Hamburg. Auf dem eigenen Grün geht der Puls langsamer, Rasenmähen wird zur Meditation. Ein Gefühl, das einem ein Mietbalkon nie geben kann.
Da war es wieder, dieses Thema. Zusammentreffen an einem Sonntagvormittag auf einem Spielplatz im Altbauviertel. Auch zwei Familien, die bereits den Absprung aus der Dreieinhalbzimmerwohnung geschafft hatten, waren gekommen – mal wieder die alte Nachbarschaft besuchen. Um die Mittagszeit dann Aufbruchsstimmung. „Und, was macht ihr heute noch so?“, fragte jemand in die Runde. Die Antwort der Abgewanderten kam prompt: „Also wir bleiben im Garten!“
Ein eigener Garten, tja, da konnten die anderen Beteiligten, allesamt maximal in Besitz eines Mietbalkons, nur betreten dreinblicken. Ja, sie haben Cafés und Restaurants vor der Tür, auch den Kanal und Parks, aber ein Garten, das ist wie mit Werder Bremen und dem HSV – einfach eine andere Liga.
Wohnen Hamburg: Ein eigener Garten – einfach Tür auf und raus
Eine der Altbaufamilien hatte vor Kurzem zumindest einen der begehrten Schrebergärten ergattert, aber da herrscht noch Baustelle, die Laube muss ersetzt werden, und das Grundstück ist komplett zugewuchert. Das dauert noch.
Und auch dann, es ist eben nicht dasselbe. Immer die Tasche packen, Sonnencreme, Kleidung, Buch, Kuscheltier, Essen und Trinken zusammensammeln und sich auf den Weg machen müssen versus einfach nur die Tür aufmachen und: raus.
In der Großstadtpflanze wächst die Sehnsucht nach einem eigenen Stück Grün
Darum ist es ein Naturgesetz: Sobald der Sommer sich nähert, wächst selbst in der überzeugtesten Großstadtpflanze die Sehnsucht nach einem eigenen Stück Grün. Dieses Raustreten können am Morgen, und das nicht nur einen Meter bis zum Balkongitter, gibt einem ein besonderes Gefühl von Freiheit.
Der Kaffee schmeckt direkt anders, wenn er auf einer Terrasse getrunken wird, und der Puls passt sich sogleich dem Rhythmus der sich sacht im Wind wiegenden Blätter an. Kurze Runde entlang der Beete, am besten barfuß über den Rasen.
Garten in Hamburg: Auch schon weniger Quadratmeter sind das pure Glück
Und wie befriedigend dann das Wissen, an einem schönen Sonnentag nicht zwangsläufig einen Ausflug machen zu müssen, weil man auch einfach zu Hause draußen sein kann. In seiner kleinen, grünen Oase. Manchmal reicht es auch, nur die Terrassentür offen zu lassen. Irgendwie wandert das Draußen automatisch mit nach drinnen, die Grenzen werden fließend. Im Englischen gibt es einen passenden Begriff dafür: Indoor-outdoor-living. Die Räume sind so offen, dass man die Übergänge nach draußen kaum wahrnimmt. Ein Ausdruck, der einem bei einer Balkontür nicht in den Sinn kommen würde. Eine offene Terrasse ist ein Lebensgefühl.
Die Größe des Gartens spielt dabei übrigens nur eine geringe Rolle, auch hinter einem Neubau-Townhouse eingezäunte 20 Quadratmeter können ausreichen, um das Herz höher schlagen zu lassen. Der Schritt von einer Wohnung zu einem Haus ist gewaltig, ein Umzug aus einem dicht besiedelten Viertel in eine ruhige Gegend auch nicht immer einfach, aber auf einmal einen eigenen Garten zu haben, das ist nichts anderes als das pure Glück.
Neubau in Hamburg: Gartenarbeit will keiner – aber was heißt schon Arbeit
„Die Leute wollen heute ja gar keinen Garten mehr haben“, sagte mal eine Maklerin bei der Besichtigung eines Neubauprojekts mit Doppelhäusern. „Viel zu viel Arbeit.“ Komisch nur, dass die Objekte des Bauvorhabens, zu denen zumindest noch ein kleiner Grünstreifen gehörte, schon vergeben waren, während die Häuser, die nur über eine Terrasse verfügten, noch auf dem Markt weilten.
Ja, es heißt Gartenarbeit – aber kann man es wirklich Arbeit nennen? Damit ist nicht gemeint, dass es nicht körperlich anstrengend sein kann, einen Baum oder eine Hecke zu beschneiden, literweise Erde zu tragen und meterweise Beete umzugraben.
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Ganz abgesehen vom Terrassenbelag, der geschruppt, von Möbeln, die abgeschliffen, und Zäunen, die gestrichen werden müssen. Das kostet schon alles Zeit und Mühe, ist dabei aber so befriedigend, wie eine Tätigkeit nur sein kann. Auch weil sie immer verbunden ist mit dem Gedanken, sich hier bei schönen Wetter aufhalten zu können.
Wohnen Hamburg: Rasenmähen im eignen Garten, ein einziges Om-Mantra
Darüber hinaus gibt es wohl kaum etwas, wo Aufwand und Ertrag sich unmittelbar die Waage halten, wie Rasenmähen. Man schiebt das Gerät, im selben Augenblick ist das Gras ab, so geht das Meter für Meter, Bahn für Bahn. Wenn man dann auch noch auf ein Akkumodell gesetzt hat und sich nicht einmal mehr Gedanken um die Kabelführung machen muss, wird das Ganze regelrecht meditativ. Das Brummen des Mähers, ein einziges Om-Mantra.
Ach, ein Haus mit einem kleinen Garten, das wäre schön.