Hamburg. Er kann vom Akzent seines Publikums nicht genug bekommen. Warum der australische Singer-Songwriter in Hamburg dennoch viel fluchte.
So souverän und ehrlich beglückt kann wohl nur ein Musiker aus Übersee sich für seine Zugabe in eine Deutschlandflagge hüllen. Sowieso, der australische Singer-Songwriter Dean Lewis flirtete mit seinem vorwiegend weiblichen und ziemlich jungen deutschen Publikum bei seinem Open-Air-Konzert im Stadtpark heftigst. „Ich liebe euren Akzent“, rief er am Mittwoch immer wieder in die Menge – dass ein „Aussie“ sich das traut.
Konzert Hamburg: Australier Dean Lewis beim Stadtpark-Open-Air
So schön „schüchtern und höflich“ sei das deutsche Publikum, meinte Lewis von der Bühne herab. Wer weiß schon, wie sich die Australierinnen benehmen, wenn der junge Mann mit der Surferfrisur vor ihnen steht.
Der Sänger beteuerte jedenfalls, die deutschen Eigenheiten so sehr zu verehren, dass er wohl einmal eine Deutsche heiraten werde. Die aus beiden Händen geformten Herzsymbole der Zuschauer schnellten sogleich hundertfach in die Höhe. Hoffentlich macht Lewis seinem Amsterdamer Publikum am Freitag nicht ebenfalls einen Antrag.
Vorband um Zoe Wees hätte eigenes Stadtpark-Konzert bestreiten können
Der Australier, der sein ausverkauftes Konzert im schlichten All-Black-Outfit und mit seiner Akustikgitarre auf einer eher kargen Bühne bestritt, trat pünktlich zur Primetime um 20.15 Uhr auf. Eingeheizt hatte dem Publikum zuvor die kraftvolle Stimme der Lokalmatadorin Zoe Wees, die das Stadtpark-Open-Air dem Applaus nach zu urteilen auch ohne den Hauptact hätte bestreiten können.
Allerdings: Die rund 4000 Konzertbesucher waren ja für Dean Lewis da. Das bewies großer Jubel schon während der ersten Anschläge von „Looks Like Me“. Unterstützung gaben dem Australier zwei ebenfalls surferfrisurtragende Musiker, die seine Titel wechselnd auf Schlagzeug, Akustik- oder E-Gitarren begleiteten. Für die besonders gefühlvollen Beinahe-Schnulzen stand ein Flügel bereit und für die Extraportion Niedlichkeit holte Lewis im Laufe des Abends seinen kleinen Bruder zum Duett auf die Bühne. „Yellow“ von Coldplay coverten sie gemeinsam.
Dean-Lewis-Konzert ließ auch Tränen kullern
Der Australier spielte am Mittwoch schon sein zweites Konzert in Hamburg. Statt wie vor wenigen Jahren nur 200 Menschen waren ungefähr 20 mal so viele für ihn angereist. Einer seiner größten Auftritte überhaupt sei das, sagte er mehrfach stolz.
Dank seines Songs „Be Alright“, den spielte er gen Ende des Konzerts selbstredend auch, ist der Singer-Songwriter heute Mitglied im Spotify-Milliarden-Club. Doch nicht nur gestreamt punktet Lewis, Autodidakt an der Gitarre, mit seiner samtigen Stimme. Er überzeugt auch live.
„Fuck“, „Shit“ und „Fucking Shit“: Fluchen kann Dean Lewis gut
Rund 20 Lieder lang war Lewis’ Setlist. „Und die handeln alle von dem gleichen Mädel. Ist das nicht beschissen?“, fragte er ganz unverblümt. Fluchen kann Lewis gut. „Fuck“, „Shit“ und „Fucking shit“ sagt er nur zu gern. Angesichts seiner sanften Songs fiel da mancher Konzertbesucher vielleicht aus dem siebten Himmel.
Dass alle seiner vorgetragenen Titel von ein und derselben Frau erzählen, ist nicht ganz richtig. „How Do I Say Goodbye“ etwa hat er seinem krebserkrankten Vater gewidmet. „Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder einen so guten oder bedeutungsvollen Song wie diesen schreiben werde“, äußerte Dean einmal kurz nach Erscheinen des Songs. Viel wichtiger aber die Nachricht, die er am Mittwoch auch im Stadtpark verkündete: Sein Vater ist derzeit in Remission. Da kullerten beim Publikum die Tränen vor Rührung – wie erst kürzlich bei einem weiteren Stadtparkkonzert.
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Stadtpark-Open-Air: Neuer Song von Dean Lewis erstmals vor Publikum
Wie die letzten Sonnenstrahlen des Tages an diesem 21. Juni über das Publikum zogen – schon sehr atmosphärisch. Wer sich für Dean Lewis eine jener Sonnenbrillen eingesteckt hat, durch deren Tönung alles mit einem warmen Gelbstich erscheint, hat etwas richtig gemacht am längsten Tag des Jahres.
Und wenn wir schon dabei sind: Auch Dean Lewis war zur rechten Zeit am rechten Ort. Statt für die Wintersonnenwende in seiner Heimat hat er sich für den Hamburger Mittsommernachtstraum entschieden. Zur Feier des Tages spielt er seinem Publikum einen gänzlich neuen Song vor. Dass er viermal ansetzen muss, bis der klingt (erneut inklusive Flucherei), beweist nur, wie frisch geschrieben „In A Perfect World“ tatsächlich ist. Die zweite Hälfte des Titels soll in der Studioversion ein noch unbekannter Feature-Musiker singen.