Berlin/Hamburg. Kein klares Wort zum Ende der Sendung. Günther Jauch talkt zur “Welt in Unordnung“ – mit alten Bekannten und erschütternder Quote.

Für den Moderator war es eine Sendung wie jede andere, wie Hunderte zuvor: Pünktlich um 22.45 Uhr beendete Günther Jauch, 58, am Sonntagabend die 143. Ausgabe seiner ARD-Talkshow. Über seinen Rückzug zum Jahresende verlor er kein Wort. „Ich beende diese Sendung und mache Ihnen Hoffnung auf den nächsten Sonntag“, sagte er zum Schluss. Oder war das schon einer seiner leisen HInweise?

Die Einschaltquoten waren schlecht: 3,28 Millionen Zuschauer und 12,2 Prozent Marktanteil waren deutlich unter dem Schnitt von rund 4,6 Millionen für Jauch.

Am Freitag hatten Jauch und der Norddeutsche Rundfunk das Ende des ARD-Polittalks zum Jahresende nach gut vier Jahren angekündigt. Der Moderator, der auch bei RTL mit "Wer wird Millionär?" gut im Geschäft ist, gab an, die Entscheidung aus beruflichen und privaten Gründen getroffen zu haben.

Die unspektakuläre Ausgabe zum Thema „Die Welt in Unordnung – kann Politik noch Krisen lösen?“ fand nach 60 Minuten ohne besondere Höhepunkte ein lustiges Ende: Weil CDU-Politiker Peter Altmaier und der Politikwissenschaftler Dietmar Herz (SPD) identische Schlipse in hell-lila trugen, erlaubte sich Jauch die Frage, ob es denn nun eine große Koalition der Krawatten gäbe.

Zuvor hatte Bischöfin Margot Käßmann an die Politik appelliert, die Zivilgesellschaft stärker einzubeziehen. Die Zivilgesellschaft bewege viel, beispielsweise die Hospizbewegung, sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Politiker sollten deshalb den Engagierten zuhören.

Sie habe bei vielen Menschen die Sehnsucht wahrgenommen, dass sich etwas verändere, berichtete Käßmann mit Blick auf den Evangelischen Kirchentag in Stuttgart, der am Sonntag endete. Sie sehe aber nicht, dass es noch Visionen in der Politik gebe. Es gebe keine Durchbrüche mehr in der Politik, „vielleicht auch, weil Konflikte zu wenig ausgetragen werden.“ Die Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017 plädierte für mehr Kontroversen: „Mut zum Streit hilft auch, dass es weitergeht.“

In der Politik würden Themen debattiert, widersprach Peter Altmaier (CDU), Chef des Bundeskanzleramts. „Wir haben 30 Jahre über Alternativen zur Kernenergie diskutiert.“ Jeder Politiker habe die Chance, Dinge zu gestalten. „Es ist das gute Recht des Bürgers, dass er von uns Lösungen erwartet. Politik muss aber wissen: Sie wird niemals alle Probleme dieser Welt lösen können.“

„Die Demokratie ist vitaler, als wir oft denken“, sagte Gabor Steingart, Herausgeber des „Handelsblatts“, mit Blick auf Nichtregierungsorganisationen. Er beklagte eine „Überinszenierung“ von Politik, die viele Menschen abstoße.

„Die Verwaltung steht eindeutig im Mittelpunkt“, beschrieb der Politikwissenschaftler Dietmar Herz seine Erfahrungen in der Politik. Der SPD-Politiker war eine Legislaturperiode lang Justizstaatssekretär in Thüringen. Die Politik enge sich selbst ein, indem sie sich an tagesaktuellen Ereignissen orientiere. Dabei sei Zeit vorhanden, sich zurückzunehmen und über Themen nachzudenken. (HA/dpa/epd)