Hamburg. Der Sänger aus Auckland begeistert in der Nochtwache mit Akustik-Pop im Stil von Ed Sheeran. Spielte hier der nächste Superstar?
Die Popwelt ist vermeintlich klein geworden. Trends aus den Clubs in Afrika, K-Pop-Gruppen aus Korea, das nächste große Ding aus Nashville sind in kürzester Zeit hier angekommen und in der Musik verschmolzen. Trotzdem ist Neuseeland offensichtlich immer noch weit weg. Weiter weg geht es kaum.
Und so spielt Sänger und Songschreiber Mitch James aus Auckland, in der Heimat nach den erfolgreichen Alben „Mitch James“ (2018) und „Patience“ (2022) ein Platinstar, in der Hamburger Nochtwache vor handgezählten 60 Besucherinnen und Besuchern. Das dürfte schon eine Umstellung für einen Künstler sein, der im Vorprogramm von Ed Sheeran schon vor Zehntausenden auftrat.
Mitch James: Akustik-Pop der Ed Sheeran-Schule in der Nochtwache
Aber wo eine Bühne ist, ist ein Weg auf dieser „The Long Road Home“-Tour. Angefangen hatte der 27 Jahre junge Mitch James wie viele seiner Generation mit Hilfe von YouTube und Sozialen Netzwerken. Dort sammelte er seine Tutorials, um sich selber Gitarre beizubringen, und eine erste Anhängerschaft, der seine mit Handy gefilmten Songs gefielen. So fand ihn 2016 auch der neuseeländische Musiker Malaa, der ihn bei Sony Music unterbrachte.
„Das ist das erste Konzert meiner Welttournee, und das in Hamburg“, freut sich Mitch James und gibt seinem Keyboarder das Signal für eine Stunde emotionalen Akustik-Pop der Sheeran-Schule. Der erste Applaus zaubert ein Grinsen von der Elbe bis Neuseeland. Die Songs, die James gern spontan auf Hamburg umdichtet und tatsächlich schon früh im Set mitgesungen werden, sind simpel, aber eingängig mit einem sonnigem Vibe, sogar „All The Ways To Say Goodbye“ über das Vermissen der Liebsten auf Tour. Aaaw. „Ich flog 40 Stunden und ihr singt alles mit, das ist wundervoll.“
Mitch James: Lieder über Obdachlosigkeit und seine kranke Mutter
Die Funken zwischen Sänger und Publikum fliegen, die unmittelbare Nähe im Kellerclub tut ihr Übriges, nicht zu vergessen Geschichten wie die über seine Obdachlosigkeit in „No Fixed Abode“, die berühren. Wenn er ein Lied über seine krebskranke Mutter singt, sind Tränen auf und vor der Bühne echt – „My Mama And Me“. Das ist selten schön, aber doch selten schön.
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Der „Beautiful Stranger“ vom anderen Ende der Welt hat den Club in der Hand - und in sein Herz geschlossen. Es wird viel gelacht, auch weil reißende Saiten ein Running Gag des Abends sind. Man möchte ihn nicht gehen lassen nach seinen „last goodbyes“ in Form der Zugabe „Sunday Morning“, denn wer weiß, wann er wiederkommt. Bei Ed Sheerans erstem Auftritt auf dem Kiez, 2011 im East Hotel beim Reeperbahn Festival, waren übrigens auch nicht mehr als 60 Leute.