Hamburg. Pilotprojekt für mehr Umweltschutz. In diesen Cafés bekommen Kunden ab kommender Woche ihren Kaffee im Mehrwegbecher.
Die Zahlen sprechen für sich: Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) landen bundesweit jedes Jahr rund 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher in der Tonne. Jeder Deutsche nutzt demnach 34 Einwegbecher innerhalb eines Jahres. Dieses sind rund 7,6 Millionen Einwegbecher am Tag und umgerechnet 320.000 Stück pro Stunde.
Elf Cafés machen bislang mit
Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, welche Ressourcen diese Menge an Bechern verschlingt. "Für ihre Herstellung sind rund 64.000 Tonnen Holz, 1,5 Milliarden Liter Wasser, 11.000 Tonnen Kunststoff und eine Energiemenge notwendig, mit der sich eine Kleinstadt ein Jahr lang versorgen ließe", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Ein Grund, weshalb nicht nur die Deutsche Umwelthilfe dafür plädiert, umzudenken. Mit Erfolg.
Inzwischen rückt das Problem immer mehr in das Bewusstsein der Verbraucher. Vielerorts in Deutschland wird nun darüber nachgedacht, wie man die Zahl der Pappbecher deutlich minimieren kann – auch in Hamburg. Einen guten Ansatz hat nun das Team des Hamburger Kaffeeimporteurs El Rojito aus Ottensen auf den Weg gebracht. Unter dem Motto "Refill it" geht am 1. November das von ihnen initierte Mehrweg-Pfandbechersystem für Coffee to go an den Start, an dem sich bislang elf Cafés und Bäckereien beteiligen, unter anderem in Ottensen, Eimsbüttel, St. Pauli und Sternschanze. Und immer mehr wollen mitmachen. "Wir haben schon Anfragen bekommen und führen noch weitere Gespräche", sagt Roman Witt von El Rojito. Ziel sei es, langfristig ein flächendeckendes Netz an Kooperationspartnern in Hamburg aufzubauen.
"Refill it": Diese Hamburger Cafés machen mit
Kunden sollen weiterhin die Wahl haben
Kunden der teilnehmenden Cafés haben dann die Möglichkeit, sich einen der umweltfreundlichen Mehrweg-Pfandbecher für 1,50 Euro zu leihen. Diese bestehen aus nachhaltigem Lignin, auch "Baumsaft" genannt, und sind vollständig biologisch abbaubar. Der Kunde kann den Becher bei seinem nächstem Besuch einfach wieder auffüllen lassen oder gegen Pfand zurückgeben. Der eigene Deckel inklusive Mundstück bleibt jedoch beim Kunden – aus hygienischen Gründen. Die Becher hingegen werden von den teilnehmenden Cafés gründlich gespült und wieder in den Kreislauf zurückgegeben. "Die Becher halten mindestens 75 Spülgänge aus", sagt Witt. Wenn man sie mit der Hand spüle, wohl auch deutlich länger. "Abgenutzte Becher werden von uns natürlich regelmäßig ausgetauscht."
3000 Becher sind inzwischen eingetroffen und werden nun an die teilnehmenden Partner verteilt. 2000 Becher sollen aufgrund der hohen Nachfrage noch einmal nachbestellt werden. "Unsere Partner haben die Idee begeistert aufgenommen", sagt Witt. Im eigenen Café in Ottensen bietet das Team von El Rojito zukünftig nur noch Kaffee im Pfandbecher für den Außer-Haus-Verkauf an – dafür mit 20 Prozent Rabatt. "Unseren Partner haben natürlich die Wahl, auch weiterhin herkömmliche Einwegbecher anzubieten", so Witt. "Wenn nur jeder Dritte bei seiner Bestellung einen Pfandbecher bevorzugt, wäre das schon ein großartiger Erfolg." Das Beste, was man jedoch für die Umwelt tun könne, sei, sich Zeit zu nehmen und den Kaffee einfach in aller Ruhe in einem Café zu geniessen.