisse: 5000 Meter Frauen: 4. Tabea Themann (TH Eilbeck) 16:19,39 min.; 100 Meter Hürden: 6. Line Schröder 13,44 sek; Vanessa Baldé 13,52 sek. (Halbfinal-Aus); 100 Meter: Louise Wieland 11,57 sek. (Vorlauf) und 11,60 sek. (Halbfinal-Aus). Weitsprung Männer: 8. Nick Schmahl (alle Hamburger SV) 7,21 Meter