Die österreichische Polizei untersucht im Inzest-Fall von Amstetten, wie der geständige Täter Josef Fritzl seine Opfer in dem Kellerverlies mit Lebensmitteln versorgt hat.
Amstetten/Wien. Hierzu gebe es vorerst "keine konkreten Aussagen", sagte Kripo-Chef Franz Polzer der österreichischen Nachrichtenagentur APA am Sonnabend. Die Arbeit am Tatort sei "beklemmend". Jeder zu untersuchende Gegenstand erinnere daran, "was sich hier abgespielt hat". Die Ermittlungen seien für die 35 Beamten der Sonderkommission "sehr belastend". Die Polizisten könnten die Hilfe von Psychologen in Anspruch nehmen.
Nach Auskunft Polzers gibt es zurzeit keine neuen Erkenntnisse in dem Fall. Der Kripo-Chef bezeichnete das Verbrechen als den "außergewöhnlichsten und aufsehenerregendsten Kriminalfall" in Europa seit vielen Jahren. Die Ermittlungen in dem Kellerverlies, in dem der heute 73 Jahre alte Fritzl seine Tochter 24 Jahre lang eingesperrt, sie immer wieder zum Inzest gezwungen und mit ihr sieben Kinder gezeugt hatte, gingen auch am Samstag weiter. Fritzl selbst verweigert inzwischen die Aussage. Seine Opfer, die heute 42 Jahre alte Tochter, sowie fünf ihrer Kinder und seine Ehefrau, werden in einer Klinik psychologisch betreut.
Am Freitag war bekannt geworden, dass Fritzl bereits vor rund 40 Jahren wegen einer Vergewaltigung verurteilt worden war. Dieses Strafe wurde jedoch - den Gesetzen Österreichs entsprechend - inzwischen aus den Akten getilgt. Die Angaben lagen deshalb nicht vor, als Fritzl in den 90er Jahren drei seiner im Inzest gezeugten Kinder adoptierte oder als Pflegekinder annahm. Österreichs Justizministerin Maria Berger will angesichts des jüngsten Kriminalfalls die Tilgungsfrist für Sexualvergehen auf 30 Jahre verdoppeln. An eine Verschärfung der Strafen, die bis zu 20 Jahren gehen können, sei nicht gedacht.
Fritzl sitzt weiter in St. Pölten in Untersuchungshaft. "Wir müssen auf der Hut sein", sagte Günther Mörwald, Leiter der Justizanstalt. Es gebe allerdings "keine konkreten Drohungen" von anderen Häftlingen gegen Fritzl. Der Inzest-Vater sei mit einem zweiten Häftling in einer Zelle untergebracht. Der 73-Jährige werde ansonsten von den anderen Inhaftierten abgeschirmt.
Die Stadt Amstetten startete am Sonnabend eine Initiative, mit der die Menschen ihre "oft sehr beklemmenden Gefühle" ausdrücken können, sagte Bürgermeister Herbert Katzengruber. Die Bürger könnten ihre Gefühle "auf 35-Meter langen Transparenten in Form von Worten, Zeichnungen, Unterschriften zum Ausdruck zu bringen", sagte der Kommunalpolitiker der APA. "Die Ereignisse der vergangenen Tage haben uns alle sprachlos gemacht. Amstetten, eine blühende Stadt in einer wunderschönen Region in Österreich, wurde von einer unfassbaren Tat eines einzelnen Menschen erschüttert. Unser aller Mitgefühl gilt den Opfern dieses schlimmen Ereignisses."