Hamburg. Peter Fox und Co. auf der Tour 2019 ohne Demba Nabé: In der Sporthalle ist bei den Fans von Seeed phasenweise die Luft raus.

Wenn die Frage nach den besten deutschen Livebands aufkommt, werden zwei eigentlich immer mitgenannt: der Dancehall-Reggae-Zehner Seeed aus Berlin und die Electro-Pop-Anarchos Deichkind aus Hamburg. Zwei Bands mit mächtigen Beats, bunten Shows, omnipräsenten Partyhits und weltoffener Großstadt-Haltung.

Beide Ende der 90er gegründeten Gruppen feierten große Erfolge, mussten aber auch tragische Rückschläge verarbeiten. Demba Nabé, ein Drittel des Seeed-Sängertrios neben Pierre Baigorry und Frank A. Dellé, starb im Mai 2018 im Alter von 46 Jahren. Deichkinds Produzent und musikalisches Mastermind Sebastian Hackert ist bereits 2009 gestorben, er wurde nur 32 Jahre alt.

Seeeds "Bam Bam" ist vergleichsweise schwaches Album

Aufhören oder weitermachen? Diese Frage beschäftigte beide Bands. Deichkind erreichte seitdem immer neue kommerzielle und kreative Spitzen, zuletzt mit dem vor drei Wochen erschienenen Album „Wer sagt denn das?“. Seeed zog wenig später mit „Bam Bam“ nach.

Aber auch wenn es keine Konkurrenz zwischen den befreundeten Bands gibt und Deichkinds Porky ein paar Zeilen zum neuen Seeed-Song „Lass das Licht an“ beiträgt, so ist „Bam Bam“ doch ein vergleichsweise schwaches Album. Ohne groß Fahrt aufzunehmen, plätschert es dahin, und dieses Mittelmaß ist am Sonntag auch beim ersten von zwei ausverkauften Konzerten in der Sporthalle zu spüren.

Seeed in Hamburg: Nach langsamen Nummern ist die Luft raus

Sieben Jahre warteten die Hamburger Fans auf die „Music Monks“ von der Spree, aber die enthusiastische Stimmung früherer Konzerte kommt bei aktuellen Liedern wie „Ticket“, „Lass sie gehn“, „Lass das Licht an“ (Porky wird vom Band eingespielt) oder „G€LD“ nicht auf.

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„Hamburg, ihr müsst mehr mitmachen, zumindest ein bisschen!“, ruft Pierre Baigorry zwischendurch, als nach langsameren Nummern wie „Komm in mein Haus“ und ungewohnten Remixen alter Songs spürbar die (sehr warme) Luft in der Halle raus ist. Bewegung in die ansonsten sachte hin und her wogende und wippende Menge kommt natürlich bei den Hits, bei „Augenbling“, „Ding“ und „Dickes B“, und bei Pierre Baigorrys Liedern aus seiner Solophase als Peter Fox auf.

Schüttelt Seeed bis zum Zusatzkonzert den angesetzten Speck ab?

„Schüttel deinen Speck“ wird von den 7000 wörtlich genommen. Auch Fox-Nummern wie „Schwarz zu Blau“ und „Alles neu“ erinnern daran, dass sein Dancehall-trifft-Orchester-Pop von 2008 deutlich abwechslungsreicher und mitreißender war als die aktuellen Produkte aus dem Hause Seeed. Mit am besten wird in der Sporthalle interessanterweise das elek­tronisch stampfende „Seeeds Haus“ von 2012 aufgenommen, das doch sehr im Revier von Deichkind (und dem Hamburger/Berliner DJ Boys Noize) wildert.

Sei es drum: Die Comeback-Tournee hat gerade erst begonnen, und vielleicht schafft es Seeed ja, bis zum Konzert am 23. November in der dann ebenfalls ausverkauften Barclaycard Arena den angesetzten Speck abzuschütteln.