Hamburg. 25.000 Fans feiern textsicher auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld. Was zu einem rundum perfekten Auftritt gefehlt hat.
Peter Fox hat Jubiläum, wenn auch kein rundes. Am 4. September 2009 beendete er seine Solotournee mit dem „Stadtaffen“-Album auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld, auf den Tag genau 14 Jahre später ist er wieder zurück. Dieses Mal mit seinem zweiten Soloalbum „Love Songs“ und wieder vor einer riesigen Kulisse. 2009 waren sogar 30.000 Zuschauer auf das Pferdegeläuf in Bahrenfeld gekommen, dieses Mal sind es nur 25.000.
Trotzdem ausverkauft, denn mehr Publikum darf nicht auf den Platz an der Luruper Chaussee. Die Stimmung war damals riesig, das Wetter auch und Gleiches kann über den aktuellen Auftritt festgehalten werden. Nur das Programm unterscheidet sich – natürlich – voneinander. Wobei die größten Hits aus „Stadtaffe“ auch auf der aktuellen Setliste stehen.
Peter Fox steht mit Hamburger Songschreiber und Performer auf der Bühne
Los geht es um Punkt 21 Uhr mit drei neuen Nummern aus „Love Songs“: „Vergessen wie“, „Ein Auge blau“ und „Weiße Fahnen“. Peter Fox singt zusammen mit dem Hamburger Songschreiber und Performer Benji Asare, zwei Tänzerinnen und eine Band unterstützen ihn. Und dann ist da noch ein großer Chor aus 40 bis 50 Leuten, die auf einer Balustrade im hinteren Teil der Bühne mitsingen und mittanzen. Sie repräsentieren die Vielfalt von Fox’ Fans.
Sein Publikum ist bunt und reicht in den Altersklassen von Ü20 bis Ü60 durch alle sozialen Schichten. Peter Fox’ Auftritte sind Wohlfühlkonzerte: Die Hits sind eingängig und mitsingbar, die Rhythmen eingängig und gerade die neuen Lieder von „Love Songs“ passen perfekt zum Sommer wie „Toskana Fanboys“, das im Zugabenteil angestimmt und von Tausenden mitgesungen wird.
Eine der stärksten Nummern von „Love Songs“ ist „Tuff Cookie“ über eine hinreißende Frau. „Du beim Feiern immer Fuß aufs Gas“, singt Fox und genau das machen auch seine Fans, die es bis ganz nach vorne in die Nähe der Bühne geschafft haben. Der Song hat eine Menge Hit-Potenzial und viele Fans können nicht nur den Refrain, sondern den ganzen Text mitskandieren. Ähnliches gilt auf für „Gegengift“. „Lasst uns aufhören mit all der negativen Scheiße und ein Gegengift kochen“, kündigt Peter Fox die Nummer an.
Peter Fox liefert Songs aus dem Seeed-Kosmos
Zu einem pulsierenden Beat reimt er über Chaos auf den Straßen, Wut auf die Nachbarn und die permanente Aggression im täglichen Miteinander. „Such das Gegengift, koch mir Liebe“, endet das Lied. Auch „Weiße Fahnen“ geht textlich in eine ähnliche Richtung. Fox will mit seinen Songs nicht nur unterhalten, sondern auch Inhalte transportieren – wenngleich lyrische Nuancen angesichts der ausgelassenen Stimmung bei einem Livekonzert auch mal auf der Strecke bleiben.
Bei den Songs seines „Stadtaffen“-Albums ist das anders. Jeder der 25.000 kennt die Texte von „Schüttel Deinen Speck“, „Alles neu“ und „Schwarz zu blau“ aus dem Effeff. Krass wie hart Fox mit seiner Heimatstadt Berlin in „Schwarz zu blau“ ins Gericht geht: „Du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau““, singt er. Als Nestbeschmutzer wird er in Berlin dennoch nicht angesehen, weil seine Beobachtungen über das Nachtleben in der Hauptstadt hart an der Realität entlangschrammen.
Auch „Alles neu“ ist das Gegenteil eines optimistischen Liedes, wird aber begeistert mitgegrölt. Völlig abgenudelt ist inzwischen „Haus am See“, der bekannteste Song aus „Stadtaffe“. Peter Fox hat wohl auch die Lust auf das originale Arrangement verloren, deshalb teilt er ihn: Den ersten Part gibt es in einer Latin-Version, den zweiten als Rausschmeißer am Ende der Zugabe in einer balladesken Fassung.
Warum Peter Fox das Duell gegen Fettes Brot verloren hat
Nach nur zwei Platten ist das Repertoire des rothaarigen Künstlers aus Berlin nicht gerade riesig. Aber es gibt ja noch Seeed, die Dancehall-Reggae-Combo, bei der Peter Fox einer der Vokalisten ist. Und die auch der Grund war, dass er vor 14 Jahren seine steile Solokarriere so abrupt beendet hatte, um sich wieder ganz in den Dienst des Seeed-Kollektivs zu stellen. Auch vier Stücke aus dem reichhaltigen Seeed-Repertoire finden sich auf der Songliste für die Trabrennbahn: „Augenbling“, „Ticket“ „Lass sie gehen“ und „Hale Bopp“ hat Peter Fox bei Seeed ausgeliehen.
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Beim karibisch anmutenden „Hale Bopp“ sorgen Steel Drums für eine besondere Klangfarbe und Fox holt noch mehr Leute aus dem Publikum auf die Bühne. Nach 90 Minuten ist die Show vorbei. Auch das war vor 14 Jahren nicht anders. Zufrieden machen sich die Fans auf den Heimweg, doch etwas länger hätte das Konzert sein dürfen. Da haben Fettes Brot am Wochenende mit zwei 140-minütigen Sets ganz anders abgeliefert.