Hamburg. Sound mäßig, Boden eklig, aber insgesamt ein feines Fest: 7000 feierten mit der Folk-Punk-Band aus Boston in der Sporthalle.
Es gibt diese Abende, da sitzt man in der Kneipe, und der Nebenmann rückt näher und beginnt ungefragt und ungebeten, seine 90 Minuten lange Lebensgeschichte zu erzählen: gebrochene Herzen, gebrochene Versprechen, gebrochene Knochen. Maloche, Rosentattoos, das letzte Red-Sox-Spiel. Schwerer Schnapsatem. Das musikalische Äquivalent dazu ist ein Konzert der Dropkick Murphys aus Boston: irisch inspirierter Folk kombiniert mit Punk und Hardcore. Stromgitarren balgen sich mit Banjo, Mandoline und Tin Whistle.
Sporthalle Hamburg feiert die Dropkick Murphys
Fast 7000 wollen sich das am Mittwoch in der sehr gut gefüllten Sporthalle Hamburg nicht entgehen lassen. Aber bevor die 1996 gegründete sechsköpfige Truppe ohne Sänger Al Barr (der aktuell seine kranke Mutter pflegt und auf der Tour von Bassist Ken Casey vertreten wird) auf die Bühne kommt, müssen die Fans Geduld beweisen.
Drei Vorbands, Jesse Ahern, The Rumjacks und Pennywise, werden aus dem Bus- und Truck-Konvoi hinter der Sporthalle ausgespuckt. Und ein Blick in das Publikum und an die Getränkestände zeigt, dass nicht alle Besucherinnen und Besucher die Murphys noch erleben werden, zumindest schwanken vereinzelte schon bedenklich.
Die Masse aber ist da, als die Hauptband die Party mit „The State of Massachusetts“ und „The Boys Are Back“ einläutet. „Blood“ und „Mick Jones Nicked My Pudding“ stampfen gut nach vorne, die Gitarren gehen aber in der mal wieder mäßigen Sporthallen-Akustik unter.
Fans der Dropkick Murphys kämpfen gegen klebrigen Boden
So klingen die Dropkick Murphys an diesem Abend eher wie die Dubliners. Aber gegen den zackigen Rhythmus und die eingängigen Melodien kann man sich nicht wehren. „Ich würde gern tanzen“, ruft eine Frau, „aber der Boden klebt so sehr.“
Das stimmt allerdings. Nach einem Akustik-Set mit „Cadillac, Cadillac“ und „Barroom Hero“ mit Gastsänger Sammy Amara von den Broilers sind die Schuhe mit dem besudelten Hallenboden (Bier und Rum-Cola aus Literbechern) verwachsen.
Die Murphys beschleunigen wieder mit „Skinhead On The MBTA“, „Queen Of Suffolk County“, „First Class Loser“, „You’ll Never Walk Alone“, „Rose Tattoo“ und „Worker’s Face“, aber trotz des viel konsumierten Gebräus ist die Sporthalle nicht gerade ein Hexenkessel verglichen mit vorherigen Besuchen der Band in Hamburg.
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Als sie nach „Kiss Me, I’m Shitfaced“ die Bühne verlässt, machen die 7000 eigentlich nicht viel, um sie zurück auf die Bretter zu fordern. Dennoch gibt es noch „Dirty Old Town“, „I’m Shipping Up To Boston“ und „Boys On The Docks“ als Zugabe, bevor die Fans den Weg zum Ausgang nehmen. Zumindest die, die sich vom Hallenboden lösen können.