Hamburg. Gemeinsam mit Unternehmen testet die Hansestadt das Mehrwegsystem, um den Verpackungsmüll zu verringern.

Die Stadt Hamburg will zusammen mit Unternehmen ein Mehrwegsystem für Kaffeebecher entwickeln. „Die Zeit dafür ist einfach reif“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan am Dienstag in Hamburg. Viele Menschen, die Coffee to go nutzen, hätten ein schlechtes Gewissen wegen des Mülls, der produziert werde. „Hamburg sollte vorangehen, in einer Millionenmetropole gibt es so etwas noch nicht.“

In einem zunächst auf die Innenstadt begrenztes Pilotprojekt solle innerhalb der kommenden zwölf Monate herausgefunden werden, wie ein solches System funktionieren könne und welche Probleme gelöst werden müssten, sagte Ulrike Sparr, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. Alle großen Kaffeehausketten – unter ihnen Tchibo, McDonald’s, LeCrobag, BackWerk, Dat Backhus, Balzac und Konditorei Junge – sowie viele kleine Unternehmen wollen dabei sein.

Aufwand soll für Cafés überschaubar bleiben

Stefan Dierks von Tchibo meinte, gemeinsame Mehrweg-Lösungen könnten „ein zusätzlicher Weg sein“. Man beteilige sich gern an der Suche nach einem erfolgreichen System

Die größte Herauforderung sei der Auafbau eine großen Netzes an Aus- und Rückgabestellen, sagte Sparr. „Es muss möglich sein, sich auf dem Weg zur Arbeit in seiner Wohngegend einen Becher Kaffee zu kaufen, diesen auf der Fahrt auszutrinken und den Becher anschließend irgendwo in der Stadt in einem Cafe wieder abgeben zu können.“

Damit so ein System umsetzbar und für die Unternehmen bezahlbar ist, sollten nach den Worten von Dierks möglichst viele Anbieter von Coffee to go dabei sein. Eine gute Zusammenarbeit mit den Behörden könne die Umsetzung befördern. „Vor allem der Mehraufwand für die Unternehmen muss überschaubar sein“, sagte Dierks. Denkbar seien beispielsweise Automaten an U- und S-Bahnstationen, in denen Kaffeebecher zurückgegeben werden könnten.

System soll die Stadt kein Geld kosten

Kerstan legte Wert auf die Feststellung, dass so ein Mehrwegsystgem von Anfang gut gemacht werden müsse. „Vor allem muss es für die Kunden praktikabel und einfach sein.“ Das werde sicher nicht einfach. „ich bin aber froh, dass wir jetzt ins Machen kommen“. Dierks plädierte in diesem Zusammenhang für eine hohe Pfandsumme von fünf Euro, damit es einen Anreiz gebe, den Becher wieder zurückzugeben.

Leitartikel: Ein Becher für alle

Kerstan geht davon aus, dass das System die Stadt – zumindest dauerhaft – kein Geld kostet. Sollte das System funktionieren, werde seine Umsetzung allerdings am Ende nicht am Geld scheitern. Sparr verwies darauf, dass die Stadt bereits jetzt die Möglichkeit habe, eine Abgabe auf Einwegkaffeebecher zu erheben. Allerdings wolle man keinen Zwang, sondern erreichen, dass Unternehmen und Verbraucher freiwillig mitmachten.

Nach den Angaben der Grünen landen in Hamburg jährlich etwa 60 Millionen Coffee-to-go-Becher im Mülleimer. Für Hamburgs Klimabilanz bedeute das zusätzliche 2.400 Tonnen Kohlendioxid – was den Emissionen eines Mittelklassewagens entspreche, der 500 Mal den Äquator umrunde.