Buchholz. Verwirrte Norweger und ein entspannter Busfahrer: Wie der Auftakt des Schienenersatzverkehrs von Buchholz nach Harburg verlief.

Wer zurzeit mit den Zügen von Buchholz Richtung Hamburg fahren möchte, muss sich auf deutlich längere Fahrzeiten und Teilstrecken mit Schienenersatzverkehr einstellen – Grund dafür sind Bauarbeiten an den Bahnsteigen in Klecken und Hittfeld, die planmäßig bis zum 28. Oktober andauern und zur Folge haben, dass der Metronom den Bahnhof Buchholz ohne Halt durchfährt.

Aktuell gibt es deshalb für Pendler nur die Möglichkeit, mit dem Bus bis nach Harburg mit Zwischenhalt in Klecken und Hittfeld zu fahren und dort gegebenenfalls umzusteigen – oder ab Buchholz in den Bus nach Sprötze zu steigen und dort die üblichen Regionalzüge zu nehmen. Der nächste Halt ist jedoch erst Harburg. Beide Alternativen sind mit Verzögerungen verbunden, wie ein Test am ersten Tag des Schienenersatzverkehrs ergab.

Beim Einstieg fragt jeder Zweite, wohin es mit diesem Bus denn nun geht

Normalerweise braucht man für die Strecke Buchholz – Harburg zwölf beziehungsweise 16 Minuten. Nutzt man nun den Bus über die beiden Zwischenhalte, dauert es 40 Minuten. Immerhin ist der Abfahrtsort am Bahnhof gut ausgeschildert. Pünktlich war der Bus auch, allerdings war beim Test der erste Berufsverkehr auch schon etwas vorbei. Fragt man den Busfahrer, der bereits seit halb fünf die Strecke hin und zurück fährt, war es morgens bis auf den letzten Stehplatz voll. Es seien alle mitgekommen – aber auf einen Sitzplatz sollte man besser nicht hoffen. Möglicherweise Zufall, möglicherweise nicht – das wird sich mit der Zeit zeigen.

Überraschenderweise ist die Stimmung der Menschen weder angespannt noch genervt. Außer, wenn wie an diesem Montagmorgen gleich der erste Bus um 4 Uhr unangekündigt ausfällt. Was dagegen stark auffällt: wie wenig informiert die Passagiere sind. Beim Einstieg fragt mindestens jede zweite Person, wohin sie mit diesem Bus nun käme, ob das Ticket gültig sei, wann die Abfahrt ist und wie sie am besten an ihren Zielort käme. Andere möchten beim Busfahrer Zugtickets kaufen, was aber nicht möglich ist.

Google Maps hat nichts vom Schienenersatzverkehr gewusst

Doch der Busfahrer bleibt auch nach sieben Stunden Fahrt noch locker, beantwortet meine Fragen und die der verwirrten Fahrgäste mit einer Geduld, von der sich viele eine Scheibe abschneiden könnten. Oder wie er selbst sagt: „Man muss solche ungewollten Zwischenfälle einfach mit Humor nehmen.“ Er bleibt da ganz entspannt.

Denn auch die Metronom-App informiert einwandfrei. Und zwar so gut, dass ich einigen Fahrgästen sogar weiterhelfen kann. Bis ich Touristen aus Norwegen begegne, die einen Kurzurlaub hinter sich haben, aber völlig verloren sind, weil Google Maps, wie sich herausstellt, keinerlei Informationen über den Ersatzverkehr hat. Weshalb die Ärmsten erst am Bahnhof in Buchholz von den Änderungen erfahren. Ob sie ihr Flugzeug rechtzeitig erreicht haben, war nicht zu erfahren, ohne Stress verlief die Reise zum Flughafen mit Sicherheit nicht.

Vor diesem Problem werden wohl viele stehen, die verbindliche Anschlüsse erreichen müssen. Man sieht auch wieder deutlich, wie wichtig ein internetfähiges Handy ist. Mehrmals suchen Fahrgäste bei offenbar schlechter Verbindung verzweifelt auf ihren Smartphones nach den aktuellen Anschlüssen, die sie eventuell noch erreichen könnten. Trotz der vielen Unsicherheiten bleiben aber alle guten Mutes und nehmen die Situation klaglos hin. Vielleicht, weil Baustellen, Verspätungen und Ausfälle sowohl auf der Autobahn als auch auf den Schienen mittlerweile zum Alltag gehören.

Die Fahrzeit auf dem Rückweg von Harburg nach Sprötze erscheint endlos

Deshalb haben sicherlich auch viele Menschen direkt das Auto genommen. Das „Park and Ride“-Parkhaus in Buchholz war bis auf wenige Autos leer und auch der sonst bei Pendlern stark frequentierte Parkplatz war höchstens halb gefüllt. Auf der Rückfahrt von Harburg nach Buchholz – diesmal mit dem Zug bis nach Sprötze – versteht man warum: die Fahrzeit erscheint einem endlos.

Dadurch, dass der Zug über Jesteburg geleitet wird, braucht man bereits 20 Minuten, um dem Buchholzer Bahnhof bei der Durchfahrt winken zu können. Bis man dann in Sprötze ist, vergehen wieder mindestens fünf Minuten. Immerhin: Man steigt bequem 50 Meter weiter in den Bus, der losfährt, sobald der Metronom abfährt. Wenn der Bus dann ohne Probleme durchkommt, braucht man für diese Strecke auch nur 45 Minuten. Leider wurde meine Verbindung, die in der Praxis offensichtlich möglich war, nicht in der Metronom-App angezeigt. Verlässt man sich darauf, sind die Strecken ab Hamburg/Harburg nur sehr unregelmäßig und wesentlich zeitaufwendiger möglich.

Ich verstehe es so, dass man den Zug bis Sprötze nimmt und dort der Bus auf einen wartet. Die fahren laut Ausschilderung alle 15 Minuten. Aber ob die Züge wirklich fahren, ist dann doch ein anderes Problem. Hätte meiner nicht die üblichen fünf Minuten Verspätung gehabt, hätte ich eine Stunde in Harburg gestanden, denn der Folgezug ist ausgefallen.