Lüneburger Heide. Dänisch-Schwedische Farmhunde werden immer beliebter. Eine Züchterin aus der Lüneburger Heide will helfen, die alte Rasse zu erhalten.
Gibt es auch zwischen Mensch und Hund die Liebe auf den ersten Blick? Ja, sind viele Hundehalter überzeugt. Denn sie haben es selbst erlebt – diesen magischen Moment, als sie ihrem Vierbeiner das erste Mal begegneten. Ein unvergesslicher Augenblick, der Auftakt zu einer wunderbaren, langjährigen Partnerschaft mit einer tiefen Verbundenheit zwischen Mensch und Tier sein kann - aber leider nicht immer ist.
Der „Dansky“ gilt als anhänglich und sozial
„Liebe macht blind“, sagt Karin Dix, während ihr sechs süße Hundewelpen und fünf erwachsene Fellnasen um die Füße wuseln. Wer sich einen Hund anschafft, sollte sich besser nicht ausschließlich von seinen Gefühlen leiten lassen, warnt die Hanstedterin. Sie betreibt am Rande der Lüneburger Heide die Zuchtstätte „Grace `n Kelly“ und kümmert sich dort um eine Hunderasse, die in Deutschland noch nicht so bekannt ist, aber neuerdings immer beliebter wird: der Dänisch-Schwedische Farmhund, auch Dansk-Svensk Gårdshund, Danish Swedish Farmdog, Dänisch-Schwedischer Hof- oder Bauernhund und kurz „Dansky“ genannt.
Bei ihrer Zucht setzt Dix vor allem auf das, was diese Hunde von vornherein an Qualitäten mitbringen: eine robuste Gesundheit und ein solides Nervenkostüm. „Außerdem sind die Farmhunde selbstständig und unkompliziert in ihrem Charakter, energiegeladen und sehr arbeitswillig, aber auch sehr verschmust, anhänglich und sozial“, beschreibt Dix ihre Lieblinge.
Forscher fanden Skelette der Hunde in Wikingergräbern
Der Dänisch-Schwedische Farmhund ist seit sehr langer Zeit auf Farmen in Skandinavien zu Hause. „Ich habe einmal gelesen, dass Forscher Skelette der Hunde in Wikingergräbern fanden“, sagt Dix. Die eher kleinen Vierbeiner wurden im Rudel auf Bauernhöfen gehalten und dienten dort traditionell als Wachhunde, Rattenfänger und Gesellschafter für die Familie.
Auf den ersten Blick erinnert der Dänisch-Schwedische Farmhund an einen Jack Russell Terrier in etwas größer - der Farmhund ist aber kein Terrier, sondern ein Pinscher. „Es gibt kaum etwas , was dieser kleine agile Hund mit grossem Herz nicht kann. Aber wenn die Arbeit getan ist, dreht er den Schalter um und tummelt sich am liebsten an der Seite ,seines‘ Menschen. Alleinsein ist keine Option für diesen kleinen Allrounder“, sagt Dix.
Warum die Hunderasse in Deutschland immer beliebter wird
Die Rasse sei sehr sozial. „Deshalb passt er gut in Familien. Das ist seine Gruppe. Seine Neugierde und Verspieltheit passt auch gut zu Kindern“, meint die Züchterin. Aber vor allem, wenn die Kinder noch jung sind, brauche es immer einen Mediator zwischen Kind und Tier, damit ein gutes Verhältnis wachsen könne.
Züchterin will ihre Lieblingshunde nicht idealisieren
Karin Dix erhält häufig Anfragen von Familien mit sehr jungen Kindern. „Die Gründe warum diese Familien auf den Farmhund stoßen, sind vielfach die Rassebeschreibungen im Internet. Da lesen sie dann, dass der Hund nicht haart und nicht riecht, dass er nicht jagt und ruhig und kinderlieb ist. Ich weiss nicht, ob es auf dieser Erde irgendwo einen solchen Hund gibt. Der Farmhund ist es meiner Meinung nach jedenfalls nicht“, sagt die Züchterin. Der „Dansky“ sei ein ganz normaler Hund: „Er haart, riecht, wenn er nass ist und hat natürlich auch einen Jagdinstinkt“, sagt die Züchterin. Als Bauernhund sei er außerdem territorial. „Er verteidigt sein Heim und durchaus auch seinen Lieblingsmenschen. Hier ist Erziehung gefragt“, rät Dix.
