Hamburg. Zwischen Bieterkrimi und Bankenthriller – auf dem Immobilienmarkt muss man Nervenkitzel aushalten können. Und so manchen Schockmoment.

Die Suche nach einer Immobilie in Hamburg ist wie ein Roman von Peter Handke. Man startet voller Elan, merkt jedoch schnell, was für eine zähe Angelegenheit es wird, und so sehr man auch hofft, jetzt müsse endlich mal etwas passieren, wird man immer wieder enttäuscht.

Tritt aber doch der ungewöhnliche Fall ein, dass man ein Haus entdeckt, das passen könnte, wird das Ganze von einer zur anderen Sekunde zum Krimi.

Haus kaufen in Hamburg: Zwischen Bieterkrimi und Bankenthriller

Eine Freundin hat das gerade mitgemacht, und selbst als unbeteiligter Beobachter war die Spannung kaum auszuhalten. Das ging schon vor dem Exposé los. Besagte Freundin hatte die Anzeige entdeckt, sofort darauf geantwortet – und gewartet. Eine Stunde, zwei, drei, es wurde Abend und die Freundin extrem nervös.

Am nächsten Morgen rief sie sofort bei der Maklerin an, die direkt den schlimmsten Satz sagte, der in einer solchen Situation fallen kann: „Ich habe es noch nicht geschafft, zu antworten, wir werden überrannt.“

Hamburger Immobilienmarkt: Nichts ist besser geworden, aber alles schlimmer

Dazu muss man sagen: Auf dem Hamburger Immobilienmarkt ist in den vergangenen eineinhalb Jahren nichts besser geworden, aber alles schlimmer. Die Mär von deutlich sinkenden Preisen und Häusern, die nicht mehr weggehen, mag bei Bruchbuden am Stadtrand mit einem Sanierungsstau von hier bis an die Ostsee stimmen, aber sicher nicht bei gut gepflegten Einfamilienhäusern in anständig angebundenen Stadtteilen. Schon gar nicht, wenn diese auch noch zu einem vernünftigen Preis angeboten werden.

In solchen Fällen nämlich sind die Makler wieder obenauf und können sich vor ernst gemeinten Anfragen kaum retten. Da besagte Freundin das weiß, pochte sie umgehend auf einen Besichtigungstermin, so schnell wie möglich, am besten gestern. Und fügte hinzu: „Sie brauchen es dann auch niemandem mehr zu zeigen, wir kaufen es sowieso.“

Immobiliensuche: Kann man der Maklerin trauen?

Irgendwie muss sie das so charmant gemacht haben, dass sie und ihr Mann tatsächlich den ersten Besichtigungstermin bekamen. Und ja, sie wollten dieses Haus!

Doch alle wollten es. Was nur eines bedeutete: ein Bieterwettbewerb.

Die Immobiliensuche wurde zum Thriller. Wie viel soll man bieten? Hoch einsteigen oder ran tasten? Wo liegt die Schmerzgrenze? Wie verhalten sich die anderen? Und kann man der Maklerin trauen, wenn sie sagt, dass erste Gebote 50.000 Euro über dem angebotenen Preis liegen?

Beim Hauskauf geht es um Leben und Tod – zumindest für den Bankenkredit

Drei Tage ging dieses mörderische Unterfangen aus Verhandeln, Rechnen, Kalkulieren, Zittern, Verzweifeln, Pokern. Bis die Maklerin anrief und sagte, die Besitzer würden sich für sie entscheiden – wenn sie bereit wären, dasselbe zu bieten wie die letzten Mitbewerber.

Endlich hatten sie die Zusage. Dass der Kaufpreis nun 100.000 Euro über dem Ursprungspreis lag, war in diesem Moment schon nicht mehr wichtig. Denn nun ging es erneut um Leben und Tod: mit der Bank.

Haus kaufen in Hamburg: Hilfe, der Notartermin rückt näher

Die Familie besaß zwar bereits ein – mittlerweile zu kleines – Haus, dessen Wert in den vergangenen Jahren um mehr als 70 Prozent gestiegen war. Ein absoluter Glücksfall also. Pech nur, dass es die Bank, über die bereits ein Kredit für dieses Haus lief, absolut nicht interessierte, zu welchem Preis es verkauft werden könnte, solange es noch nicht verkauft war.

Es folgten zwei Wochen, die noch schlimmer waren als das Bieten und Stechen. Denn jetzt hatten sie es nicht mehr in der Hand. Ihnen blieb nur, ständig aufkommende Fragen der Sachbearbeiter zu beantworten, immer wieder zusätzliche Unterlagen einzureichen, alles über das komplizierte Konstrukt der Zwischenfinanzierung zu lernen (Funfact: Dafür liegt der Zins bei schlanken sieben Prozent) und in banger Erwartung auf den näherrückenden Notartermin zu gucken.

Immobilien-Schocker: Wenn plötzlich ein weiterer Interessent auftaucht

Mittendrin ein Schockmoment: Ein anderer Interessent war einfach bei den Verkäufern aufgetaucht und hatte ihnen noch einmal deutlich mehr für das Haus geboten.

Doch der Bösewicht und sein unmoralisches Angebot wurden von den Besitzern vom Hof gejagt. Also ging das Vabanquespiel mit der Bank weiter.

Immobilien Hamburg: Haus kaufen ist mörderisch, Haus verkaufen auch

Bis zwei Tage vor dem Notartermin endlich die Kreditzusage da war. Das Unterschreiben des Vertrags verlief dann reibungslos. Was man von dem Verkauf des bisherigen Hauses nicht behaupten kann. Das Ende ist noch nicht geschrieben, aber ohne zu viel zu verraten: Wer sich auf den HamburgerImmobilienmarkt traut muss schon ein echter Krimifan sein.