Buchholz/Buxtehude. Gleich mit ihrem ersten Buch „Arcadia“ ist Yasmin Dreyer für den renommierten Buxtehuder Bullen nominiert. Warum sie „große Chancen“ hat.
- Twilight, Die Tribute von Panem – und jetzt ein Fantasybuch „made in Buchholz“?
- Yasmin Dreyer aus dem Landkreis Harburg ist mit ihrem Debütroman „Acadia“ im Rennen um den Buxtehuder Bullen
- Der renommierte Jugendbuchpreis könnte damit erstmals an eine lokale Autorin gehen – einiges spricht dafür
Um ihren Buxtehuder Bullen entgegenzunehmen, legen die Gewinnerinnen und Gewinner des angesehenen Jugendbuchpreises oft große Distanzen zurück. 9.353 Kilometer waren es zum Beispiel bei „Twilight“-Autorin Stephenie Meyer, die 2008 aus Phoenix (Arizona) für die Preisverleihung in die kleine Hansestadt kam. Und damit für viel Furore sorgte. Viele weitere Literaturstars ehrten Buxtehude seit der Gründung 1971 mit ihrer Anwesenheit.
Buxtehuder Bulle: Gute Chancen für Buchholzer Autorin Yasmin Dreyer
Für Yasmin Dreyer wäre es nur ein Katzensprung in die Nachbarstadt Buxtehude. Die 43-jährige Neu-Autorin lebt mit ihrer Familie in Buchholz (Landkreis Harburg) und hat gute Chancen, den Preis als erste Lokalmatadorin zu gewinnen – und so auf besondere Weise in die mehr als 50-jährige Geschichte des Buxtehuder Bullen einzugehen.
Wie das Organisationsteam des renommierten Jugendpreises kürzlich bekannt gab, hat es Dreyers Debütroman „Arcadia“ auf die diesjährige Shortlist geschafft. Das heißt: Die Jury aus elf Erwachsenen und elf Jugendlichen hat das Fantasybuch „made in Buchholz“ als eines von fünf Titeln aus 80 Neuerscheinungen für die engere Auswahl bestimmt. Das Gewinnerbuch wird am 11. Juni bekannt gegeben.
„Schnappatmung“: So reagierte die Fantasy-Autorin
„Ich habe Schnappatmung bekommen“, sagt Yasmin Dreyer im Gespräch mit dem Abendblatt auf die Frage nach ihrer ersten Reaktion. „Dass ich mit meinem Debüt direkt für einen Preis nominiert werde, ist eine Riesenehre für mich.“ Am Tag der Nominierung schrieb sie bei Instagram: „Ich freu mich sooo unglaublich über die Nominierung! Ganz, ganz herzlichen Dank an die Jury.“ Zur Verkündung am 11. Juni werde sie selbstverständlich persönlich kommen, so Dreyer gegenüber dem Abendblatt.
Das Jugendbuch „Arcadia – Die Auserwählten“ ist das Erstlingswerk der früheren TV-Redakteurin und heutigen Vollzeitautorin. Der Fantasyroman ist der erste Part einer zweiteiligen Reihe, die im Mai 2024 mit dem Titel „Arcadia – Die Zukunft der Welt“ komplettiert wird. In Mittelpunkt der Geschichte im Jahr 20250 stehen Ben und Emily – die beide alles dafür geben würden, um im Elite-Internat „Arcadia“ aufgenommen zu werden. Allerdings aus ganz unterschiedlichen Beweggründen.
Fantasy, Klima und Science Fiction: „Arcadia“ hat große Chancen auf den Buxtehuder Bullen
Angelegt hat Yasmin Dreyer ihre Romanwelt als düstere Zukunftsvision (Dystopie) und Abenteuergeschichte. Ihr Verlag cbj (Penguin Random House) nennt es „actionreiche Future-Fiction-Fantasy“. Mit der Klima-Problematik und einer hoch technisierten, von intelligenten Robotern bevölkerten Welt dürfte Dreyer den Zeitgeist besonders gut treffen.
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„Ich hoffe, dass ich bei ‚Arcadia‘ eine gute Balance gefunden habe zwischen Sensibilisierung für das Thema Klimakrise, aber auch Hoffnung für die kommende Generation“, sagt die Schriftstellerin. Die vielen begeisterten Leserkommentare bei Amazon sprechen dafür. „Genial“, „Fesselnder Dystopieauftakt“, „Spannend von der ersten bis zur letzten Seite“, heißt es dort beispielsweise in den Bewertungen. Nur wenige scheint der Roman nicht mitgerissen zu haben.
