Hamburg. Das ehemalige Kaufhof-Haus an der Mö wird aufwendig revitalisiert. Es könnte eine Initialzündung werden.

Hamburgs Innenstadt hat schon bessere Zeiten gesehen: Wer einen Schaufensterbummel in den beginnenden 90er-Jahren mit heute vergleicht, dem fehlen nicht nur die Schaufenster und viele Kaufhäuser, es fehlen vor allem die Menschen und das Leben.

Der Krisen-Doppel-Whopper aus Digitalisierung des Einzelhandels und Pandemie mit Homeoffice hat der Hansestadt wie vielen anderen Metropolen zugesetzt. Und mit der Eröffnung des Überseequartiers im kommenden Frühjahr kommt ein weiteres Riesending auf die City zu.

Für einen Abgesang auf die Hamburger City ist es zu früh

Und doch sollten Abgesänge auf die Innenstadt noch nicht angestimmt werden. Denn Hamburgs City bleibt zwar weit unter ihren Möglichkeiten, aber hat die Chancen: Die Lage mit der Alster im Herzen begeistert Städteplaner weltweit und inspiriert sie – die Chinesen haben sie für ihre Reißbrett-Stadt Nanhui New City sogar nachempfunden.

Auch die großzügige Kontorhaus-Architektur, die den Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges erstaunlich gut überstand, hebt Hamburg von vielen anderen deutschen Städten positiv ab.

Nun tut sich etwas bei einem besonderen Schmuckstück: Das Klöpperhaus, in dem zuletzt das Warenhaus Galeria Kaufhof niederging, soll umfangreich revitalisiert werden: Auf den insgesamt 30.000 Quadratmetern sollen von Ende 2025 an Büros, Wohnungen und Einzelhandelsflächen entstehen.

Klöpperhaus soll verschiedene Nutzungen bekommen – und Wohnungen

Diese Nutzungsmischung soll das Leben zurück in die Stadt bringen – und zwar nicht nur zu den Büro- und Öffnungszeiten, sondern an sieben Tagen in der Woche von früh bis spät. Gastronomie und Läden, Wohnungen und Kultur könnten Pulsgeber an der Mö werden.

Der Investor Tishman Speyer denkt nicht nur das Haus, sondern das ganze Quartier neu und will die Langen Mühren, die Bugenhagen- und die Steinstraße beleben, etwa mittels eines bewohnten Atelierhauses. Damit besinnt sich Hamburg auf seine Tradition als Kaufmannsstadt, als Handel, Wohnen, Leben und Kultur lange unter einem Dach zu Hause waren.

Mit dem Klöpperhaus könnte der Startschuss zum Umbau der Innenstadt fallen. Wichtig wäre, dass auch das ehemalige Karstadt-Sports-Gebäude zu neuem Leben erwacht. Die kulturelle Zwischennutzung ist besser als ein Leerstand, aber wesentlich schlechter als eine Dauernutzung.

Ein Sporthaus würde der Hamburger Innenstadt guttun

Ein modernes Sporthaus mit der Arena auf dem Dach könnte noch heute gerade für junge Leute der Anziehungspunkt in der City sein – vermutlich müsste er nur besser gemanagt werden als Karstadt. Warum versucht man nicht, eine der großen Herzogenauracher Sportmarken in die City zu locken? Klar ist, dass die Vermieter mitspielen müssen: Die alten Mieten sind Geschichte, die Zukunft verlangt Flexibilität.

Und noch etwas muss in der Stadt passieren. Die Binnenalster ist bislang eher ein Postkartenidyll als ein Boulevard. Andere Städte wie etwa Hamburgs Partner Marseille hat sein Hafenbecken im Herzen mit einer Gastromeile aufgewertet; in der Hansestadt hingegen fährt kaum ein Bürger abends in die Stadt, um hier seinen Aperol Spritz oder ein Glas Wein zu genießen. Warum eigentlich nicht?

Es muss darum gehen, Hamburgs Innenstadt neu zu entdecken und neu zu denken. Mit rund 900 geplanten Wohnungen hat die Stadt eine wichtige Weiche gestellt. Nun ist es zwingend, auch unkonventionelle Ideen zu prüfen und zu ermöglichen. Die Revitalisierung des Klöpperhauses kann eine Initialzündung für die gesamte City sein – allerdings nur, wenn alle Partner vom Vermieter über die Mieter bis hin zur Politik nun an einem Strang ziehen.