Hamburg. Verdi: Nachdem erste Einschränkungen bereits am Mittwoch spürbar wurden, geht der Arbeitskampf jetzt in die Verlängerung.

  • Gewerkschaft ruft NDR-Beschäftigte zum Streik auf
  • Betroffene sollen von Mittwoch 0 Uhr bis Donnerstag 1.30 Uhr die Arbeit niederlegen
  • Vorhaben könnte deutliche Auswirkungen auf Programm haben

Der Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk spitzt sich zu. Mit Warnstreiks bei den Sendern der ARD und dem ZDF wollte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft an diesem Mittwoch nach eigener Aussage „Bewegung in die Tarifrunde bringen“.

Massiv betroffen war der Norddeutsche Rundfunk (NDR): 4400 Beschäftigte aus allen Bereichen wurden aufgerufen, von Mittwoch, 0 Uhr bis Donnerstag, 1.30 Uhr die Arbeit ruhen zu lassen. Der Sender sei aufgefordert, einen Entgelttarifvertrag vorzulegen, „der den Erhalt der Kaufkraft der Beschäftigten sichert“, teilte Verdi am Dienstag mit.

Nachdem am Mittwoch bereits Veränderungen im Programm wahrzunehmen waren, hat die Gewerkschaft jetzt angekündigt: Der Streik geht weiter. Statt wie geplant am Donnerstagmorgen wieder den Betrieb regulär aufzunehmen, ruht die Arbeit weiterhin. Wie noch am Mittwochabend angekündigt wurde, wurde der Protest jetzt bis Freitag, 27. September, 1.30 Uhr verlängert.

NDR-Streik sorgt für Programmausfall am frühen Morgen

Am Mittwochvormittag hieß es vom NDR auf Abendblatt-Nachfrage: „Der kurzfristig angekündigte Streik kann punktuell zu Programmveränderungen führen.“ Zwischen sieben und neun Uhr davon bereits betroffen, waren die Nachrichten zur halben Stunde auf NDR Info. Hier kam es zunächst zum Ausfall – zur vollen Stunde wurde das Format schließlich von NDR 2 übernommen.

Auf NDR Schlager entfielen die Nachrichten zwischen 7 und 8 Uhr ganz. Man versuche die Auswirkungen auf die Programme „so gering wie möglich zu halten“, hieß es vom Sender. Über Änderungen werde auf der NDR-Webseite, in der Programmvorschau und im Videotext informiert.

Streik beim NDR hat Auswirkungen auf Störungs-Management

Auswirkungen des Streiks waren auch beim Sender Billwerder-Moorfleet in Hamburg zu merken. Wie Björn von Mateffy von der VRFF gegenüber dem Abendblatt sagte, war dieser bereits seit 2 Uhr unbesetzt und lief nur noch im Automatikbetrieb. Bedeutet: „Es laufen tagtägliche Störungen auf und diese Störungen werden jetzt nicht mehr beseitigt.“

Über den Sender Billwerder-Moorfleet laufen mehrere UKW-Sender (NDR 90,3, NDR Welle Nord, NDR 2, NDR Kultur, NDR Info, N-JOY Deutschlandradio, Radio Hamburg) sowie digitales Radio DAB+ und digitales Fernsehen DVB-T2.

Wichtig ist, dass das Programm als solches davon zunächst nicht betroffen war. „Es sei denn, es läuft eine Störung auf. Es hängt dann immer von der Störung ab, es kann aber dazu führen, dass der Betrieb ausfällt, wenn darüber ausgestrahlt wird“, so Mattefy.

Verdi ruft NDR-Beschäftigte zum Warnstreik auf und macht Sender Vorwürfe

Konkret fordert die Gewerkschaft, die Gehälter und Honorare um 10,5 Prozent zu erhöhen, mindestens aber um 500 Euro und für Auszubildende um 250 Euro. Die Rundfunkanstalten hätten lediglich knapp 2,4 Prozent mehr pro Jahr über drei Jahre hinweg angeboten.

„Dies stößt wegen der damit drohenden Reallohneinbußen auf nachhaltige Ablehnung bei Festen und Freien in ARD und ZDF“, wird Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz-Dethlefsen zitiert. Gute Arbeit und steigende Ansprüche müssten mit angemessenen Tariferhöhungen bedacht werden. Im Gegenzug müsse die Rundfunkabgabe von 2025 an um mehr als die bislang kalkulierten 58 Cent steigen. Die Gewerkschaft schlug eine Tarifschlichtung im Südwestrundfunk (SWR) vor.

„Wir verhandeln jetzt seit Januar mit dem NDR, und immer noch haben wir kein Angebot, das auch nur annähernd die enorme Inflation berücksichtigt. Dass der NDR glaubt, er könne das Thema aussitzen, ist nicht nur dreist, sondern auch eine Fehleinschätzung“, sagte Björn Siebke von Verdi Hamburg.

Verdi droht NDR mit heißem Herbst

Der NDR wurde letztmals am 5. September bestreikt. Damit reagierte Verdi darauf, dass der Sender sein „inakzeptables Angebot“ nicht nachgebessert habe. Der nächste Verhandlungstermin mit dem NDR ist für den 8. Oktober vereinbart. Sollte es zu keiner Einigung kommen, „müssen wir unseren Arbeitskampf im Herbst erheblich ausweiten“, heißt es in dem aktuellen Aufruf.

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Welche Auswirkungen der Warnstreik auf das Programm hat, ließ sich nach Bekanntwerden der Nachricht zunächst nicht abschätzen. Im Lauf des Jahres waren bereits Ausgaben bekannter Fernsehsendungen wie „Tagesschau“, „DAS!“ und „NDR Talk Show“ wegen Warnstreiks ausgefallen.