Hamburg. Vergangene Woche waren Beschäftigte des NDR in Hamburg in den Ausstand getreten. Jetzt ist die nächste Verhandlungsrunde gestartet.
Nach dem Warnstreik beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Hamburg in der vergangenen Woche gehen die Tarifverhandlungen jetzt in die sechste Runde. Dabei hat der NDR ein neues Angebot vorgelegt. Es sieht unter anderem vor, dass die Gehälter und Honorare zum 1. Oktober 2024 um 4,71 Prozent steigen und zum 1. Januar 2026 um weitere 2,46 Prozent. Sollte es zu keiner Einigung am Verhandlungstisch kommen, kündigen die Gewerkschaften weitere Warnstreiks an.
Warnstreik beim NDR störte auch die „Tagesschau“
In der vergangenen Woche hatten der Beamtenbund (dbb) und die Mediengewerkschaft VFRR die Beschäftigten des Senders zu einem 24-stündigen Ausstand aufgerufen. Von 1 Uhr am Donnerstag bis 1.30 Uhr am Freitag werde kein geregelter Arbeitsbetrieb möglich sein, teilten die Gewerkschaften mit.
Durch den Warnstreik sei es bereits am Donnerstagmorgen zu Problemen bei der „Tagesschau“ mit Jens Riewa gekommen, sagte der Tarifchef des VRFF, Björn von Mateffy, dem Abendblatt. Einzelne Beiträge hätten nicht wie geplant gesendet werden können. „Guten Morgen, meine Damen und Herren, aufgrund eines Warnstreiks beim Norddeutschen Rundfunk gibt es heute ein eingeschränktes Angebot. Wir bitten um Verständnis“, sagte Riewa gegen 6.30 Uhr in der „Tagesschau“, die im Rahmen des Morgenmagazins ausgestrahlt wurde.
„Tagesschau“ in Hamburg bestreikt: Jens Riewa entschuldigt sich für Ausfälle
Auch die Sendung „extra 3“ (mit 1,77 Mio. Zuschauern) konnte nach Angaben der Gewerkschaften nur stark eingeschränkt gesendet werden. Bei früheren Warnstreiks hatte der Sender unter anderem die Ausstrahlung der „NDR-Talkshow“ absagen müssen. Zuletzt waren auch die Übertragung der Leichtathletik-EM, „DAS!“ und „Visite“ betroffen.
Für 10 Uhr am Donnerstag war eine Kundgebung der Gewerkschaften vor der Einfahrt des NDR in Lokstedt geplant. Der Warnstreik richte sich gegen die „Verweigerungspolitik“ der Geschäftsleitung, in der aktuellen Tarifrunde für den NDR ein angemessenes Angebot vorzulegen, sagte von Mateffy.
Nach bislang fünf Runden lag nur ein Angebot über eine Steigerung von 2,25 Prozent ab dem 1. Januar 2024 vor. Weitere 2,46 Prozent könnten ab April 2025 hinzukommen, vorausgesetzt, die 16 Bundesländer stimmten der Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) über eine Beitragserhöhung von 58 Cent zu. Dies aber sei nicht realistisch, da mehrere Länder bereits ihren Widerstand gegen die Erhöhung angekündigt hätten.
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Die Hamburger Aktion war Teil eines bundesweiten Warnstreiks der Gewerkschaften, der auch Teile des WDR, des SWR, von Radio Bremen und das ZDF treffen soll. „Ständige Mehrarbeit und Arbeitsverdichtung, steigende Lebenshaltungskosten sowie Lohnzurückhaltung bei der letzten Tarifrunde vor zweieinhalb Jahren stehen auf dem Konto der Arbeitnehmer“, so von Mateffy. Die Arbeitgeber seien nicht bereit, ihren Teil dazu beizutragen, den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk in Deutschland leistungsfähig zu halten.