Hamburg. Comedy-Band von Hollywoodstar Jack Black hat wenig musikalische Raffinesse – genau das feierten 6500 Fans in der Hamburger Sporthalle.
- Tenacious D spielte in der Hamburger Sporthalle vor 6500 Zuschauern
- US-Star Jack Black präsentierte sich dabei, wie sonst auch: Aufgedreht, humorvoll und voller Herz – aber etwas eindimensional
- Qualitativ ist das Konzert leider auf dem Niveau von Nickelback-Albumfüllern
Das Tolle an US-Schauspieler Jack Black ist, dass er immer sich selber spielt: voll aufgedreht wie ein Gitarrenverstärker, immer im roten Bereich, humorvoll und voller Herz und Leidenschaft für Musik wie in „High Fidelity“ (2000) oder „School Of Rock“ (2003). Das macht ihn allerdings auch etwas eindimensional, in ernsteren Rollen wie in „Der Schakal“ (1997) oder „Der Staatsfeind Nr. 1“ (1998) wirkte er immer deplatziert. Von seinem schrägen Auftritt dieses Jahr in der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ ganz zu schweigen.
Nicht anders ist es mit seiner musikalischen Laufbahn. Auch da ist Jack Black immer Jack Black: humorvoll und voller Herz und Leidenschaft für Musik. Vielleicht etwas eindimensional. Vor bald 30 Jahren stand er zum ersten Mal mit dem kongenialen Komiker und Musiker Kyle Gass auf einer Bühne, die Initialzündung für das gemeinsame Musikprojekt Tenacious D. Auf bislang vier Alben, in TV-Serien und im Kinofilm „Kings Of Rock – Tenacious D“ (2007) überziehen und karikieren sie Klischees und Hörgewohnheiten aus Rock und Metal.
Tenacious D in Hamburg: Jubelorkan lässt fast das Dach der Sporthalle abheben
Der Erfolg kann sich sehen und hören lassen. Das dritte Album „Rize Of The Fenix“ erreichte 2012 die Top Ten sowohl in den USA als auch in Deutschland, im selben Jahr füllte das Duo bei der Hamburg-Premiere die Sporthalle. Und die ist auch am Dienstag wieder bis auf den letzten Platz gefüllt.
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Man könnte meinen, Jack Black und Kyle Gass würden ein Kinopublikum anziehen. Aber als die beiden, begleitet von drei weiteren Musikern, mit „Kickapoo“ und „Low Hangin’ Fruit“ loslegen, lässt ein Jubelorkan fast das Sporthallendach abheben.
Ein unbeschreiblicher Lärm aus 6500 Kehlen – die bis zum Ende des 90 Minuten langen Abends wirklich jede Textzeile mitsingen. „Tribute“, „The Metal“ – die Fans feiern, klatschen und tanzen, als stünde die beste Band der Welt auf der Bühne.
Die gute, alte „Spinal Tap“ – oder „Wayne’s World“-Schule. Party time, excellent!
Dabei ist es das vielleicht schlechteste Konzert des Jahres. Die Songs, die Black und Gass aus ihren Akustikklampfen schrummen, haben die Raffinesse von Nickelback-Albumfüllern, auch die Band zeigt bei ihren Solos eher mittelmäßiges Talent.
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Und die Scherzeinlagen wie aufblasbare Saxofone („Sax-A-Boom“), ein Ironman, der bei „The Metal“ über die Bühne stakst, oder ein blankgezogener Hintern von Gass vor „Dude (I Totally Miss You)“ sind jetzt auch nicht so der Knaller – eher schon der Running Gag mit nie funktionierenden Pyroeffekten. Die gute, alte „Spinal Tap“- oder „Wayne’s World“-Schule. Party time, excellent!
Der Höhepunkt ist eigentlich das Publikum. Voll dabei, immer auf Zack. Hier zückt man bei Balladen noch Feuerzeuge statt Handys. Dafür verdient sich Hamburg, anders als bei den meisten Auftritten der Tour, sogar neben „Master Exploder“, „The Spicy Meatball Song“ und „Fuck Her Gently“ eine vierte Zugabe: „Good Times, Bad Times“ von Led Zeppelin, gut gespielt und gut gesungen. Aha, die können ja doch was. Bis dahin dachte man, der Einzige, der was draufhat, wäre der Beleuchter: tolles Lightshow-Solo!