Sie will ihre Lieblingshunde nicht idealisieren und sie am liebsten so lassen, wie sie sind. Mit dieser Einstellung möchte Karin Dix ein Statement setzen in der Diskussion über Qualzuchten und Hundezucht allgemein. Denn während manche Menschen viel Geld in die Hand nehmen, weil sie eine ganz bestimmte Hunderasse haben wollen, wächst auf der anderen Seite die Kritik an der systematischen Vermehrung. Züchtern wird pauschal Eigeninteresse und Profitgier unterstellt und manchmal auch ein eher geringes Interesse am Hundewohl.
„Letztlich ist Zucht immer eine Manipulation am Tier“
Letztlich sei Zucht immer eine Manipulation am Tier, sagt Dix, mit ihrer Zuchtstätte Mitglied im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), der die Einhaltung von bestimmten Anforderungen für die gewerbliche Zucht kontrolliert. Aber Zucht könne eben auch dazu beitragen, eine alte und bewährte Hunderasse wie die „Danskys“ zu bewahren.
Karin Dix hat sich vor Jahren in die aus Skandinavien stammenden Hunde verliebt. „Ich möchte die ursprüngliche Rasse mit meinem Zuchtansatz erhalten - so natürlich und gesund wie möglich“, sagt sie. „Das heißt für mich als Züchterin, die Hunde nicht nur zu vermehren und zu verkaufen, sondern dabei die Rasse nicht zu verfälschen. Die Hunde sollen so bleiben, wie sie sind: gesund, selbstständig und quirlig.“
Wer gesunde Hunde züchten will, muss viel forschen
Das bedeutet viel Detektivarbeit: Dix wühlt sich durch die Stammbäume von Deckrüden und Zuchtregistern in Skandinavien und Deutschland, um den richtigen „Partner“ für eine ihrer Hündinnen zu finden. „Letzlich liegt das züchterische Geschick im Lesen zwischen den Zeilen der Abstammungsurkunden und deren Interpretation“, sagt die Hanstedterin. Dabei habe sie vor allem auch einen niedrigen Inzuchtcoeffizienten im Blick: „Ich reise weit, um den perfekten Deckrüden zu finden, damit die genetische Diversität der Rasse erhalten bleibt.“
(Zu) viele Leute kaufen ihren Hund bei Ebay und Co.
Trotz aller Aufklärung gibt es immer noch zu viele Leute, die ihren Hund über ein Kleinanzeigenportal oder bei illegalen Internetbörsen kaufen – und damit nicht selten illegalen Haustier-Handel und skrupellose Tierquäler unterstützen. Oft stellen sie dann fest, dass sie einen Hund zu Hause haben, der aus schlechter Haltung kommt und nicht gut sozialisiert ist oder sogar schwer krank. „Auch Käufer müssen sich fortbilden“, fordert Karin Dix. Und sie sollten zudem die Züchter auf den Prüfstand stellen. „Das Zwischenmenschliche muss stimmen – ohne Frage. Aber wer sich für einen Hund interessiert, sollte darauf achten, dass der Züchter nicht nur aus seiner persönlichen Sicht Auskunft über den Hund geben kann, sondern auch aus einem populationsgenetischen Hintergrund heraus.“
Unbedingt lassen: Qualzuchten aus optischen Gründen
Gerade, wenn Hunde „in Mode“ kommen, besteht die Gefahr, dass ihre Rasse wegen der zunehmenden Nachfrage nach bestimmten Merkmalen zum Nachteil der Tiere verändert wird. Beispiele gibt es genug: Dackel, die aufgrund ihres gezüchteten Körperbaus anfällig für Bandscheibenvorfälle und Querschnittslähmungen sind. Oder Riesendoggen und irische Wolfshunde, die wegen ihrer extremen Größe vermehrt Knochenkrebs bekommen. Und fast jeder hat wohl schon von den Leiden der Möpse gehört, bei denen der verkürzte Gesichtsschädel, der den Tieren aufgrund des beliebten Kindchen-Schemas angezüchtet wurde, zu Atemnot führt.
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Ihren Dänisch-Schwedischen Hofhunden soll dieses Schicksal erspart bleiben – dafür kämpft Karin Dix. Denn auch bei dieser Hunderasse liegen kürzere Schnauzen im Moment „im Trend“. „Dabei sollte es in der Zucht vor allem um Gesundheit, Charakter und dann erst ums Aussehen gehen“, betont die Hanstedterin.