Hamburg. Das Theaterstück „Pah Lak“, zu Gast am Hamburger Ernst Deutsch Theater, thematisiert die systematische Unterdrückung Tibets durch China.

„Die Tibeter sind wilde Tiere.“ Deng, eine chinesischer Polizeioffizier (Lhakpa Tsering), sagt diesen Satz. Er klingt wie Hohn, denn er sagt ihn zu der schwer verbrannten Nonne Deshar (Kalsang Dolma), die in einem Gefängnis in Lhasa auf einem Folterstuhl sitzt. Seit Jahrzehnten unterdrückt der kommunistische chinesische Staat die Tibeter, verweigert ihnen ihre Unabhängigkeit und hat ihren religiösen Führer, den Dalai Lama, dazu getrieben, ins Exil nach Indien zu gehen.

Doch Deng ist unter Druck. Er muss aus der Nonne das Geständnis herauspressen, dass sie den Befehl zur Selbstverbrennung vom Dalai Lama höchstpersönlich bekommen hat. Ansonsten droht ihm selbst Haft oder gar Tod durch die höhergestellten Genossen der hierarchisch organisierten Partei. Doch Deshar hat sich ohne Weisung angezündet – als gewaltfreies Fanal und Symbol für die Leiden des tibetischen Volkes.

Ernst Deutsch Theater: Das Imperium schlägt zurück

„Pah-Lak“ heißt das Theaterstück, mit dem Schauspieler des Tibetan Institute of Performing Arts (TIPA) und des Tibet Theatre gerade in Deutschland gastieren und auch im Ernst Deutsch Theater Station machen. „Pah-Lak“, das tibetische Wort für „Vater“, zeigt verschiedene Aspekte der Unterdrückung des buddhistischen Volkes, das seit 1949/1950 völkerrechtswidrig von der chinesischen Armee besetzt worden ist. Es geht um die von den chinesischen KP-Führern verlangte Umerziehung der Tibeter, um die Zerstörung ihrer Klöster und um ihren Widerstand gegen das brutale Regime in Peking.

Allein seit dem letzten großen Aufstand 2008 in der tibetischen Hauptstadt Lhasa, hat es mehr als 160 Verbrennungen besonders von Mönchen und Nonnen gegeben. „Ich habe meinen Körper verbrannt, um meine Seele zu offenbaren. Es gab keinen anderen Weg“, sagt Deschar, die verzweifelte Nonne im Stück.

Inszeniert hat Lhakpa Tsering das Stück, das eine Reihe autobiografischer Details enthält, denn Tsering selbst hat sich 2006 angezündet und überlebt. Acht Schauspieler und Schauspielerinnen sowie zwei Musiker der Exil-Theatergruppe spielen das vom indischen Dramatiker Abhishek Majumdar geschriebene Stück, Tsering hat dabei die zentrale Rolle des Folter-Polizisten übernommen. Es gibt eine ganze Reihe harter Szenen in der fast dreistündigen Aufführung, vor allem nach der Pause, wenn Deschar verhört und gefoltert wird.

Zustände in Tibet: Stück liefert viele Hintergrundinformationen

Wer bisher wenig von den Zuständen in Tibet gewusst hat, bekommt hier (und ebenso im ausführlichen Programmheft) sehr viele Hintergrundinformationen zu dem seit mehr als 75 Jahren währenden Konflikt. „Pah-Lak“ ist zeitgenössisches hochpolitisches Theater. Schade, dass es in Hamburg nur eine Aufführung gegeben hat.