Seevetal. Wegen Brücken-Neubau war „Pharos zur Seeve“ ein Jahr schlecht zu erreichen. Nun sorgt eine überraschende Nachricht für Glücksgefühle.
- Weil eine Bahnbrücke in Seevetal neu gebaut wird, sperrt Landkreis Harburg monatelang eine wichtige Kreisstraße
- Das Restaurant „Pharos zur Seeve“ erreichen Gäste über lange Umleitungen, der Umsatz bricht um die Hälfte ein
- Nun meldet Kreisverwaltung: Bauarbeiten werden früher abgeschlossen, Restaurant ist bald wieder gut erreichbar
Manuk Piloyan hatte sich damit abgefunden, bis Frühjahr 2025 mit einem unschönen Provisorium leben zu müssen. Weil der Landkreis Harburg die marode Bahnbrücke zwischen Ramelsloh und Harmstorf neu bauen lässt, ist sein Restaurant „Pharos zur Seeve“ nur schlecht zu erreichen.
Restaurant an der Seeve: Erfolgt Freigabe der Kreisstraße noch in diesem Jahr?
Mit einem Brandbrief hatte der Gastronom zu Jahresbeginn 2024 auf seine Situation aufmerksam gemacht. Er warb für die Freigabe von Feldwegen und bessere Ausschilderung – praktisch ohne Erfolg
Umso mehr freut ihn eine Nachricht aus dem Winsener Kreishaus. „Wenn die Arbeiten weiter so gut vorankommen, kann der Landkreis die Kreisstraße voraussichtlich deutlich früher als vorgesehen wieder freigeben“, heißt es in einer Pressemitteilung. Auf einen konkreten Termin möchte sich der Landkreis nicht festlegen, da alle Arbeiten eng mit der Deutschen Bahn AG abgestimmt werden müssten. Nur soviel: „Die letzte Sperrpause der Deutschen Bahn ist für Mitte Dezember angesetzt.“
Gastronom aus Seevetal: „Wir sind glücklich – auf jeden Fall“
„Wir sind glücklich – auf jeden Fall“, sagt Manuk Piloyan im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. Während der langen Bauphase sei der Umsatz seines Betriebs um etwa 50 Prozent eingebrochen. „Wir hatten erhebliche Einbußen. Für das Weihnachtsgeschäft sieht es aber ganz gut aus“, sagt der Gastronom aus der Gemeinde Seevetal. Grundsätzlich liegt das Hotel und Restaurant verkehrsgünstig an der Verbindungsstraße von Ramelsloh nach Harmstorf.
Durch den Neubau der Bahnbrücke in diesem Bereich sei das „Pharos zur Seeve“ von der Buchholzer Seite aus, sprich Harmstorf, zwar weiter gut zu erreichen gewesen, nicht aber aus Richtung Ramelsloh und Maschen. „Wer der Ausschilderung U4 oder U5 gefolgt ist, musste Umwege von etwa 15 Kilometern in Kauf nehmen“, berichtet Piloyan.
Umwege betragen bis zu 15 Kilometer, auswärtige Gäste finden Hotel nicht
„Ungefähr hundert Mal ist es auch vorgekommen, dass wir Hotelgäste über Telefon zu uns lotsen mussten.“ Damit ist bald Schluss. „Wir haben überlebt und sind auf jeden Fall glücklich“, beschreibt Manuk Piloyan nochmals seine Freude.
Nicht nur eine neue Bahnbrücke wird in diesem Bereich gebaut, gleichzeitig werden auch Instandsetzungsarbeiten an der über die Brücke führenden Kreisstraße 9 durchgeführt. Der Asphalt auf der Fahrbahn und dem Radweg ist bereits aufgebracht. Bis Ende kommender Woche (22. November) werden nun Schutzplanken eingebaut, die Markierungsarbeiten sowie Restarbeiten an den Böschungen und in den Seitenräumen vorgenommen.
Neuer Asphalt ist verlegt, nun folgen Schutzplanken und Markierungen
Dann fehlen eigentlich nur noch neue Verkehrsschilder. Auch wenn die Kreisstraße 9 für Pflanzarbeiten nochmal halbseitig gesperrt werden muss, kommt der Landkreis Harburg doch zur Erkenntnis, dass die Freigabe der sanierten Kreisstraße in der Gemeinde Seevetal deutlich früher als geplant werde erfolgen können: statt März oder April 2025 also schon im Dezember 2024.
So stellte sich die Situation für Gastronom Manuk Piloyan während des Kalenderjahres 2024 dar: Normalerweise schätzen Gäste am Restaurant „Pharos zur Seeve“ die herzliche Atmosphäre, mediterrane Speisen und einen idyllischen Platz im Grünen. Zumindest die Gäste, die den Weg dorthin finden. Denn das ist seit Anfang des Jahres nicht mehr einfach: Durch eine Baustelle und die damit verbundene Vollsperrung der Kreisstraße K9 ist die Gaststätte nur über Umwege zu erreichen – und das bis voraussichtlich März 2025.
Dauerbaustelle lässt Wirt verzweifeln: „Wie soll ich meine Angestellten bezahlen?“
„Das ist eine Katastrophe. Ich will weitermachen, aber so ist es schwer“, sagt Manuk Piloyan, Inhaber des Pharos und Gastronom aus Leidenschaft. Die Baustelle habe drastische Folgen für seinen Betrieb, sein Umsatz sei im Januar im Vergleich zum Vorjahr bereits um die Hälfte eingebrochen.
