Lüneburg. Die Stadt will die Zahl der frei zugänglichen WCs deutlich erhöhen. Projekt könnte Vorbild für andere belebte Innenstädte sein.

Vielen Städten und Orten mangelt es an öffentlichen Toiletten. Wer unterwegs ein WC aufsuchen möchte, ist mitunter auf das Wohlwollen von Restaurantbetreibern oder Ladenbesitzern angewiesen – und muss in vielen Fällen für den Toilettengang zahlen. Ein Ärgernis für Einwohner und in Lüneburg ein bekannter Kritikpunkt von Stadtbesuchern. Daher hat sich die Stadt entschieden, dieses Problem anzugehen.

Mehr öffentliche Toiletten: So will Lüneburg das WC-Netz erweitern

So ist die Verwaltung nun mit einem Konzept namens „StadtWC“ an die Öffentlichkeit gegangen. Die Idee: Gastronomen und Einzelhändler stellen künftig ihre Kundentoiletten auch für Menschen zur Verfügung, die nicht zu Gast in ihrem Restaurant oder Geschäft sind. Auf diese Weise soll das Netz an öffentlichen und kostenfreien Kundentoiletten deutlich erweitert werden.

Im Gegenzug erhalten die Anbieter eine monatliche Aufwandsentschädigung von der Stadt. Offiziell starten soll das Angebot im kommenden März. Für Passanten werden die Teilnehmer dann an einem StadtWC-Aufkleber am Schaufenster zu erkennen sein. „Wir planen unter anderem eine interaktive Karte, auf der Besucher:innen der Stadt alle StadtWCs finden“, sagt Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch.

Carl-Ernst Müller (links) und Finn Kubisch von der Stadt Lüneburg (rechts) freuen sich über die ersten StadtWC-Partner: André Hohmann (Galeria, 2.v.l.), Sven Maue (To Huus, Mitte) und Holger Klemz (Brauhaus Mälzer, 2.v.r.).
Carl-Ernst Müller (links) und Finn Kubisch von der Stadt Lüneburg (rechts) freuen sich über die ersten StadtWC-Partner: André Hohmann (Galeria, 2.v.l.), Sven Maue (To Huus, Mitte) und Holger Klemz (Brauhaus Mälzer, 2.v.r.). © Hansestadt Lüneburg | Hansestadt Lüneburg

StadtWC: Galeria-Karstadt und das Brauhaus Mälzer sind dabei

Drei prominente Partner in der Innenstadt konnte Lüneburg bereits für die Kooperation gewinnen. So präsentiert die Stadt zum Start der Kampagne das Brauhaus Mälzer, das Gasthaus To Huus und das Warenhaus Galeria (Karstadt) als Programmteilnehmer. „Das ist ein wichtiges Projekt für unsere Innenstadt, das wir gerne unterstützen“, sind sich die Teilnehmer Holger Klemz (Mälzer), Sven Maue (To Huus) und André Hohmann (Filialgeschäftsführer Galeria) einig.

Mit dem Startschuss der Kampagne sucht die Stadt nun weitere Teilnehmer. Das Budget sieht maximal 15 Partner vor, wie das Abendblatt erfuhr. Zunächst möchte die Stadt das Angebot auf zehn bis zwölf Anbieter anwachsen lassen. Betreiber und Betreiberinnen in der Lüneburger Innenstadt können sich bei Interesse an die Stadt wenden.

Städte wie Bremen und Verden sind Vorbild

„Wir freuen uns über zeitnahe Rückmeldungen, damit wir einen Überblick über Interessenten und jeweilige Standorte bekommen“, so Finn Kubisch aus der Stabsstelle Nachhaltige Stadtentwicklung. Auch ein späterer Einstieg sei möglich – vorausgesetzt, das StadtWC-Netz kann an diesen Orten noch wachsen.

„Das Konzept hat sich bereits in vielen anderen Kommunen bewährt“, teilt Bürgermeisterin Kalisch mit. „Hier gehen Verwaltung, Gastronomie und Handel Hand in Hand“, so Kalisch. „Sie helfen mit, Lüneburgs Innenstadt noch besucherfreundlicher zu machen.“ Unter den Namen „Nette Toilette“ oder „Freundliche Toilette“ sind derartige Kooperationsprojekte beispielsweise in Bremen und in den Kommunen Verden und Vechta umgesetzt worden.

Die StadtWCs sind als Ergänzung zum Ausbau des städtischen WC-Angebots gedacht. Zuletzt war in Lüneburg eine neue WC-Anlage am Reichenbachplatz eingerichtet und kreativ gestaltet worden.

Christian Thomas (l.) und Jonathan Sachau von Dosenfutter gestalten die Außenwände der neuen öffentlichen Toilette am Reichenbachplatz.
Christian Thomas (l.) und Jonathan Sachau von Dosenfutter gestalten die Außenwände der neuen öffentlichen Toilette am Reichenbachplatz. © HA | Hansestadt Lüneburg

Das Thema Toiletten in der Innenstadt bewegte lange auch die Politik im Lüneburger Stadtrat. So gab es im vergangenen Jahr einen Antrag der SPD für ein ähnliches Konzept. Nach einem Änderungsantrag der Grünen wurde im Sozialausschuss dann der Weg des heutigen StadWC-Konzepts als Kompromiss entwickelt.

Die Konditionen für das StadtWC-Programm

Je nach Ausstattung und Anzahl der Kundentoiletten erhalten Teilnehmende für bis zu drei Toiletten eine Entschädigung in Höhe von 120 bis 160 Euro als Beteiligung an Reinigung und Unterhaltung der Toiletten. Wer mehr Toiletten anbietet, bekommt einen weiteren Zuschlag von bis zu 40 Euro. Wenn alles passt, also neben dem Zustand der Toiletten auch die Erreichbarkeit, Lage sowie die Öffnungszeiten, dann schließt die Stadt einen entsprechenden Vertrag ab.

Neben den zusätzlichen Einnahmen sollen teilnehmende Restaurants und Geschäfte von mehr Sichtbarkeit und Werbung durch die Kampagne profitieren. Die Erfahrungen aus anderen Kommunen zeigten außerdem, dass durch eine Teilnahme ganz neue Kunden gewonnen werden.

Weitere Infos sowie das Antragsformular sind auf der städtischen Homepage zu finden. Interessenten wenden sich an Finn Kubisch, 04131-309-3163, finnlasse.kubisch@stadt.lueneburg.de.