Gleich in der ersten Sendung weckt RTL mit einem Dauer-Trailer zu einem Sturz von Michelle Hunziker unangenehme Erinnerungen.
"Wer mich auf dem Weg ins Trash-TV vermutet, hat keine Ahnung, wie schnell sich die Fernsehunterhaltung derzeit verändert." So sagte es Thomas Gottschalk dem "Spiegel" noch im Juli.
Hoffentlich sind die prophetischen Gaben des Moderators begrenzt. Denn wenn sein erster Auftritt als Juror in der RTL-Castingshow "Das Supertalent" kein Trash-TV war, sondern ein Beispiel für ein zeitgemäßes Showformat, dann steht es schlecht um die Fernsehunterhaltung.
P. T. Barnum, dessen New Yorker Kuriositätenkabinett im 19. Jahrhundert mit "Attraktionen" wie bärtigen Frauen und siamesischen Zwillingen warb, hätte seine Freude an "Das Supertalent" gehabt. Es geht in der Show, die mit 6,34 Millionen Zuschauern zwar den Quoten-Tagessieg holte, im Vergleich zum Vorjahr jedoch eine Million Zuschauer einbüßte, auch weiterhin nicht darum, echte Talente zu fördern. Sondern lediglich um die möglichst spektakuläre Zurschaustellung von Andersartigkeiten.
Darüber hinaus steht die Frage im Raum, wie es um Gottschalks Haltung gegenüber gefährlichen Tricks bestellt ist. Wenn ein 87-Jähriger an einem Bungee-Seil in die Tiefe springt, das nur von einem Kraftsportler gehalten wird, wenn dem Publikum in nicht enden wollenden Trailern wieder und wieder der Unfall von Michelle Hunziker während eines Castings serviert wird, dann weckt das unangenehme Erinnerungen.
+++ Frank Elstner kritisiert Thomas Gottschalks Moderationsstil +++
Im Dezember 2010 stürzte der "Wetten, dass ..?"-Kandidat Samuel Koch beim Versuch, fahrende Autos zu überspringen so schwer, dass er seitdem vom ersten Halswirbel abwärts gelähmt ist. In der Folge beschloss Gottschalk, die Moderation der Sendung aufzugeben. Heute ist er Teil einer Show, die vom Appellieren an die niederste Instinkte lebt, von Sensations- und Katastrophengeilheit.