Piloyan berichtet von einem Mittwoch, als er nur zwei Gäste hatte. Da sei er bereits um 20.30 Uhr nach Hause gegangen, mehr war nicht los – zu dieser Uhrzeit gehe der Betrieb manchmal erst so richtig los. „Aber es hätte sich nicht gelohnt“, sagt der 31-Jährige. „Wie soll ich so meine Angestellten oder die Einkäufe bezahlen?“, klagt Piloyan. Für ihn ist die Ursache der Misere klar: die Umleitungen, die sein Restaurant betreffen – auf sämtlichen Ebenen.
Ursache der Misere: lange Umleitungen, die das Restaurant betreffen
Tatsächlich war die Anreise zum Pharos bis Ende vergangenen Jahres mit dem Auto gut möglich: Wer beispielsweise aus Ramelsloh kommt, fuhr über die Ramelsloher Allee auf die Kreisstraße K9, folgte der Straße über die Eisenbahnbrücke und fuhr nach knapp einem Kilometer auf den Parkplatz.
Dass aus einem Kilometer jetzt allerdings deutlich mehr geworden ist, ist dem Zustand der Eisenbahnbrücke zu verdanken. Bisher verknüpfte sie das Restaurant mit Ramelsloh, Ohlendorf und weiterführend der A7 – heute ist sie Schauplatz einer Baustelle.
Kosten für Neubau der Brücke betragen knapp fünf Millionen Euro
Der Landkreis Harburg spricht von einem stark gestiegenen „Schadenspotential“ der DB-Brücke, das mit einer Grundinstandsetzung nicht mehr zu beheben sei: Ein Neubau müsse her. Die Folge: eine Vollsperrung bis voraussichtlich März 2025, wie die Gemeinde Seevetal berichtet. Die Kosten belaufen sich auf rund 4,9 Millionen Euro.
Nach Angaben des Landkreises Harburg ist die Strecke zwischen der Kreuzung Ramelsloher Allee/Kleberland/Harmstorfer Straße bis hin zur Kreuzung Ramelsloher Allee/Langenwehlen/Hinter den Höllen davon betroffen. Das Pharos zur Seeve liegt hinter dem westlichen Ende des gesperrten Straßenabschnitts. Gäste, die über die L213 (Hittfeld/Harmstorf/Jesteburg) anreisen möchten, können dies also nach wie vor tun.
Kritik des Gastronoms: Umleitungen zu weiträumig und zu schlecht ausgeschildert
Für Personen, die östlich des Restaurants wohnen, sieht es jedoch schlechter aus: Einen direkten Weg gibt es nicht mehr. Dafür weiträumige Umleitungen – einerseits über Marxen, Asendorf und Jesteburg in Richtung Harmstorf, andererseits über Ramelsloh, Horst, Maschen und Hittfeld in Richtung Harmstorf.
Genau hier setzt Piloyans Kritik an: Die Umleitungen seien zu weiträumig und zu schlecht ausgeschildert, wie einer Mitteilung des Restaurants zu entnehmen ist: „Viele Gäste haben den Weg nicht gefunden oder waren nicht bereit, den notwendigen Umweg in Kauf zu nehmen.“ Die Anreiseschwierigkeiten seien dabei nicht nur auf die Baustelle an sich zurückzuführen, sondern auf die Art und Weise der Beschilderung: „Besonders aus Richtung Ramelsloh berichten Gäste, dass die ausgeschilderten Umleitungen vor der Sperrung oft übersehen wurden.“
Nur Anlieger frei: Der kürzeste Weg ist Restaurantbesuchern nicht gestattet
Hinzu komme die Beschilderung des westlichen Anfahrtswegs über die Seevestraße: „Schilder unseres Restaurants sind durchgestrichen. Man hat dann den Eindruck, dass wir aktuell geschlossen haben.“ Ein ähnliches Phänomen zeige sich auf Googlemaps, das häufig für die Anfahrt genutzt werde: Der Plattform zufolge sei auch die westliche Zufahrtsseite als „gesperrt“ gekennzeichnet – das ist jedoch nicht der Fall.
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Wenn man den Gasthausbetreiber nach einer alternativen Umleitung fragt, verweist er auf asphaltierte Feldwege. Diese würden theoretisch eine kürzere Anreise als die vorgesehenen Umleitungen ermöglichen, so Piloyan. Das Problem seien allerdings rechtliche Bestimmungen, die die Befahrbarkeit dieser Wege stark einschränken: Eigentlich seien diese für Anlieger oder Traktoren gedacht – und daher mit einem Anlieger-Frei-Schild versehen. Restaurantbesuchern ist es also nicht gestattet, diese Wege zu nutzen.
Restaurant an der Seeve: Der Chef will unbedingt weitermachen
Für den Betreiber gibt es nur eine Lösung: die Wege offiziell öffnen und für Restaurantgäste freigeben. Piloyan: „Die Schilder müssen weg! Wo ein schwerer Traktor fahren kann, können auch andere Autos fahren.“
Ganz so einfach ist das aber nicht: Aus versicherungstechnischen Gründen habe man ihn abblitzen lassen, erläutert der Gastronom – Gespräche mit der Gemeinde Seevetal blieben bisher erfolglos, wofür er nur wenig Verständnis aufbringen kann. Manuk Piloyan ist enttäuscht, möchte nun aber „lauter werden“ und auf keinen Fall aufgeben, wie er sagt: „Ich war selbst hier lange als Chefkoch tätig. Dann habe ich das Restaurant übernommen – ich will also unbedingt weitermachen!“