Engelschoff. 2019 zog Alexandra Augsten mit ihren Hunden in die Elbmarsch und bietet dort Gespannfahrten, Wanderungen und Kindergeburtstage an.
- Im Sommer sind Wanderungen durch die Lüneburger Heide angegsagt
- Huskys fühlen sich bei Temperaturen unter 15 Grad Celsius wohl
- Kindergeburtstage auf der Husky-Ranch möglich
Sie heißen Lumirunners und rennen am liebsten im Schnee (finnisch: Lumi). Die zwölf Huskys auf der gleichnamigen Ranch von Alexander Augsten sind keine Schoßhunde, sondern passionierte Läufer. Wie üblich bei dieser Rasse. Wenn es nicht zu warm ist, toben sie über die Wiese des Resthofs im Örtchen Engelschoff unweit von Himmelsreich (Landkreis Stade). Zwischendurch ruhen sie sich im Schatten aus, um bei nächster Gelegenheit wieder loszupreschen.
Anders als im Winterhalbjahr werden die Hunde im Sommer nicht vor den Wagen gespannt – für sie sind Temperaturen um die 20 Grad schon zu warm. Das Training für Hunderennen und für die jährliche Schnee-Tour in Skandinavien fällt dann aus. Ebenso die Gespannfahrten mit zahlenden Gästen.
Mit Huskys durch die Lüneburger Heide wandern
Husky-Fans können in der Sommersaison mit den Hunden wandern, vorzugsweise in der Lüneburger Heide. Das Wandern ist für die Teilnehmenden deutlich sportlicher als die Ausfahrten. Denn auch Menschen werden von den Hunden eifrig gezogen und müssen kräftig gegenhalten. „Huskys müssen das Ziehen nicht lernen, das machen sie von selbst“, sagt Augsten. „Sie müssen nur die Kommandos lernen.“ Die Haushund-Klassiker „Sitz“ und „Platz“ gehören eher nicht dazu.
Die Besuche auf der Ranch seien vor allem für Familien lehrreich, die mit dem Gedanken spielen, sich einen Husky anzuschaffen, sagt die 40-jährige Hundenärrin, die alle nur Alex nennen. „Huskys sind faszinierende, schöne Tiere. Aber Kinder haben keine Ahnung, dass sie anders sind als andere Hunde. An der Leine spazieren zu gehen oder irgendwelche Tricks zu lernen, da haben Huskys keine Lust drauf.“
Husky-Ranch bei Stade: Hund Järvi machte 2016 den Anfang
Für sie selbst war der Kontakt mit der ungewöhnlichen Hunderasse Liebe auf den ersten Blick. In Bielefeld aufgewachsen, hat sie jahrelang in Berlin gelebt. „Mit 25, 26 Jahren hatte ich in der Hundebetreuung gearbeitet“, sagt Alex. „Damals waren die Huskys ganz weit weg.“ Doch dann schenkte ihr ein Kunde eine Schlittenhund-Tour in Finnland, und es war um sie geschehen.
Ihren ersten Husky Järvi (finnisch für See) kaufte sie 2016 als Welpe in Rastatt (Baden-Württemberg). Nummer zwei ist ein Husky-Mix. Der spitzgedackelte Windhusky“ namens Yukon habe ihr viel Nerven gekostet, so Augsten. Von den beiden ließ sie sich durch Berlin ziehen. Weil andere mitfahren wollten, wurde 2017 der dritte Husky angeschafft. Es folgte eine weitere Schlittenhund-Abenteuertour durch Finnland. „Mir wurde klar: Wenn ich irgendwann mal einen Schlitten mit meinen Hunden ziehen will, dann brauche ich vier.“
Noch in Finnland hat sie sich den Hund ausgesucht, der das Quartett komplettieren soll. Bei einer norwegischen Züchterin – „er wurde für mich nach Kiel gebracht“. 2018 ist die Berlinerin mit ihren vier Hunden nach Schweden gereist. Sie sei mit einem ortskundigen Musher, einer Schlittenhundeführerin, ins Gebirge gefahren. „Mit Gepäck und Steigungen war der Schlitten für vier Hunde gerade noch zu ziehen, aber es war für sie beschwerlich“, sagt Alex. Ein fünfter Hund musste her. „Eine Freundin schlug vor: Nimm doch gleich zwei!“
In der Berliner Wohnung wurde es zu eng
Gesagt, getan. Doch nun war es in der Berliner Wohnung endgültig zu eng geworden. Augsten und ihr halbes Dutzend bezogen übergangsweise eine Hütte am Rand von Berlin, in der es im Winter sehr kalt wurde. Eine neue, größere Lösung musste her. Ende 2019 entdeckte die geborene Bielefelderin auf dem Internet-Portal Ebay eine Anzeige „Wohnen im Alten Land“. Zu vergeben war ein Resthof mit Grünflächen im Niemandsland zwischen Drochtersen und Himmelpforten. Wie sich herausstellte, der perfekte Standort für eine Husky-Ranch.
