Ein kurzer, heftiger Abschied: Peter Fox überzeugte auf der Bahrenfelder Trabrennbahn vor 30.000 Fans.
Hamburg. Wenn ein Bus zwei Stunden vom Gänsemarkt bis nach Bahrenfeld (und zurück) braucht, dann weiß man wieder, wie sehr die Bahrenfelder Pferdewiese mit dem aufgehippten Namen TrabArena für Open-Air-Konzerte geeignet ist: überhaupt nicht! Aber wer Peter Fox bereits in der Großen Freiheit oder in der Sporthalle gesehen hatte, der wusste, dass es sich auch in der TrabArena lohnen würde zu kommen - zum vorläufigen Finale der einjährigen Solo-Karriere des Seeed-Sängers aus Kreuzberg quetschten sich 30 000 Fans in Busse, Bahnen und Autos.
Der Kreuzberger Pierre Baigorry alias Peter Fox wartete dementsprechend lange, bevor er um 21 Uhr mit einem eingedeutschten Remix von Erykah Badus "The Healer" begann: "Egal, wo du wohnst, wir kommen um dich zu holen. Die Affen steigen auf den Thron, Hamburg, gebt uns ein Ho!" intonierte Fox verhalten an der Duesenberg-Gitarre zupfend. Auch beim dritten Hamburger Auftritt war das kein gutes Intro, aber anschließend nahm der Peter-Tross mit Bläsern, Bass, Gitarre, Schlagzeug, Background-Ladies und den vier Percussion-Artisten der Cold Steel Drumline Fahrt auf: "Lok auf 2 Beinen", "Der letzte Tag" und "Stadtaffe" waren drei Stücke, die sehr gut für das Fox-Erfolgsrezept stehen. Treibende Beats, pumpende und scheppernde Arrangements und eingängige Gesangsmelodien, Balkan-Brass, Dancehall-Vibes und Pop-Refrains gingen auch ohne die Orchestersamples des Erfolgsalbums "Stadtaffe" sofort in die Beine, auch wenn in den Weiten des Open-Air-Geländes trotz eines ziemlich klaren Sounds weniger Dynamik erzeugt wurde als in der Großen Freiheit.
Die vier großen Sitzplatztribünen, welche das Areal einrahmten, wurden so schnell zu Stehpartys mit Aussicht auf den Arme schwenkenden Ameisenhaufen vor und auf der Bühne. "Danke für alles, Hamburg, jetzt kann ich mir mein Haus kaufen". Ein "Haus am See" natürlich, eine von Peters Balladen neben dem melancholischen "Ich Steine, du Steine", welche sein Talent auch für ruhigere Töne live wieder eindrucksvoll unter Beweis stellten. Und wenn das eigene Werk nicht ausreichte, konnte sich Fox immer auf Remixe seiner Stammband Seeed ("Grosshirn") verlassen, um die Setliste zu strecken. Dazu kam in Hamburg auch eine Neuinterpretation "einer großen Band der 70er. Wir nennen das Stück King Kong und die weiße Frau": Led Zeppelins "Kashmir", ein schöner Knaller.
Zum Schluss allerdings konnte sich mancher des Zeitspieleindrucks nicht erwehren. Eine lange Drumsession nebst Werbepause für das am Konzerttag erschienene dritte Album von Backgroundsängerin Miss Platnum ("The Sweetest Hangover") schoben den Zeiger der Bühnenuhr langsam in Richtung 90-Minuten-Grenze, die dann mit "Aufstehn", "Alles Neu" und der einzigen Zugabe "Dickes B" überschritten wurde. Das war es dann mit Peter Fox. Ein etwas längeres Finale, zum Beispiel mit dem in Hamburg vergessenen "Stadtaffe"-Höhepunkt "Zucker", wäre bei 30 000 Besuchern schon angebracht gewesen. Aber schön war es ja.
Epilog: Ein Rätsel wurde auch nach einem Jahr gelöst: Der stets bei Fox-Konzerten über die Bühne stromernde Mann mit der Affenmaske durfte am Ende sein Gesicht zeigen: Es war Monk, der Co-Texter von "Stadtaffe" und früher Teil der Berliner Hip-Hopper Moabeat.