Besonders für die jugendliche Jury räumt Melanie Hainke, Leiterin des Buxtehuder Bullen, der Buchholzer Autorin „große Chancen“ für die Auszeichnung ein, wie das Abendblatt erfuhr. Sowohl dystopische Zukunftsbetrachtungen („Die Tribute von Panem“) als auch Umweltromane haben stets gute Chancen auf den Buxtehuder Bullen.
Shortlist des Bullenpreises: Das sind die Mitbewerberinnen
„Aber die Konkurrenz ist trotzdem sehr stark“, relativiert Hainke ihre Aussage. Wie im Vorjahr sind ausschließlich Autorinnen nominiert. Neben Dreyer mit Anja Reumschüssel eine weitere deutsche Autorin. Zur Wahl stehen:
- „Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir)“ von Holly Bourne
- „Royal Blood“ von Aimée Carter
- „Über den Dächern von Jerusalem“ von Anja Reumschüssel
- „Arcadia – Die Auserwählten“ von Yasmin Dreyer
- „Nenn keine Namen“ von Astrid Sy
Zum thematischen Spektrum der Jugendbücher sagte die Leiterin: „Der Nahostkonflikt, die Verfolgung jüdischer Menschen und der Widerstand während des 2. Weltkrieges in den Niederlanden stehen so selbstverständlich auf der Shortlist wie futuristische Tech-Fantasy, der Traum von einem royalen Leben und der Umgang mit einem gebrochenem Herzen.“
Buxtehuder Bulle zwischen Stars und Newcomern
Neben Stars wie Stephenie Meyer, der „Tribute von Panem“-Autorin Suzanne Collins oder John Boyne („Der Junge im gestreiften Pyjama“) gehören auch Neulinge immer wieder zu den Gewinnern des mit 5.000 Euro dotierten Preises. Aus der unmittelbaren Umgebung der niedersächsischen „Bullenstadt“ Buxtehude hat es noch niemand so weit geschafft wie Yasmin Dreyer.
2014 hatte der bekannte Schriftsteller David Safier („Miss Merkel“, „Mieses Karma“) aus Bremen die Auszeichnung 2014 für seinen Roman „28 Tage lang“ gewonnen. Isabel Abedi aus Hamburg war mit „Die längste Nacht“ im Jahr 2016 unter den Nominierten gelandet.
Yasmin Dreyer: In Winsen geboren, vor zwei Jahren nach Buchholz gezogen
Aufgewachsen in Winsen (Luhe) und heute mit ihrem Mann und einer Tochter wohnhaft in Buchholz (Nordheide) ist Yasmin Dreyer fest in der Region verwurzelt. Immer wieder habe sie auch in Hamburg gelebt. Für die Arbeit sei sie viel herumgekommen – mit Wohnorten wie Berlin, Lüneburg, München und Wien.
Die Arbeit als Fernehredakteurin bei Sendungen wie „Bravo TV“, „Best of Formel Eins“ oder „Tramitz & Friends“ hängte sie mit 30 Jahren an den Nagel, um Literaturwissenschaften in Berlin zu studieren und als Autorin durchzustarten. Was das bedeute, habe sie etwas unterschätzt. „Vom ersten fertigen Roman bis zum Verlagsvertrag hat es über zehn Jahre gedauert“, so die Schriftstellerin. Ihr erstes Manuskript werde für immer in der Schublade bleiben, das zweite habe noch Chancen auf eine Veröffentlichung.
Erster Buchvertrag dank Stromausfall – für eine Geschichte voller Zukunftstechnologie
Dass es mit „Arcadia“ im dritten Anlauf klappte, sei letztlich einem Stromausfall zu verdanken. Ganz ohne digitale Arbeitsmittel habe ihre jetzige Lektorin einen Stapel von Einreichungen durchgearbeitet – und sei so auf das Zukunftsabenteuer um Emily und Ben gestoßen. „Im Nachhinein betrachtet, ist es schon ein bisschen ironisch, dass ein Roman, der voller Zukunfts-Technologie steckt, gerade dann aus dem Stapel gezogen wurde, als gar keine Technologie verfügbar war“, so die Autorin
Aktuell schreibt Yasmin Dreyer an einem ganz neuen Fantasy-Roman und wirbt bei Verlagen außerdem für einen Thriller. Dem Jugendbuch bleibt die Buchholzerin dabei treu. „Man schreibt immer das Buch, das man selbst am liebsten lesen möchte.“