Alexandra Augsten zog nach Engelschoff, verdoppelte ihre Hundeschar und bot unter dem Namen Lumirunners Husky-Abenteuer an. Gleichzeitig betreibt sie eine Hundepension. Bis vor kurzem führte sie zusätzlich gegen Bezahlung Hunde aus. Den Gassiservice hat sie aufgegeben, denn mit ihm war viel Fahrerei zwischen Bützfleth, Horneburg und Himmelpforten verbunden.
Ihr Geld verdiene sie etwa zur Hälfte mit der Hundepension und den Husky-Abenteuern. Die waren in der Anfangszeit durch Corona-Auflagen nur beschränkt möglich, haben aber inzwischen Fahrt aufgenommen. „Unsere Hauptsaison ist das Winterhalbjahr“, sagt Alex. „Dann haben die Hunde viel mehr Power. Wir spannen sie dann vor den Wagen und machen Ausfahrten. Bestenfalls fällt etwas Schnee, und wir können mit dem Schlitten losziehen.“
Zuwachs auf zwei Beinen: Töchterchen Hanna kommt zur Welt
Huskys seien für das Ziehen gemacht, sagt Alex, die mit ihrer Lebenspartnerin Caroline die Ranch betreibt. Caro arbeitet eigentlich als Ärztin in Hamburg, doch vor drei Monaten hat das Paar Nachwuchs bekommen. Töchterchen Hanna wird unter Hunden groß. Während die Huskys ihren eigenen Bereich haben, dürfen die Pensionshunde mit ins Haus. Und Erstlingshund Järvi.
Im Sommer herrscht bei den Hunden schon mal Langeweile. Abwechslung bieten Kindergeburtstage und Husky-Camps, die auf der Ranch angeboten werden. Die Tiere seien sehr einfühlsam, sagt die Halterin: „Wir hatten neulich ein Mädchen mit Einschränkungen dabei, das schlecht laufen konnte. Die Hunde haben sich daneben gesetzt und das Gesicht geleckt.“ Im Winter werden Kindern gern mal die Bommelmützen geklaut – „wir weisen die Eltern immer daraufhin“. Die Kundschaft sei vielfältig und komme aus dem norddeutschen Raum.
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Spazieren mit Huskys geht nur mit einem Bauchgurt
Die Jahreszeiten seien völlig unterschiedlich: „Im Sommer wird entspannt herumgelegen. Um die schlechte Laune zu kompensieren, gehen wir spazieren. Das geht nur mit Bauchgurt.“ Sie freue sich auf den Winter, „weil da einfach mehr geht“. Von Oktober bis Ostern sei alles machbar, solange die Temperaturen nicht 15 Grad überschreiten. Unterstützt durch freiwillige Helfer, ist das Husky-Team dann ständig unterwegs. Alexandra Augsten nimmt auch an Rennen teil oder fährt auf dem Dogscooter (spezieller Roller) mit anderen Husky-Haltern durch die Umgebung.
Natürlich seien die Lüneburger Heide und die Marsch zwischen Oste und Elbe nicht mit Skandinavien vergleichbar. Ein Mal im Jahr fährt sie mit allen zwölf Hunden zum Traning nach Schweden in den Schnee. Daheim heißt es dagegen oft: Ab in den Matsch. Auf dem Wagen fliegen den Passagieren Dreckspritzer dann bis in die Gesichter. Alexandra Augsten nennt das „Abenteuerschmuck“.