So geht Umweltschutz. Warum Hamburg beim Kaffee alles richtig macht.
Es gibt das Vorurteil, dass man als Einzelner in dieser Welt sowieso nichts ändern könnte. Dass das Quatsch ist, soll jetzt an einem banalen Beispiel in Hamburg bewiesen werden. Vordergründig geht es dabei um Kaffeebecher, tatsächlich aber darum, wie Umweltschutz durch Müllvermeidung in einer Gesellschaft funktionieren kann, die so mobil ist wie die unsrige.
Was Hamburg, bekanntermaßen eine Millionenstadt, dabei vorhat, ist großartig und vorbildlich. Auch weil man einmal mehr ein Problem nicht von oben nach unten löst, sondern mit allen Beteiligten auf Augenhöhe.
Senat, Parteien, Unternehmen, Bürger: Gemeinsam sind selbst große Fragen relativ einfach zu beantworten. Und die Frage, wie man 60 Millionen einmal benutzte und dann weggeworfene Kaffeebecher pro Jahr einsparen kann, ist zweifelsohne eine große Frage. Unter anderem, weil sie auf sehr anschauliche Weise zeigt, wie der einzelne Mensch mit einer einfachen Veränderung seines Verhaltens doch etwas bewirken kann.
Dass sich ausgerechnet Hamburg an diesen Test wagt, dass sich hier innerhalb kürzester Zeit die Allianz nahezu aller wichtigen Kaffee-zum-Mitnehmen-Anbieter gebildet hat, ist umso lobenswerter und überraschender, weil man solche Initiativen von der Hafen- und Kaufmannsstadt eher nicht erwartet.
In Sachen Umweltschutz hat die Stadt trotz der erfolgreichen Ausleihsysteme für Fahrräder und Autos und trotz einer sich ändernden Verkehrspolitik Nachholbedarf. Die Luftverschmutzung bleibt genauso ein Problem wie die zu niedrigen Recyclingquoten beim Müll und die nach wie vor unzureichende Akzeptanz von Biotonnen.
Vor diesem Hintergrund ist der Pakt gegen die Einmal-Kaffeebecher ein wichtiges Symbol – ein Zeichen dafür, dass eine Metropole die ökologischen Probleme, die sie selbst verursacht, auch angeht.
Denn natürlich ist der sogenannte Coffee to go, also der Kaffee zum Mitnehmen, vor allem ein Großstadt-Phänomen. Mehr noch: Beim Schlendern durch die Straßen einen Kaffee zu trinken ist Ausdruck eines Lebensgefühls. Das wollen sich die Hamburger natürlich nicht nehmen lassen – und die Freiheit, ihren Kaffee zu trinken, wann und wo sie wollen, sowieso nicht.
Deshalb wäre es auch völlig falsch gewesen, die Becherflut mit einem neuen Verbot einzudämmen. Auch hier macht die neue Allianz alles richtig: Man will die Kunden zum Wechsel vom Einmal- auf das Mehrweggefäß nicht zwingen, man will sie davon überzeugen.
Das dürfte mit dem neuen Modell relativ schnell gelingen, und die Entwicklung darf am Ende gern damit befeuert werden, dass Kaffee in Einweg-Pappbechern etwas – ach was, deutlich – teurer ist als in Bechern, die mehrfach genutzt werden können.
Die jetzt beschlossene Methode kennt dabei nur Gewinner, zu denen sich auch Hamburgs grüner Umweltsenator Jens Kerstan zählen darf. Es ist auf jeden Fall bemerkenswert, wie kurz die Zeit zwischen seinen ersten konkreten Einlassungen zum Thema und der jetzt nahenden Umsetzung ist. Das spricht für eine extrem gute Vorbereitung, an deren Anfang das Ende schon feststand.
Genau so muss man es machen: schnell, möglichst viele Menschen mitnehmen, Erfolg haben. So sieht auch Politik und politische Arbeit aus, die die Menschen nicht abschreckt, sondern erreicht.
Geht doch!